Baumärkte in der EnergiekriseKölns heiß begehrte Ware
Köln – Als mal wieder das Energiethema zur Sprache kommt, muss die Mitarbeiterin im Elektronikfachhandel auf der Hohen Straße erst einmal tief durchatmen. „Ich werde heute schon das vierte Mal nach Heizlüftern gefragt“, schnauft sie. „Wir bekommen aber erst ab Oktober wieder welche rein.“
Bei den Geräten handelt es sich um Saisonware. Wird es draußen kälter, dann steigt die Nachfrage. Normalerweise. „Dieses Jahr hatten wir wegen der hohen Nachfrage schon seit Juli welche“, erklärt ein Verkäufer in einem anderen Laden ein paar Häuser weiter. Hier stehen die Kunden vor einer fast leeren Palette des einzigen Modells, das zum Verkauf steht.
Steigende Gaspreise und die Angst vor einer Gasknappheit im Winter durch den Krieg in der Ukraine haben den Verkauf dieser und ähnlicher Geräte so gut wie überall angekurbelt. Die Gesellschaft für Konsumforschung verzeichnete im Sommer bereits ein Plus für 2022 von knapp 35 Prozent zum Vorjahreszeitraum.
Heizgeräte sind der Renner in Kölner Baumärkten
In den Baumärkten ist die Auswahl zwar noch größer. Doch der Trend ist auch hier klar. „Seit dem Sommer gehen Heizgeräte weg wie geschnitten Brot“, berichtet ein Verkäufer. „Wir verzeichnen bundesweit eine gesteigerte Nachfrage nach Radiatoren sowie Konvektionsheizungen“, teilt eine Sprecherin der Baumarktkette Toom auf Anfrage mit. „Auch bei Öfen und Brennholz zeigt sich eine hohe Nachfrage.“ Aktuell könne es zu Lieferverzögerungen kommen.
Auch die Baumarktkette Bauhaus beobachtet eine „saisonal atypisch gestiegene Nachfrage nach alternativen Wärmequellen“, teilt das Unternehmen mit. Dazu zählen auch Holz- und Pelletsöfen, Briketts, Campingkocher oder wassersparende Sanitärutensilien. Das Unternehmen vermutet darin bei den Kunden in Krisenzeiten vor allem den „Wunsch nach mehr Autarkie“.
Auch im Internet ist der Trend spürbar
Auch der Online-Handel hat auf die erhöhte Nachfrage reagiert. Das Versandhaus Pearl hat beim Verkauf von Heizlüftern im Juli laut eigenen Angaben ein Plus von 1000 Prozent im Vergleich zum Juli des Vorjahres verzeichnet. „Daraufhin haben wir unser Sortiment auch um energieeffizientere Produkte erweitert“, sagt ein Sprecher. Ein weiterer Verkaufsschlager seien Thermostate für die Heizung.
Ist Heizen mit Strom sinnvoll?
3000 Watt Leistung haben größere Elektroheizkörper, damit verbrauchen sie so viel Strom wie 1,5 durchschnittliche Wasserkocher. Typische Heizlüfter haben rund 2000 Watt Leistung. Neben Heizlüftern und Konvektoren gibt es auch mit Öl gefüllte Radiatoren, die mit Strom laufen. Werden zwei solcher Geräte an einem Stromkreis betrieben, kann das zu einer Überlastung führen, dann springt die Sicherung raus.
Mit Strom zu heizen, macht laut Verbraucherzentrale finanziell gesehen keinen Sinn. Je nach Vertrag sei der Preis für eine Kilowattstunde Strom zwei- bis viermal so teuer wie eine Kilowattstunde Gas. Allerdings ist Ökostrom klimaneutral.
Der Vorteil von Heizlüftern ist, dass sie kleine Räume schnell aufheizen können. Da sie viel Strom benötigen, sollten sie aber nur sporadisch genutzt werden. Als Alternative für den Fall einer Gasmangellage sind sie zwar geeignet, so lange Strom produziert wird. Aber laut Bundesnetzagentur droht privaten Haushalten ohnehin kein Versorgungsengpass beim Gas. Sollte Gas im Laufe des Winters knapp werden, müssten zuerst Industriebetriebe die Produktion drosseln oder einstellen, um Gas zu sparen. (fu)
Was die Baumärkte beim Brennholz im Ansatz mitbekommen, gehört für Stephan Zippel zum Tagesgeschäft. Zippel betreibt den Brennholzhandel Brennholz-Helden.de mit Standort in Köln und beobachtet schon seit Monaten, wie die Nachfrage anzieht. Auf seinem Online-Portal bietet er aktuell nur ein einziges Produkt an: Nadelholz von der Fichte, Stammdurchmesser 20-60 Zentimeter. „Als der Krieg begann, haben die Leute angefangen, wie irre Holz zu kaufen“, sagt Zippel. Einige Händler würden nun trotz der aktuell hohen Nachfrage Holz für den Winter zurückhalten. Durch die Bank weg habe sich der Brennholzpreis dadurch um bis zu 30 Prozent erhöht.
Holz von Laubbäumen sehr gefragt
Am häufigsten nachgefragt für den heimischen Kaminofen – an vielen Stellen aber schon lange ausverkauft – ist Holz von Laubbäumen: Vor allem Buche, aber auch Eiche, Esche, Kirsche oder Ahorn. Zippel versteht nicht, warum nicht mehr Menschen auf die Fichte ausweichen. Die sei sogar billiger als Laubholz. Der Nachteil: Fichtenholz enthält Harze, die beim Verbrennen für das typische Kamin-Knacken sorgen, aber auch spritzen können. Vor allem für offene Kamine eher schlecht. Auch der Brennwert ist geringer als bei anderen Hölzern. Wer sich nicht rechtzeitig eingedeckt hat und im Winter dennoch nicht auf Kaminstimmung im Wohnzimmer verzichten will, wird in diesem Jahr kaum Alternativen haben.
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