Der 222. Geburtstag des Hänneschen-Theaters wurde am Wochenende mit einem Fest für die ganze Familie auf dem Eisenmarkt gefeiert.
222. GeburtstagEinmalige Einblicke im Hänneschen-Theater
Zum Feiern ist keine Zeit. Niemand singt „Happy Birthday“. Selbst am 222. Geburtstag muss gearbeitet werden. „Das Leben ist kein Rosenmontags-Zug“, fasst Oma für Enkel Hännes all ihre Lebensweisheit in einen Satz zusammen – und versucht zu trösten: Das Wichtigste sei doch, dass man sich „leev hat“ und „zo Huss“ ist.
Müssen die berühmten Stabpuppen und ihre Spieler am Wochenende auf der großen Geburtstagsparty am Eisenmarkt auch nicht weniger als zehn Auftritte hinlegen, die Kölnerinnen und Kölner durften ihr kölschestes aller kölschen Theater hoch leben lassen. Dazu gab es ein vielfältiges Programm. Wie Fotos aus den 30er Jahren im Foyer des Puppentheaters beweisen, sind heute wie damals sicher fünf Mal mehr Erwachsene als Kinder im kühlen Theater und warten auf die angekündigte Weltsensation: Das Geheimnis des Puppenspiels soll gelüftet werden.
Aber erst eröffnet die Tanzgruppe „Kölsch Hännes'chen 1955“ in historischen Kostümen der Puppen mit einem Kölschen Medley das historische Theaterfest. In den Reihen wird gesungen, geschunkelt und geklatscht. Dann ist es soweit: Ausnahmsweise ist die Britz, hinter der ansonsten die Puppenspieler verschwinden, weg. Der Blick auf ihre Kunst ist frei. Es ist eng dort, Fingerspitzengefühl, Stimme und Schauspiel-Talent sind nötig, damit die Puppen lebendig werden, damit der Schmetterling durchs Bühnenbild fliegt und die Räder des Planwagens sich drehen. Das Publikum ist begeistert.
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Zum Ehrentag fällt „de Britz“
Mitten drin Marlene, die sich über dieses kreative „Britz erav“ freut. Sie sei schon als Kind hier gewesen, habe sich aber aus Angst vor dem Teufel auch mal hinter der Bank versteckt. „Das ist Kölner Kultur, Sprache. Lieder mitzusingen, tolle Atmosphäre – wie früher.“ Benji, ihr kleiner Hund, hat sich inzwischen bei der Feuerwehr niedergelassen. Falls es mal brennt, hat das Traditionskorps der Kölner Berufsfeuerwehr seine historische Handdruckspritze von 1886 zum Theaterfest auf den Eisenmarkt gestellt: restauriert und voll funktionsfähig. „Theoretisch und auch praktisch“, sagt Timo Frischleder, 2. Vorsitzender der „Kölsche Funkentöter von 1932“ und verteilt Orden – vor allem an die Kinder. Auch Elefant Monti, Liebling der Kinder, quält sich bei der Hitze am Samstag. Zur Belohnung gibt's einen Orden auf den Rüssel.
Zur Feier des Tages ist ein historischer Vergnügungspark aufgebaut: ein nostalgisches Kinder-Karussell (for ümme), das unentwegt seine Runden dreht. Wer will, kann Dosen werfen. Clownin Kasia Balou schickt unzählige Seifenblasen in die Luft, umringt von Pänz, die staunen, die Blasen fangen oder sie zerplatzen lassen. Eine magische Atmosphäre. Zu einer Schnitzeljagd durch die Altstadt lädt Detektiv Fabio ein. Elf Aufgaben müssen gelöst werden. Eine knappe Stunde soll das dauern. Auch wenn Mama, Papa oder die Großeltern helfen: Nicht alle halten das durch.
Richtiggehend umlagert wird „Magic Ingo“. Aus unzählbaren Luftballons erschafft er wahre Kunstwerke. Milan (5) und Leo (fast 10) sind zufrieden. Ylvi (6) protestiert. Ihr Luftballon sei viel zu klein. Der Meister lacht und legt nach. In wenigen Minuten entsteht eine riesige Giraffe. Marlene möchte einen Drachen – und bekommt eine rosa Libelle. Die Neunjährige zeigt stolz die großen schwarzen Augen. „Ooh“ Mit dem Insekt im Arm entdeckt sie Monti. Schwupp: Libelle landet bei Papa. Das Geschäft brummt auch am Wurstwagen und am Zapfhahn. Marion weiß zu schätzen, dass die Preise für Bier und Wurst nicht überhöht sind.
Und Freundin Hildegard freut sich, dass es nicht so voll ist. Sie warten auf die Reise in die Vergangenheit über zwei Jahrhunderte, für die es weit mehr Interessierte als Plätze gibt: Viele möchten einen Blick auf die optischen Spielzeuge werfen, mit denen seit 1720 Fahrensleute Bilder von der großen weiten Welt zu den Menschen brachten, zu denen sie Geschichten erzählten. Vom Guckkasten über die Laterna Magica zum Ombre Chinoise, in der Musik, Bewegung und Licht-Effekte die Zuschauer erfreut haben. Fast wie heute sagt Dirk Schmitt, Künstler und Sammler, verschmitzt. „Früher haben die Leute in den kleinen Kasten geschaut, heute tun sie das auch: ins Handy.“
Gesungen wird auch – na klar. Die „Jecke Öhrche“ lehren ihre Zuhörer auf dem Flug zum Wolkeplatz Gebärdensprache. Das klappt ganz gut. Und Björn Heuser lässt singen: Lob-lieder auf Köln. Lob auch für das Puppentheater. „Toll, dass es das nach 222 Jahren in dieser Form noch gibt.“ Während die Besucher ihr Veedel hochleben lassen, ist Theaterchefin Marx hoch zufrieden: „Es war aufregend und ich bin sehr glücklich, wie es gelaufen ist.“