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In fünfter GenerationMalzmühle: Hotel und mehr Platz

Lesezeit 3 Minuten

Melanie Schwartz führt die Malzmühle in fünfter Generation. Die 29-jährige Geschäftsführerin möchte  das Familienunternehmen um ein Hotel erweitern.

Innenstadt – An ihren ersten Schluck Mühlen-Kölsch erinnert sich Melanie Schwartz eher mit Schaudern. „Ich war damals vier oder fünf Jahre alt und hielt das Kölsch von meiner Oma für Apfelsaft“, erzählt die 29-Jährige schmunzelnd. Inzwischen ist die attraktive Kölnerin verantwortlich für den Wohlgeschmack von mehr als 18 Millionen Gläsern Kölsch – so viel des obergärigen Kultgetränks wird in der Brauerei zur Malzmühle jährlich in etwa hergestellt.

Im Mai 2011 hat die Betriebswirtin die Geschäftsführung der ältesten Kölner Privatbrauerei in der Altstadt von ihrem Vater, Josef Schwartz, übernommen, nachdem der 59-Jährige aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten muss.

Akzeptanzprobleme in der von Männern geprägten Branche habe sie ganz und gar nicht, sagt die hochgewachsene Frau mit den langen, blonden Haaren. Schließlich ist ihr das Geschäft mit Hopfen und Malz von Kindesbeinen an vertraut.

Gemeinsam mit ihrer Schwester Jennifer (27), die derzeit noch in Weihenstephan ihr Brauingenieur-Studium absolviert, habe sie unter den Holztischen Verstecken gespielt, aus Bierdeckeln Türmchen gebaut und in der Küche nach Schnitzel mit Pommes verlangt, so die gelernte Pferdewirtin und mehrfache Kölner Stadtmeisterin im Dressur- und Springreiten. Bereits als Schülerin wusste Schwartz daher auch, dass sie mit der Fortsetzung der Familientradition beruflich aufs richtige Pferd setzen würde. „Mein BWL-Studium war die logische Konsequenz. Ich mag das alles sehr hier, Familie und Firma gehören für mich zusammen“, sagt die Geschäftsführerin, die sich selbst als „Mädchen für alles“ bezeichnet.

Als herausfordernd betrachtet sie lediglich ihre „noch fehlende Erfahrung“, aber dafür stünden ihr ja nicht nur der Vater sowie Mutter Gabriele (57) beratend zur Seite, sondern auch Dr. Michael Rosenbaum als weiterer Geschäftsführer. Von den meisten der rund 70, vielfach langjährigen Mitarbeiter lässt sich die junge Chefin duzen. „Wir sind ein harmonisches Team“, betont Melanie Schwartz, die bereits als Aushilfe im elterlichen Betrieb dem prominentesten Malzmühlen-Gast, Bill Clinton, 1999 bei dessen Besuch die Hand schüttelte. „Ich war beeindruckt, wie normal der war“, sagt die Kölnerin über den früheren US-Präsidenten. Mit ehrgeizigen Plänen möchte Melanie Schwartz in fünfter Generation das vor 154 Jahren gegründete Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft führen. Sobald der Bauantrag genehmigt ist, soll die Malzmühlen-Gastronomie erweitert werden. Im ersten Stock, wo früher die Familie wohnte, werden weitere 150 Plätze in einem traditionell urig eingerichteten Raum entstehen, der sich bei Bedarf teilen lässt. Derzeit verfügt die Malzmühle über 300 Plätze in vier Sälen. „Wir sind im Winter fast immer ausgebucht und brauchen dringend mehr Platz.“ Ende nächsten Jahres, spätestens Karneval 2014, sollen sich die ersten Gäste im Obergeschoss Mühlen-Kölsch und Malzbier schmecken lassen.

Beim Umbau der ersten Etage des fünfgeschossigen Gebäudes in einen zusätzlichen Gastraum und der Einrichtung eines Höhner-Museums (wir berichteten) wird es nicht bleiben. Vom zweiten Stock bis unters Dach soll noch ein kleines Hotel mit etwa 35 Zimmern entstehen. Die neue Herberge, voraussichtlich im Drei-Sterne-Segment angesiedelt, werde ebenfalls von der Familie geführt, so Melanie Schwartz.

Um die nötige Auslastung angesichts des großen Hotelbetten-Angebotes in Köln macht sich die Unternehmerin keine Sorgen. „Wir liegen sehr zentral, nahe zur Messe, zur Innenstadt und den Weihnachtsmärkten.“ Dazu ein leckeres Kölsch gleich im Hause und die typisch kölsche Brauhausküche – was soll da schon schiefgehen . . .