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E-Scooter aus dem RheinDie „Krake“ taucht wieder ab

Lesezeit 4 Minuten

Dreckig und voller Algen sind die E-Scooter, nachdem sie monatelang am Grunde des Rheins verrotteten.

Köln – Schauspieler Christian Stock taucht unten im Rhein nach E-Scootern. Regisseur Jan Odenthal navigiert ihn dabei von oben. Wer dabei an einen Filmdreh denkt, liegt aber falsch. Die Szene nahe der Hohenzollernbrücke ist die harte Realität zweier Künstler, die sich auch auf anderen Gebieten engagieren. Stock und Odenthal sind Teil der Kölner Rhein-Aufräum-Kommandoeinheit (Krake), die sich am Mittwochmorgen langsam in Richtung Schokoladenmuseum vorarbeitet.

Gefährliche Bergungsaktion auf ehrenamtlicher Basis

Die beiden sind nicht das erste Mal ehrenamtlich unterwegs, um die versunkenen E-Scooter zu bergen. 22 E-Scooter, dreckig und voller Algen, liegen am am Ende der Aktion am Rheinufer. Insgesamt elf ehrenamtliche Helfer sind vor Ort um die Fundstücke schnellstmöglich über ein Seil aus dem Wasser zu ziehen. „Jede Sekunde, die ich im Wasser stehe, ist nicht gut“, sagt der 39-Jährige. Bei der Suche nach den untergegangenen Gefährten ist er auf die Hilfe der anderen angewiesen. „Man kann sie nur von oben sehen.“, erklärt Stock.

Die Krake holte schon mehrfach E-Scooter aus dem Rhein.

Was im ersten Moment einfach aussieht, ist eine gefährliche Bergungsaktion. Die Strömung des Rheins stellt ein akutes Risiko für den Umweltschützer dar. Die teilweise spitzen Gegenstände, die neben den Scootern im Rhein liegen, bilden eine Gefahr: etwa ein Stacheldrahtzaun. „Ich bin vielleicht ein bisschen lebensmüde“, lacht Stock. Auch ein Rollator, drei Skateboards und eine Gehhilfe sind Teil des Beifangs.

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Akute Gefahr für Tiere und Pflanzen aufgrund der Akkus

Eigentlich sollte die Berufsfeuerwehr die Aktion unterstützen. Doch in letzter Sekunde wurde der Einsatz aufgrund eines fehlenden Formulars von höchster Stelle abgesagt. Auf die E-Scooter Betreiber hat Christian Stock dieses Mal freiwillig verzichtet. Nach einer einzigen Bergung durch die Betreiber im vergangenen Jahr, bei der innerhalb von zwei Tagen gerade einmal elf Scooter geborgen wurden, ist monatelang nichts mehr passiert. Christian Stock hat bei seinem vorigen Einsatz in drei Stunden 39 Roller aus dem Rhein gezogen. Für diesen Einsatz wurde die Krake mit einer Spende in Höhe von 1000 Euro unterstützt. Die Summe sei für die Anbieter der Scooter eine willkommene günstige Alternative zu den üblichen Kosten einer Bergung. „Wir sind die Zwischenlösung, aber wir sind nicht auf Dauer die kostenlose Bergungsaktion“, so der Krake-Chef.

E-Scooter auch in anderen Gewässern

150 E-Scooter hat das Team der Kölner Rhein-Aufräum-Kommandoeinheit (Krake) im vergangenen Jahr aus dem Rhein gefischt.

Die bunten Tretroller sind für viele ein Ärgernis und treiben auch Polizei, Stadt und Politik um. In den drei Jahren seit der Zulassung der Rolle gab es massive Beschwerden über die wild geparkten Geräte, die Polizei berichtete häufig über Unfälle mit den E-Scootern. Dazu kommt, dass die Roller häufig in Gewässern landen.

Kleinere Bergungsaktionen führten auch die Verleiher durch. Eine große geplante Aktion platze im Oktober des vergangenen Jahres, weil eine Erlaubnis für die Aktion fehlte. Geplant hatte die E-Scooter-Anbieter unter anderem die Bergung mit einer modernen Unterwasser-Drohne. Die Krake fischte im vergangenen Jahr unter anderem auch schon im Aachener Weiher nach E-Scootern.

Die Bergung der E-Scooter ist nicht die einzige Herausforderung der Krake. Regelmäßig organisiert der Verein Müllsammelaktionen. Das Jahreshighlight, der Rhine Cleanup Day, findet am 10. September statt. „Jeder ist gerne gesehen“, so Stock. Neben dem Rheinufer sind die Mitglieder der Aufräum-Einheit auch an der Mosel oder Lahn unterwegs. (sim)

www.krake.koeln

Auf eine Vertragsverhandlung zwischen Shared Mobility, einem Zusammenschluss mehrerer E-Scooter Anbieter, und der Krake wartet der Vorsitzende seit Dezember vergeblich. Ein Vertrag könnte die lebensbedrohliche Aktion finanziell entlohnen und weitere Ausrüstung ermöglichen. „Es liegen bestimmt noch 500 E-Scooter im Rhein, eher mehr“, äußert sich Stock. Wenn die Krake sich weiterhin als einziges für die Bergung engagiert, wird sich wohl auch in Zukunft nicht so viel an der Situation ändern. „Die Elektroroller stellen eine akute Gefahr dar und sind aufgrund der korrosionsgefährdeten Lithium-Akkus Gift für Tiere und Pflanzen“, so der 39-Jährige.

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Für die Zukunft wünscht sich der Vorsitzende mehr Einsatz von der Stadt und den Betreibern. Zwar gibt es am Rheinufer bereits ein Abstellverbot für die Roller, doch wird dieses weder eingehalten noch ausreichend kontrolliert. Als mögliche Alternativlösung schlägt Christian Stock Rückgabestationen vor.