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„Oft besorgt, wie es weitergeht“Mitarbeitende des Infektionsschutzzentrum der Uniklinik Köln über die Corona-Zeit

Lesezeit 4 Minuten
Vier Mitarbeiter des Infektionsschutzzentrums der Uniklink Köln

Reinigungskraft Niko Fricke, Infektiologe Dr. Jakob Malin, Leiterin Prof. Dr. Clara Lehmann und Arzthelferin Kirsten Böttcher (v.l.) berichten über ihre Arbeit im Infektionsschutzzentrum.

Das Infektionsschutzzentrum der Uniklinik Köln hat am Donnerstag nach über drei Jahren seine Türen geschlossen. Vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erzählen, wie sie die Zeit dort erlebt haben.

Nachdem das Zentrum in Haus 16 und Haus 11 beheimatet war, zog es später ins extra errichtete Gebäude 80 neben der Klinikkirche St. Johannes der Täufer. Wir haben mit Mitarbeitenden gesprochen.

Niko Fricke, 31, Glas- und Gebäudereiniger:

„Bevor ich im Infektionsschutzzentrum angefangen habe, habe ich wie auch jetzt wieder OPs gereinigt. Ich hatte großen Respekt vor der Aufgabe, weil meine Frau zu der Zeit schwanger war. Ich habe mich oft gefragt: Was ist, wenn ich mich doch anstecke? Aber ich habe trotzdem zugesagt. Die Anfangszeit war sehr anstrengend. Nach jedem Patienten musste alles komplett gereinigt und desinfiziert werden, immer wieder habe ich den Boden und sogar die Decke gereinigt. Alles in voller Montur, mit Maske, Kittel, Schutzbrille und sicherheitshalber zwei Paar Handschuhen. Perform, das Reinigungsmittel, war noch stärker als das auf den Stationen. Ich habe in der Zeit literweise Desinfektionsmittel verbraucht, meine Hände waren davon sehr kaputt. Trotzdem war die Zeit aufregend und das Team war wie eine Familie. Meine Frau habe ich damals nicht angesteckt, mein Kind ist inzwischen zwei Jahre alt. Während ich hier gearbeitet habe, habe ich mich nicht ein einziges Mal mit Corona angesteckt.“

Dr. Jakob Malin, 37, Infektiologe:

„Ich habe im Labor in der Forschung gearbeitet und kam dann ins neue Infektionsschutzzentrum. Damals gab es noch kein Testangebot der Stadt und keine Schnelltests. Um einen PCR-Test zu bekommen, musste man manchmal mehrere Stunden warten. Ich habe die Nasen-Rachen-Abstriche gemacht und wir Ärzte mussten zunächst noch abklären, ob eine Indikation vorliegt. Außerdem haben wir geholfen, die Infektionsketten nachzuvollziehen, haben Namen von Kontaktpersonen notiert und ans Gesundheitsamt weitergeleitet. Später habe ich viel geimpft.

Vor allem in der frühen Anfangszeit hatte ich großen Respekt vor der Infektion. Ich erinnere mich, dass ich einmal meine Schutzbrille vergessen hatte und ein infektiöser Patient hustete mir direkt ins Gesicht. Ich habe reflexartig das Zimmer verlassen und mir das Gesicht desinfiziert, was wirklich sehr unangenehm war. Im Laufe der Pandemie konnte man das Risiko dann besser einschätzen und wusste sich gut zu schützen. Infektiologe zu werden war immer mein Wunsch und ich war stolz, an der Front mitzuarbeiten und später auch klinische Studien zu betreuen. Das erlebt wahrscheinlich nicht jede Kollegin oder Kollege in seiner Berufslaufbahn. Aber ich bin auch nachhaltig erschöpft. Was die Arbeitszeit betrifft, bin ich lange über meine persönlichen Grenzen gegangen.“

Der überdachte Wartebereich des Infektionsschutzzentrums an der Uniklinik ist leer.

Der überdachte Wartebereich des Infektionsschutzzentrums an der Uniklinik bleibt wie schon zuletzt leer. Wie das Gebäude 80 weiter genutzt wird, ist noch unklar.

Prof. Dr. Clara Lehmann, 45, Leiterin des Infektionsschutzzentrums:

„Es bewegt mich, dass die Arbeit in diesem Zentrum nun endet. Wir hatten als Team eine sehr intensive Zeit zusammen, immer motiviert und hilfsbereit, und ich bin stolz darauf, diese Menschen aus den verschiedenen Abteilungen hier zusammengebracht zu haben. Das Infektionsschutzzentrum entstand in nur 24 Stunden, im Haus 16 hatten wir eigentlich schon eine Abrissparty gefeiert. Am Anfang hatten wir 70 Testpersonen am Tag, das kam uns viel vor. Zu Hochzeiten waren es dann 700.

Wir haben so viel erlebt. Zu Beginn haben uns die Menschen Geschenke gemacht, später kippte die Stimmung, und viele der Wartenden waren aggressiv, so dass wir eine Security brauchten. Ich war oft besorgt, wie es wohl weitergeht. Mit dem Impfstoff wusste ich dann, wir kommen aus dem Tal heraus. Auch wenn ich zwischenzeitlich wütend war, wegen der Frage, wer als erstes geimpft werden möge – nämlich nicht die, die in vorderster Reihe gearbeitet haben. In der Pandemie wurden viele Fehler gemacht. Einer davon war, Kinder und Jugendliche so lange zuhause zu lassen. Wenn wir etwas aus der Zeit lernen wollen, muss man das alles aufarbeiten. Denn ich gehe davon aus, dass wir so etwas auch noch mal bekommen: Krankheitserreger werden immer häufiger von Tieren auf den Menschen übertragen.“

Kirsten Böttcher, 65, Arzthelferin:

„Wir haben hier eigentlich alles in Eigenregie gemacht, das war toll. Ich habe den Empfang betreut, habe Abstriche gemacht oder mich darum gekümmert, wenn es Reparaturen gab. Im Sommer haben wir die Menschen in der Warteschlange mit Getränken versorgt. Es war ein Kommen und Gehen, wie man es in meinem Beruf sonst nie erlebt. Immer wieder gab es neue Richtlinien, manchmal jeden Tag. Es war eine stressige Zeit, aber ich bin richtig traurig, dass sie vorbei ist. Ich habe es auf keiner Station bisher erlebt, dass man sich im Team so unterstützt. Und in den drei Jahren hatte ich nicht ein einziges Mal Corona.“