Statistiker haben in ganz NRW die Unfalldaten ausgewertet - und die gefährlichste Kreuzung im Herzen Kölns ausgemacht.
Statistik zu Fahrrad-UnfällenDas ist Kölns gefährlichste Kreuzung
Im Landesvergleich sieht Köln sich gegenüber anderen Städten gerne auf einem Spitzenplatz. Doch bei diesem Themenfeld hätte die Domstadt wohl lieber verzichtet: „Die NRW-weit höchste Unfallzahl mit Personenschäden gab es im Jahr 2023 mit 5181 Unfällen in Köln“, vermeldet das statistische Landesamt. Und nicht nur die Gesamtzahl der Unfälle sticht heraus – auch bei den Unfällen mit Fahrradbeteiligungen liegt Köln ganz vorne. Eine Kreuzung ist dabei ganz besonders ins Blickfeld der Statistiker geraten: Zülpicher Platz/Jahnstraße/Hohenstaufenring.
Zülpicher Platz in Köln: 18 Fahrradunfälle in 2023
Dort kam es im vergangenen Jahr zu 18 Fahrradunfällen. Dabei ist diese Kreuzung nicht nur für Radler ein gefährliches Pflaster. Laut des Unfallatlasses der Landesstatistiker ereigneten sich in diesem Jahr allgemein die meisten Unfälle im Bereich der Zülpicher Platzes – 20 an der Zahl. Gefolgt von der Kreuzung Universitätsstraße/Aachener Straße/Innere Kanalstraße mit 17 Unfällen. In zehn davon waren ebenfalls Fahrradfahrer involviert. Zahlen, die eigentlich bei den verschiedenen Lobbyverbänden Aufschreie erzeugen müssten. Doch sowohl bei Allgemeinem Deutschen Fahrradclub (ADFC) in Köln als auch bei Allgemeinem Deutschen Autoclub (ADAC) Nordrhein wird auf die Auswertung distanziert geschaut.
Auf die Frage, was der Unfallatlas über die Gefahren für Radfahrer auf Kölner Straßen aussagt, antwortet Christoph Schmidt vom ADFC Köln: „Das ist schwer zusagen“. Dem Radexperten fehlt bei der Statistik die Tiefenschärfe. „Was sind die Ursachen für die aufgelisteten Unfälle“, fragt er darum zurück. War Alkohol im Spiel, wurde ein Radfahrer von einem Autofahrer bedrängt oder ein Rotlicht missachtet? Informationen, die der ADFC benötigt, um aus den Zahlen Schlüsse ziehen zu können.
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ADFC: Es fehlt die Datenbasis
Und damit ist für Schmidt ein Problem angesprochen, das über den Unfallatlas hinausweist. Bis vor rund zwei Jahren habe er auf umfangreiche Daten der Kölner Polizei zurückgreifen können. Dadurch konnte der Fahrradclub detailliert auswerten, wo es in Köln aus welchen Gründen besonders gefährlich für Radfahrer zugeht. Noch besser: Durch diese Auswertung konnte herausgearbeitet werden, an welchen verkehrstechnischen Stellschrauben aus Sicht des ADFC gedreht werden muss. „Wir haben daraus eine Unfallkarte entworfen. Doch das ist mittlerweile nicht mehr möglich, weil wir die Daten von der Polizei nicht mehr bekommen“, sagt Schmidt.Eine Sprecherin der Polizei bestätigt, dass dem ADFC die detaillierten Daten so nicht mehr zur Verfügung gestellt werden könnten. Der Datenschutz bindet demnach den Ordnungshütern die Hände.
Wie wichtig die Hintergrunddaten aber sind, wird gerade an der Kreuzung am Zülpicher Platz deutlich. Können die nackten Zahlen pauschal den Eindruck erwecken, an dieser Kreuzung geht es für Radfahrer besonders wild zu, relativiert Schmidt. Der ADFC ist generell dort mit der Entwicklung des Radverkehrs nicht unzufrieden. Die Fahrt von den Ringen in Richtung Universität ist für Autofahrer eingeschränkt. Die Radfahrer haben durch Radstreifen mehr Raum erhalten.
Als Gefahrenstelle macht Schmidt vor allem die Gleise für die Stadtbahnen aus. „Die verlaufen dort sowohl in der Kurve wie auch geradeaus, was das Überfahren mit dem Fahrrad in einem Neunziggradwinkel schwierig macht.“ Das begünstige Stürze. Wie viele der im Atlas aufgelisteten Radunfälle auf dem Zülpicher Platz auf dieses Problem zurückgehen, darauf geben die Landesstatistiker keine Antwort.
Ein Missstand, den auch Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC Nordrhein und Köln-Kenner, bemängelt. „Bei der Statistik kommt nicht zum Tragen, dass die Kreuzung im Brennpunkt der Kölner Feiermeilen liegt.“ Er geht darum davon aus, dass Alkohol oder Drogen eine Rolle bei vielen Unfällen gespielt haben. Auch relativiert der Experte: „Dass die unfallträchtigste Kreuzung NRWs in der größten Stadt des Landes liegt, ist wenig überraschend.“ Wie sein Gegenüber vom ADFC sieht er das dortige Schienengeflecht als eine wesentliche Gefahrenstelle. „Es muss eine Diskussion darüber geführt werden, wie die Situation entschärft werden kann“, fordert Suthold.
KVB findet keine Lösung
Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) haben bereist einmal Anlauf genommen, das Problem anzugehen – mit sogenannten „Velo-Gleisen“. Vereinfacht gesagt sind das Gummifüllungen für die Schienen, die Fahrradreifen nicht eintauchen lassen, aber von den Stahlrädern der Bahnen beiseite gedrückt werden können. Die KVB hat die Lösung nach einer Testphase aber verworfen. Die Gummis seinen zu schnell defekt, das Velo-Gleis viel zu wartungsintensiv gewesen.