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Entscheidung vertagtNeuer Vorstoß: Zieht der FC nach Marsdorf?

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Vor der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses gab es eine Demonstration für den Erhalt der Grüngürtel, Gast der Sitzung war auch FC-Geschäftsführer Wehrle.

Köln – Die Debatte fand dann vor dem Ratssaal statt. Auf Geschäftsführerebene. Alexander Wehrle, Vertreter des 1.FC Köln, diskutierte emotional mit Jörg Frank von den Grünen. Dies nur Minuten nachdem die Grüne-Fraktionschefin Kirsten Jahn im Stadtentwicklungsausschuss den Tagesordnungspunkt FC-Erweiterung im Grüngürtel aus formalen Grünen verschoben hatte.

Der 1. FC Köln möchte für seine Nachwuchsabteilung in der Nähe des Geißbockheims drei Kunstrasenplätze im Grüngürtel bauen. Auf einem bestehenden Platz soll ein Leistungszentrum entstehen. Wehrle war über die Vertagung „maßlos enttäuscht“. Man habe die schriftliche Bestätigung der Stadt, dass das Thema im aktuellen Stadtentwicklungsausschuss auf der Tagesordnung stehe. Der Verein sei über die Absicht der Grünen nicht informiert gewesen.

Zwei Lösungen zur Auswahl

Klar ist, die Grünen wollten Zeit gewinnen. Zeit, die nicht ungenutzt verstreichen soll. Ein Treffen mit den FC-Verantwortlichen soll übernächste Woche stattfinden. Fraktionsgeschäftsführer Frank sagte der Rundschau, dass die Grünen in Sachen FC-Erweiterung gleichberechtigt zwei Wege verfolgen.

Der eine sieht eine abgespeckte Erweiterung im Grüngürtel vor, wie sie auch OB Henriette Reker vorgeschlagen habe. Der andere eine Lösung, die völlig neu in die Debatte kommt. Die Verlagerung des kompletten Trainingszentrums auf ein 14 Hektar großes Grundstück im Kölner Westen. „Innerhalb der Stadtgrenzen“, betonte Frank. Dort gebe es keinen Landschafts- oder Naturschutz. Planungsrecht ließe sich weitaus schneller herstellen als im Grüngürtel.

Vor der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses gab es eine Demonstration für den Erhalt der Grüngürtel, Gast der Sitzung war auch FC-Geschäftsführer Wehrle.

„Das Geißbockheim könnte als traditionelle Adresse des 1. FC Köln bestehen aber bleiben“, sagte Frank. Mit diesem Plan könnten auch mögliche künftige Expansionsvorhaben des 1.FC Köln abgebildet werden. „Wenn der FC dauerhaft erfolgreich bleibt, was wir ihm wünschen, dann führen wir die Diskussion in vier Jahren wieder.“ Werde aber im Grüngürtel erweitert, werde vertraglich festgelegt, dass dies dann auch der endgültige Stand ist.

Alternativfläche könnte Verkehrsbelastung lösen

Eine Verlagerung wäre, so Frank, auch vor dem Hintergrund vom Vorteil, dass der FC an ein eigenes, größeres Stadion denke. Diese Idee hatte Wehrle wiederholt geäußert. Zwar sei es baulich denkbar, dass das Rhein-Energie-Stadion aufgestockt wird, doch dann passe die Infrastruktur nicht mehr, sagte Frank. Alleine im Hinblick auf die Verkehrsbelastung. Die Alternativfläche könnte auch für dieses Problem die Lösung sein.

Frank wollte den Standort nicht nennen. Betrachtet man jedoch alle Parameter, kommt für den Plan das Grundstück in Marsdorf in Frage, das für das Frischzentrum vorgesehen war. Dafür jedoch wird eine Alternative im Umland gesucht. Die Fläche könnte also zur Verfügung stehen.

FC-Geschäftsführer Wehrle hatte am Donnerstag der Rundschau direkt nach der Sitzung in Richtung der Grünen gesagt: „Wir müssen auch überlegen, ob das Vorhaben am Traditionsstandort noch sinnvoll ist.“ Die neue Idee der Grünen war da noch nicht auf dem Markt, gemeint war der Satz eher als Warnung, Köln zu verlassen. Man habe aber weiterhin Vertrauen in das Verfahren und die Entscheidungsträger, sagte Wehrle. Mit diesen müsse man jetzt Gespräche aufnehmen. Gleichwohl, die Vertagung ärgerte Wehrle sichtlich.

Eingriff in das Erbe Adenauers

Die Grüne-Fraktionschefin Jahn hatte in der Sitzung des Ausschusses argumentiert, dass eine Entscheidung über das Erweiterungsvorhaben im Grüngürtel nicht „Hoppladihopp“ getroffen werden können. Immerhin gehe es um einen Eingriff in das Erbe Konrad Adenauers, die „DNA der Stadt“.

Da die städtische Beschlussvorlage nicht fristgerecht zur Verfügung gestellt worden sei, verlangte sie die Verschiebung. „Fristeneinrede“ nennt man dieses Instrument, sechs Arbeitstage vor der Sitzung hat eine Vorlage vorzuliegen. In Sachen FC war dies nicht der Fall. Dieses Instrument war für die Grünen auch deswegen so praktisch, weil damit auch die Debatte ausfällt. Frühstens am 15. Dezember könnte sie jetzt nachgeholt werden.

Bündnispartner CDU indes „steht voll hinter dem FC“, sagte Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz. „Klar ist: Der FC braucht drei neue Plätze und bekommt die auch.“ Die Christdemokraten sehen sich als Vermittler zwischen den Belangen des 1. FC Köln und dem Naturschutz. Sorgfalt gehe vor Schnelligkeit, denn die Entscheidung müsse auch im Interesse des Vereins Bestand vor dem Verwaltungsgericht haben.

Das Problem des schwarz-grünen Bündnisses ist klar. Die Grünen können ihrer Kernwählerschaft nur sehr schwer eine Bebauung des Grüngürtels vermitteln. Diese hatte sich gestern zum Protest vor Rathaus versammelt. Vertreter von 34 Verbänden, Vereinen und Initiativen demonstrierten für den Erhalt und Ausbau der beiden Grüngürtel. Einen offenen Brief an OB Reker hatten sie auch mitgebracht und über grüne Luftballons in den Himmel geschickt.