Köln – Neulich hat Christian Keller eine schöne Anekdote erzählt. Sie bringt ziemlich genau auf den Punkt, was der ehemalige Macher des SSV Jahn Regensburg und der Fußball-Zweitligist aus der Oberpfalz auch fast ein Jahr nach der Trennung noch immer einander bedeuten. Die Paarungen der ersten DFB-Pokal-Runde waren gerade erst aus dem Lostopf gefischt, als plötzlich zahllose Nachrichten auf dem Mobiltelefon des Geschäftsführers von Bundesligist 1. FC Köln einliefen.
„Ich freue mich, dass die Menschen mich sehen wollen.“
Keller befand sich zu dem Zeitpunkt auf dem Nachhauseweg vom Geißbockheim. „Ich hatte das Handy in der Mittelkonsole liegen. An einer Ampel habe ich plötzlich gesehen, dass es noch und nöcher blinkt.“ Vor lauter Arbeit an seiner neuen Wirkungsstätte war ihm glatt durchgegangen, dass an besagtem Sonntagabend die Pokal-Auslosung auf dem Programm gestanden hatte. „Ich hatte in einer Minute 50 Nachrichten, 40 davon aus Regensburg. Da wusste ich schon: Scheiße, das ist nicht das optimale Los“, sagte der sympathische Schwarzwälder mit einem Schmunzeln.
In diesen Tagen, so kurz vor dem Wiedersehen mit jenem Club, bei dem er achteinhalb Jahre lang sämtliche Fäden zog, steht das Handy des 43-Jährigen erneut nicht still. „Ich bekomme jede Menge Nachrichten aus Regensburg, wer sich alles mit mir treffen will. Wenn ich all diesen Wünschen nachkommen würde, müsste ich mich für die nächsten zwei Wochen in Köln ausboten“, sagte der FC-Sportchef, um am Donnerstag in einem Atemzug eine höfliche Absage zu versenden: „Ich freue mich, dass die Menschen mich sehen wollen. Es geht aber leider nicht.“
Baumgart ruft erneut das Finale als Ziel aus
Am Samstag (15.30 Uhr, Sky) werden dennoch alle Blicke auf Christian Keller gerichtet sein, wenn sein ehemaliger und sein neuer Club im Regensburger Jahnstadion anlässlich der ersten DFB-Pokal-Runde 2022/23 aufeinandertreffen. Die Konstellation ist eine sehr spezielle für Keller, der den SSV Jahn im vergangenen Jahrzehnt prägte wie kein Zweiter. Ihm ist es zu verdanken, dass der einstige marode Regionalligist heute als kerngesunder Zweitligist dasteht, der die Pandemie ohne Verluste überstanden hat und sich obendrein eines schmucken Stadions erfreuen darf. „Das war über viele Jahre hinweg mein Baby“, blickte Keller zurück. „Wir sind aus dem Nirgendwo gekommen und haben an einem kleinen Standort einen relativ soliden Zweitligisten geformt.“
Beziehungen, die ein Leben lang halten
Damit einher ging der Aufbau „vieler zwischenmenschlicher Beziehungen. Beziehungen, die hängen bleiben, wenn man durch schwierige Phasen gegangen ist. Diese Beziehungen werden ein Leben lang halten“, unterstrich Keller hörbar berührt. „Auch wenn ich nun ein Jahr aus Regensburg weg bin, gibt es dort Menschen, die mir noch immer extrem wichtig sind. Ich bin dankbar, dass ich sie kennenlernen durfte.“ All diese Emotionen will der FC-Sportchef am Samstag ausblenden. „Das Fandasein muss natürlich ruhen.“
Andersson nicht nach Zürich
Der mögliche Wechsel von Sturm-Reservist Sebastian Andersson (31/Vertrag bis 2023) zum Schweizer Erstligisten Grasshoppers Zürich hat sich zerschlagen. „Die Anfrage gab es mal – ohne dass sie sich derart konkretisiert hat, dass es zu finalen Vertragsgesprächen gekommen ist“, erklärte FC-Geschäftsführer Christian Keller. Nach der Ende Juni erfolgten vorzeitigen Vertragsverlängerung mit Cheftrainer Steffen Baumgart bis 2024 will Keller bald auch Planungssicherheit bei den Assistenzcoaches schaffen: „Meine Zielsetzung ist, bis Ende August mit jedem Mitglied des Trainerteams über eine Vertragsverlängerung gesprochen zu haben.“ (tca)
Am Donnerstagvormittag hat Christian Keller allerdings nochmal zum Telefonhörer gegriffen und mit Mersad Selimbegovic gesprochen. So, wie es die beiden regelmäßig machen. „Wir haben gar nicht über das Spiel geredet, da sind wir professionell genug“, versicherte der FC-Sportchef nach seinem Austausch mit dem Regensburger Chefcoach. „Vielmehr haben wir besprochen, dass wir nach dem Spiel auf jeden Fall gemeinsam etwas trinken werden. Egal wie das Spiel ausgeht.“ Gleichwohl machte Keller deutlich, dass er auf das Getränk am liebsten verzichtet hätte. „Ich hätte mir ein anderes Los gewünscht. Auch weil Regensburg faktisch das schwerste Los im Topf war.“
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Obgleich der SSV Jahn mit zwei Siegen einen furiosen Start in die Zweite Liga hingelegt hat, zählt für den FC nur der Einzug in die zweite Runde. „Wir sind der Bundesligist, wir wollen weiterkommen“, betonte Trainer Steffen Baumgart, der wie im Vorjahr das Finale als Fernziel ausrief: „Berlin ist das Ziel, ein anderes Ziel gibt es nicht. In dem Wettbewerb geht es darum, so weit wie möglich zu kommen. Das bedeutet, das letzte Finale zu erreichen.“ Baumgart hat bei diesem Vorhaben auch seine eigene Pokal-Bilanz im Blick: „Als Trainer bin ich nie über das Viertelfinale hinausgekommen. Ich möchte irgendwann einmal im Finale von Berlin stehen. Das ist mein persönliches Ziel.“