Köln – Das war ein schmerzliches Eigentor: Die Kampagne der Stadt Köln in Zusammenarbeit mit der Polizei für friedliche Fußballspiele erntet breite Kritik. Vor allem an dem Slogan „Wir freuen uns auf Fangesänge – aber bitte nur im Stadion“ erhitzten sich in den sozialen Medien die Gemüter. Nun hat sich auch noch der Geschäftsführer des 1. FC Köln mit deutlichen Worten zu den Aufrufen geäußert.
Christian Keller erteilt der Kampagne rundweg eine Absage. Es handele sich dabei um eine Vorverurteilung der Fans. Stadt und Polizei haben mittlerweile reagiert und den Slogan zu den Fangesängen aus den eigenen Kanälen in den sozialen Netzwerken gelöscht.
Kampagne sollte sich vor allem gegen Gewalt wenden
Köln spricht sich gegen Gesang auf den Straßen aus? Das mutet seltsam an. Allein bei dem Gedanken an Karneval. In diese Stoßrichtung ging auch die Kritik in den Kommentaren auf dem Netzwerk Instagram, auf dem Stadt und Polizei die Kampagne vorrangig gefahren haben. Dabei greifen die Verantwortlichen nicht nur Fangesänge auf. Es handelt sich auch um Aufrufe gegen Gewalt durch Fußball-Chaoten, gegen rücksichtloses Verhalten in öffentlichen Personennahverkehr im Umfeld von Bundesligaspielen und gegen wilden Müll rund ums Stadion.
Kommentar: Pauschaler Freispruch
So pauschal die Vorverurteilung von Fangesängen der Stadt Köln in der Kampagne geraten sein mag, so pauschal ist sicherlich auch der Freispruch für alle FC-Fans, den Geschäftsführer Christian Keller erteilt.
„Wir haben keine gewalttätigen Fans.“ Da stellt sich die Gegenfrage, woher die Strafen rühren, die der 1. FC Köln schon für das Fehlverhalten einiger seiner Anhänger zahlen musste. Wie Hohn muss dieser Satz auch denen in den Ohren klingen, die beispielsweise erleben mussten, wie Fans nach einem Spiel eine Stadtbahn aufschaukelten. Ja, der größte Teil der FC-Fans ist friedlich, einfach nur positiv fußballbekloppt, aber es gibt eben auch den kleineren Teil gewaltbereiter Chaoten. Vor allem den haben Stadt und Polizei mit ihrer Kampagne in den Blick genommen – und prophylaktisch diejenigen, die mit dieser Szene liebäugeln.
Darum wäre es angebracht gewesen, der FC würde die Kampagne – wenn schon nicht unterstützen – wenigstens selbstkritischer und damit auch differenzierter bewerten.
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Grundsätzlicher als zumeist im Internet ist die Kritik des FC-Geschäftsführers. Zwar sei die Kampagne in einer Zeit erdacht worden, als er noch nicht in Köln war. „Aber es hat jüngst einen Austausch mit Stadtdirektorin Andrea Blome dazu gegeben“, sagt Keller auf einer Pressekonferenz des Erstligisten. Und da habe er ihr „deutlich gemacht“, was er von den Aufrufen halte. „Ich habe gesagt, dass der FC diese Kampagne nicht unterstützen kann, weil es sich dabei um eine Vorverurteilung der Fans handelt. Wir haben mitnichten gewaltätige Fans.“ Laut Keller sei Gewalt ein gesamtgesellschaftliches Problem. Bei einer allgemeinen Kampagne dagegen sei der FC gerne dabei. „Dann muss das aber einen größeren Fokus haben“, so der Geschäftsführer.
Stadt räumt Fehler ein
Die Stadt räumt Fehler ein. „Zugegebenermaßen erweckt die verkürzte Aussage den Eindruck, als hätte die Stadt Köln pauschal etwas gegen Fangesänge außerhalb von Stadien“, so eine Sprecherin. Dem sei nicht so. „Ganz im Gegenteil freut sich die Stadt Köln über friedliche und respektvoll gelebte Fankultur inklusive Fangesänge.“ Und die seien selbstverständlich auch außerhalb des Stadions erlaubt. So gelebter Fußballliebe würden Ordnungsamt und Polizei sensibel und verständnisvoll begegnen. Die Grenze werde aber erreicht, wo Anwohner und Geschäftsleute erheblich gestört würden. Die Kampagne verfolge vor allem das Ziel, dass alle aufeinander achten. Die Verwaltung nimmt die Schuld auf sich. Zwar sei auch die Polizei an der Kampagne beteiligt. Die Inhalte kämen aber von der Verwaltung.
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Darum: „Bezüglich des angesprochenen Social-Media-Posts bedauert die Stadt, dass die positive Haltung gegenüber friedlichen Fans damit in den Hintergrund rückt. Da dieses verkürzte Statement zu Missverständnissen geführt hat, hat die Stadtverwaltung die Entscheidung getroffen, es von ihrer Homepage zu nehmen.“ Die Entschuldigung wird auch im Namen der Stadtdirektorin Andrea Blome und des Polizeipräsidenten Falk Schnabel ausgesprochen.