„Ist dir deine Leber wurst?“, fragt die Deutsche Leberhilfe etwa auf einem Plakat, das derzeit in Köln zu sehen ist.
KampagneWie die Deutsche Leberhilfe Köln Hepatitis-frei machen will

Mit einer stadtweiten Plakatkampagne soll auf das Thema aufmerksam gemacht werden.
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Die Weltgesundheitsorganisation will Hepatitis B und C weltweit bis 2030 eindämmen - ein sportliches Ziel, da sich laut WHO immer noch rund 6000 Menschen täglich mit dem Hepatitis-Virus infizieren. Für Hepatitis C, so priorisiert es die WHO, soll zudem alsbald ein Impfstoff entwickelt und hergestellt werden. Da Probleme aber oft am besten im Kleinen gelöst werden, sollen nun Initiativen auf lokaler Ebene wie in Köln dabei helfen, die Bevölkerung für die Krankheit und ihre Risiken zu sensibilisieren.
„Hepatitis-freies Köln“ ist ein Modellprojekt der Deutschen Leberhilfe, die in Köln ihren Hauptsitz hat. „Ist dir deine Leber wurst?“, steht etwa auf einem der Plakate der Kampagne, die stadtweit zu sehen sind. Denn unbehandelte Hepatitis-Erkrankungen greifen die Leber an, und können im schlimmsten Fall zu einer Leberzirrhose oder einem Leberkrebs führen.
In Köln schätzen Experten rund 3000 unentdeckte Hepatitis-C-Infektionen
Drei wichtige Ziele hat die Leberhilfe formuliert: „Vorbeugung, Testung und Behandlung“, fasst Projektleiterin Babette Verster sie zusammen. Gegen Hepatitis A und B gibt es eine Impfung, auch darauf weist die Kampagne hin. Alle Formen lassen sich heute gut behandeln oder sogar heilen. Für eine Therapie müssen sie aber erst einmal erkannt werden. „Leider werden die Infektionen oft zu spät entdeckt, weil es zunächst keine Symptome gibt“, sagt Professor Dr. Dirk Nierhoff, Leiter des Leberzentrums der Uniklinik Köln. In Köln schätzen die Experten alleine rund 3000 unentdeckte Hepatitis-C-Infektionen.
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„Seit 2021 ist die Zahl der Neuinfektionen stark angestiegen, allerdings nur, weil seitdem mehr getestet wird“, so Nierhoff. Beim „Gesundheits-Check ab 35“ werden Patientinnen und Patienten seitdem auch auf die zum Teil chronisch verlaufenden Hepatitisformen B und C untersucht. Im Rahmen von „Hepatitis-freies Köln“ ist auch ein Flyer für Patienten und Hausärzte entstanden, der alle 14 Schwerpunktpraxen sowie Beratungsstellen in Köln auflistet. „Wir wollten eine Schnittstelle zwischen den Hausärzten, die die Krankheit diagnostizieren, und den Behandlern herstellen, damit eine schnelle Behandlung möglich wird“, so Nierhoff.

Prof. Dr. Dirk Nierhoff, Leiter des Leberzentrums an der Uniklinik Köln
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Dabei hat sich die Behandlung seit rund zehn Jahren schon extrem vereinfacht: Die Therapie in Tablettenform dauert bei einer Hepatitis-C-Erkrankung nur noch zwischen acht bis zwölf Wochen. „Wir haben dank neuer Medikamente eine 98- bis 99-prozentige Heilbarkeit“, sagt Professor Dr. Dirk Nierhoff. „Hepatitis B ist nicht heilbar, die tägliche Einnahme eines Medikamentes unterdrückt aber die Viruslast bei den meisten komplett. Die Leberwerte normalisieren sich und das Bindegewebe in der Leber bildet sich zurück.“
Die Hepatitis-Viren der fünf Typen A, B, C, D und E haben unterschiedliche Übertragungswege. Während Hepatitis B über Körperflüssigkeiten und Blut übertragen wird, wird der Typ C fast ausschließlich über direkten oder indirekten Blutkontakt übertragen. Zu den Risikogruppen zählen laut der Kölner Hausärztin Dr. Nazifa Qurishi, Projektpartner der Initiative, vor allem Menschen, die Drogen konsumieren. Die Gefahr einer Infektion steige auch in Gefängnissen, bei ungeschützten Sexualkontakten oder bei Tätowierungen unter unsterilen Bedingungen. „Auch Menschen, die vor 1992 Transfusionen oder operative Eingriffe hatten, sind betroffen“, so Qurishi. „In meiner Praxis haben sich auch schon Patienten vorgestellt, die sich bei zahnärztlichen Eingriffe in Osteuropa infiziert haben.“

Ein Plakat der Initiative „Hepatitis-freies Köln“
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Ende Februar sollen alle Akteure für ein großes Netzwerk in Köln an einen Runden Tisch gebracht werden, dann soll auch das Gesundheitsamt dabei sein, sowie Sozialarbeiter und Betriebsärzte. In der Zukunft sei auch eine Übertragung der Kampagne auf andere Städte denkbar, so Babette Verster.