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Hells Angels dominieren in KölnDie Kölner Rockerszene – Gewalt als Geschäftsmodell

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Spuren einer schrecklichen Bluttat: Ende Mai wurde ein 35-Jähriger durch einen Kopfschuss getötet.

Spuren einer schrecklichen Bluttat: Ende Mai wurde ein 35-Jähriger durch einen Kopfschuss getötet.

Der Kölner Rockerszene werden etwa 100 Männer zugerechnet. Die Hells Angels sind nach Kenntnissen der Polizei die dominierende Rockervereinigung in der Stadt. Wir geben einen Überblick.

Vielleicht ging es um Schulden, vielleicht auch um eine Frau. Über das Motiv, das Anlass für die Hinrichtung eines einstigen Hells-Angels-Rockers (35) nahe dem Böcking-Park in Mülheim gewesen sein könnte, wollen die Ermittlerinnen und Ermittler nichts verraten. Die Verdächtigen, zwei 26 und 30 Jahre alte Männer, werden mit internationalem Haftbefehl gesucht, sie sollen sich aber unmittelbar nach der Tat ins Ausland abgesetzt haben. Auch auf die Begleiterin (28) des Opfers hatten die Verdächtigen gefeuert. Die Frau befindet sich noch immer in ärztlicher Behandlung.

Tatverdächtige und Opfer gehörten einst gemeinsam dem Rockerclub „Rhine Area“ der Hells Angels an, diese Gruppierung hat sich inzwischen aufgelöst. Seit dem Angriff in Mülheim ist schnell wieder Ruhe eingekehrt in der Szene. „Wir haben die Lage im Blick. Momentan gibt es keine Anzeichen für neue Auseinandersetzungen“, sagt Kriminaldirektor Dirk Schuster (56), Abteilungsleiter im Kampf gegen das Organisierte Verbrechen.

Hells Angels dominieren in Köln

Die Hells Angels sind nach Kenntnissen der Polizei die dominierende Rockervereinigung in der Stadt. Seit dem bundesweiten Verbot der konkurrierenden Bandidos im Sommer 2021 ist es deutlich ruhiger geworden auf Kölns Straßen. Die Zeit der offenen Machtkämpfe und Gebietsstreitigkeiten scheint vorerst vorbei zu sein. Derzeit gibt es in Köln mit „Rhine City“, „CGN City“ und „Honorfield“ drei Clubs der Hells Angels. Jedem Club werden zwischen zehn und 20 Mitglieder zugerechnet. Drei weitere Vereine gibt es, die jedoch keine Konkurrenz zu den Hells Angels darstellen.

Rauschgifthandel und Prostitution sind oftmals die lukrativen Betätigungsfelder der Rockergruppen, daran hat sich in den vergangenen Jahren wenig geändert. „Mitglieder haben in den vergangenen Jahren häufiger den Club gewechselt, schon vor etwa zehn Jahren sind die Alt-Rocker von jungen Männern mit Hang zu hoher Gewaltbereitschaft abgelöst worden“, berichtet Schuster. Über Securityfirmen besetzen sie teilweise die Türen angesagter Clubs im Kölner Nachtleben. Und wer die Tür beherrscht, hat oft auch den Drogenhandel im Griff. Einen Motorradführerschein hat nach Kenntnissen der Polizei nur noch jeder zweite Rocker.

Dass Stärke und Skrupellosigkeit zu den Kernkompetenzen in der Szene gehören, hat sich nicht erst durch die gezielten Schüsse in Mülheim bestätigt. Im Oktober 2021 hatten unbekannte Täter nachts in der Straße Thürmchenswall mindestens drei Schüsse auf einen Ex-Hells-Angel (31) abgefeuert. Eine Kugel hatte die gläserne Haustür durchschlagen. Der unrühmliche Höhepunkt eines Streits im Milieu, der die Mechanismen der Rockerwelt offenbarte.

Jahrelang fungierte der muskelbepackte Käfigkämpfer, der in den sozialen Netzwerken einst vor einem Ferrari posierte, im Honorfield-Club als gefürchteter Partner des Chefs (38). Doch dann kam es zum Bruch zwischen den Männern. Den Besuch eines 15-köpfigen Schlägertrupps hatte der 31-Jährige nach Informationen der „Bild“ damals mit einem Schmähvideo beantwortet und seinem Chef einen „diktatorischen Führungsstil“ vorgeworfen.

Dem unehrenhaften Rauswurf folgten die Schüsse. Geklärt wurde der Zwist in einer Shisha-Bar in der Türkei, wo der einstige Kölner Rotlichtpate Neco A. (50) als Friedensrichter für die Rocker fungiert und auch jetzt wieder die Wogen glättete. „Er verfügt immer noch über Einfluss. Auch nach Köln“, schildert Dirk Schuster. Neco A. ist 2007 aus Deutschland abgeschoben worden und wird international gesucht.

Einstige Rotlichtgröße fungiert als Friedensrichter

Am liebsten vollziehen die Rocker ihre kriminellen Geschäfte im Verborgenen, gleichzeitig kommt es in sozialen Netzwerken und intern immer wieder zu harten Machtdemonstrationen, die der Polizei einen Einblick in die Vorgänge der Clubs liefern. Ansonsten hat es die Polizei schwer. „Diese Clubs haben kein Vereinsregister, in dem die Mitglieder aufgelistet sind“, sagt Schuster ironisch, manchmal helfen simple Verkehrskontrollen, um zu erfahren, wer da auf einem Motorrad sitzt.

Auch wenn die Bandidos inzwischen verboten sind und sich deren Mitglieder zum Teil anderen Gruppierungen angeschlossen haben, sorgte zu Jahresbeginn das Verschwinden des einstigen Bandidos-Bosses Aykut Ö. (35) für Schlagzeilen. Er war auf dem offenen Vollzug in der JVA Euskirchen verschwunden. Provokativ hatte er wenig später ein Bild gepostet, das ihn breit grinsend zwischen zwei Rockerbrüdern in einem Club in Junkersdorf zeigen soll. Nach ihm wird ebenfalls mit internationalem Haftbefehl gefahndet. Vor seiner Festnahme im Jahr 2021 hatte er sich lange Zeit in Spanien aufgehalten.