Köln – Die enorme Nachfrage nach Heizlüftern, Ölradiatoren und anderen elektrischen Wärmeerzeugern in Deutschland löst Sorgen aus. Gas wird knapp und steht nur bedingt zum Heizen zur Verfügung. Könnte es im kommenden Winter zu Stromausfällen kommen, wenn Hundertausende Haushalte zur gleichen Zeit die Stromheizungen einschalten? Drohen flächendeckende Blackouts?
Damit sei nicht zu rechnen, gibt Rheinenergie-Sprecher Eugen Ott Entwarnung. „Das Stromnetz ist so aufgebaut, dass bei einer lokalen Leistungsüberlastung Schutzmechanismen greifen, die einen großflächigen Zusammenbruch der Stromversorgung verhindern.“
Sicherung schützen Wohnungen vor Überlastung
Das fängt in jeder Wohnung an. Elektrische Heizgeräte haben meist eine Leistung von rund 2000 bis 3000 Watt. Werden an einem einzelnen Stromkreis mehrere davon gleichzeitig betrieben, springt die Sicherung raus. Laufen in einem Haus neben Heizlüftern viele weitere Großverbraucher wie Backofen, Herd, Waschmaschine und Durchlauferhitzer, kann die Hauptsicherung im Gebäude rausspringen.
Das Gleiche könne in einer Straße oder einem Straßenzug passieren, erläutert Ott. Lösen dort die größeren Sicherungen aus, müssen sie von Mitarbeitern der Rheinenergie wieder eingeschaltet werden. Bis das erfolgt ist, stehe im betroffenen Bereich keine Elektrizität zur Verfügung.
Industrie und Gewerbe verbrauchen den meisten Strom
Grundsätzlich sei das Stromnetz aber dafür ausgelegt, auch hohe Belastungen zu verkraften, erklärt der Sprecher des Versorgers. Der Löwenanteil des Stromverbrauchs in Köln und der Region entfalle ohnehin auf Industrie und Gewerbe, nicht auf die Privathaushalte.
Genaue Zahlen könne man nicht nennen, sagt Ott. Klar sei aber: Würde die Produktion in energieintensiven Industriebetrieben im Winter vorübergehend gedrosselt oder eingestellt, gebe es bei gleichbleibender Stromproduktion genügend Strom im Netz, um auch eine große Zahl von Elektroheizungen zu betreiben.
Nur fünf Prozent heizen mit Strom
Laut dem Netzbetreiber Rheinische Netzgesellschaft wurden in Köln und der Region im Jahr 2021 im Niederspannungsnetz, zu dem Privathaushalte, Büros und Geschäfte gehören, 4413,4 Gigawattstunden Strom an rund 1,3 Millionen Entnahmestellen abgenommen. Im Mittelspannungsbereich, zu dem vor allem die Industrie zählt, waren es 6719,3 Gigawattstunden an 2893 Entnahmestellen.
In Frankreich, das primär auf Atomkraft setzt, heizen rund 35 Prozent der Haushalte mit Strom, in Deutschland sind es nur rund fünf Prozent. Jeder zweite deutsche Haushalt (48,2 Prozent) hat eine Gasheizung.
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Verbraucher, die Probleme haben, ihre Energierechnung zu bezahlen, sollten sich frühzeitig an den Versorger wenden, um Strom- oder Wärmesperren zu verhindern. Die Rheinenergie bietet etwa Ratenzahlungen und einen Härtefallfonds an.