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Fünf Monate ProgrammWie die Kölner Rheinenergie ihr 150-jähriges Jubiläum feiert

Lesezeit 4 Minuten
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Aufbruch in eine neue Zeit: Das Wasserwerk „Severin II“ (aus der Perspektive des Innenhofes) half, die in Köln grassierenden Seuchen zu besiegen.

Köln – 75.000 Einwohner hatte Köln im Jahr 1872 etwa. Und galt damit bereits damals als Großstadt. Mit all ihren Problemen: Einer unzulänglichen Wasserversorgung etwa, katastrophalen hygienischen Verhältnissen und daraus resultierend jeder Menge Seuchen wie Typhus und Cholera. Dann kam Severin II – und das Bild änderte sich radikal. Die Bevölkerungszahlen explodierten regelrecht, verdreifachten sich in kürzester Zeit.

„Dat Wasser vun Kölle“ war nicht immer schon gut

Das erste Kölner Wasserwerk war sicher nicht der alleinige Auslöser für diesen Schub. Aber es trug einen wichtigen Teil dazu bei. Sauberes Trinkwasser war seit den Zeiten der Römer längst nicht mehr überall eine Selbstverständlichkeit. Und es sollte von nun an rasant weitergehen. Das erste Kraftwerk, die Verlegung von Leitungen, der Ausbau der Kanalisation (auch unter Zuhilfenahme der römischen Überreste), dies alles sollte Köln zunehmend wieder zu einer echten und für damalige Verhältnisse durchaus modernen Metropole werden lassen. Wenn auch die Anfänge bescheiden waren: Das erste Kraftwerk verhalf 2000 Glühbirnen in der Straßenbeleuchtung und 155 Haushalten in der näheren Umgebung zu ein wenig Erleuchtung.

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Die Lichtinstallationen im Inneren

Der Energie- und Wasserbedarf wuchs so schnell, wie sich Menschen und vor allem auch die Industrie in Köln ansiedelten. Ein ständiger Transformationsprozess, der auch heute noch immer weiter voranschreite, wie Rheinenergie-Chef Dieter Steinkamp betonte: „Wir stehen heute erneut vor einem fundamentalen Umbau des Energie-Versorgungssystems. So, wie sich das Unternehmen 150 Jahre lang immer wieder an Neues anpassen musste.“ Vergangenheit und Zukunft miteinander zu verbinden, das sei an einem Ort wie diesem in besonderen Maße möglich.

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Zu den 150-Jahre-Feierlichkeiten sind heute unter anderem beeindruckende Lichtinstallationen darin untergebracht.

Große Anstrengung für Klimaneutralität

Die Rheinenergie will und soll bis 2035 klimaneutral werden, dazu bedarf es erheblicher Anstrengungen. Und einer Abkehr von überholten Strukturen: „Mit dem Krieg in der Ukraine mussten wir erfahren, wie schnell sich vermeintlich sichere Grundlagen ändern“, meinte Steinkamp. Innerhalb der nächsten zehn Jahre soll ein Fünftel des städtischen Strombedarfs aus der Sonnenenergie stammen.

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Und auch wenn er betonte, es brauche einige Jahre, bis man sich vollständig von fossilen Brennstoffen gelöst habe: Die Dekarbonisierung der Energiegewinnung bleibt oberstes Ziel. Dazu setzt man auf eine Dezentralisierung der Strukturen, auf Lösungen direkt im Quartier: Auch Fernwärme-Standorte „werden wir grün hinbekommen“, so Steinkamp.

150 Tage lang feiert die Rheinenergie Vergangenheit und Zukunft (s. Infotext). Eine Besonderheit sind dabei sicher die von Ralf Seippel kuratierten Installationen in „Severin II“, die immer wieder die Nähe zum Wasser suchen. Panta rhei, alles fließt: Der altgriechische Satz des Philosophen Heraklit, als Leitmotiv verewigt im ersten Wasserwerk der modernen Stadt Köln, wirkt nach bis heute. Und soll es nach Möglichkeit auch noch eine ganze Weile weiter tun: „Wasser ist das existenzielle Gut unserer Zeit“, wie Kurator Seippel erklärte.

Das ist das Programm im Überblick

150 Tage lang feiert die Rheinenergie die Wasser- und Energieversorgung in Köln. Und sie möchte das mit den Kölnerinnen und Kölnern zusammen tun – ein langes und umfangreiches Programm steht die nächsten fünf Monate an. Zunächst einmal können sich die Gäste selbst einen Eindruck verschaffen, wie vor 150 Jahren alles angefangen hat: Das bisher unzugängliche historische Gelände und die Ausstellung am Zugweg ist donnerstags und freitags von 15 bis 22 Uhr, samstags von 12 bis 22 Uhr geöffnet, Führungen durch das ehemalige Wasserwerk „Severin II“ vermitteln einen Eindruck über die Anfänge der Elektrifizierung und Versorgung der Stadt mit sauberem Trinkwasser.

Festes Schuhwerk ist allerdings unabdinglich, um die eindrucksvollen Kunstinstallationen bewundern zu können – es geht über Laufgitter in teilweise unerwarteter Höhe, ein großer Teil der Anlage wurde tief unter der Erde angelegt. Freier Blick nach unten garantiert. Das Südstadt-Brauhaus Johann Schäfer hat auf dem Gelände einen kleinen Biergarten eingerichtet, der zum Verweilen einlädt.

Die Ausstellung ist in unterschiedliche Teilbereiche gegliedert, von spektakulärer Lichtkunst über die Historie des Unternehmens bis in die Zukunft.

Zusätzlich gibt es eine Menge Extra- und Sonderevents wie Konzerte, Lesungen, Theateraufführungen, die Nacht der Technik oder ein spezielles Kinderprogramm. Auch Workshops und Netzwerkveranstaltungen sind dabei.

Für die meisten Veranstaltungen sollte man sich im Vorfeld anmelden, die Rheinenergie hat dazu und für weitere Informationen eine eigene Website eingerichtet (s. unten). Auch Gruppen wie Schulklassen oder Vereine können sich einen Einblick erschaffen. Die Inhalte zu den Gegenwartsthemen wechseln monatlich vom Trinkwasser über Klimaneutralität bis hin zu Licht und Wärme. (two)