Köln – Der Dombau zu Köln. Die Unvollendete. Und so wird es bleiben, so lange die Kathedrale steht: Wenn hinten etwas fertig geworden ist, beginnen vorne die Arbeiten von Neuem. Der ganz normale Dreck setzt auch dem besten Trachyt zu. Sichtbares Zeichen sind natürlich immer die imposanten Gerüste an den Türmen, aber auch abseits der von weitem erkennbaren Arbeiten tut sich immer und zu jeder Zeit etwas. Kürzlich erst war einer Kreuzblume blümerant geworden (die Rundschau berichtete), sie musste abgenommen und gerichtet werden. Dauert alles seine Zeit.
Ein weniger sperriger Begriff sollte her
Ein deutlich sichtbares Projekt allerdings ist zurzeit der schon bald ehemalige Domherrenfriedhof. Nicht nur, dass der schlicht in „Domfriedhof“ umbenannt wird. Was nichts mit irgendwelchen Genderdebatten zu tun hat, erklärt Matthias Deml, Sprecher der Dombauhütte. „Es ist vielmehr der Wunsch, den bisher etwas sperrigen und altertümlichen Begriff zu kürzen und eingängiger zu machen“, erklärt er. Mit dem neuen Namen kommt aber auch ein ganz neues Outfit daher. Der Friedhof wird völlig neu gestaltet.
Das Domkapitel hat hierzu ein Kölner Landschaftsarchitekturbüro beauftragt, so Deml: „Auch wenn oberirdisch noch nicht viel zu sehen ist, sind erste vorbereitende Arbeiten bereits erfolgt, andere Maßnahmen erfolgen in Kürze.“ Als da wären schadhafte, im Untergrund des Domherrenfriedhofs verlaufende Abwasserleitungen sowie die Abdichtungen der unter dem Friedhof liegenden Domherrengruft und des Baptisteriums. „Aufgrund der komplexen baulichen Situation im Untergrund des Friedhofs sind diese baulichen Aufgaben technisch sehr aufwändig“, erklärt Deml.
Am Kölner Dom ist derzeit viel im Gange
Die gewaltige Masse an Regenwasser, die auf den Dom fällt, soll in Zukunft zur Bewässerung des Friedhofes genutzt werden. Dazu werden in den kommenden Monaten unter dem Friedhof unterirdische Zisternen eingebaut. Bereits im vergangenen Jahr wurde der komplette Domsockel, der das Chorrund umgibt, restauriert. Schadhafte Fugen wurden erneuert, schadhafte Steine mit Antragmörtel ergänzt sowie die gesamten horizontalen Flächen des Sockels abgedichtet. Nach Abschluss der baulichen Maßnahmen erfolgt dann im kommenden Jahr die neue gärtnerische Gestaltung des Friedhofes – mit einer entscheidenden Neuerung: Der Domfriedhof wird in Zukunft der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und soll zum Verweilen einladen.
Der neue Domfriedhof
Zu den wichtigsten Neuerungen bei der Umgestaltung des künftigen Domfriedhofs gehören unter anderem: Die Anpassung an das Bodenniveau der gesamten Domumgebung, die Pflanzung neuer Bäume und weiterer Pflanzen, so dass von außen gesehen eine kleine, fast parkähnliche Grünfläche geschaffen wird. Dazu kommt die Errichtung eines Brunnens, der die Form des unter dem Friedhof liegenden frühmittelalterlichen Taufbeckens aufgreift.
Außerdem wird die Installation eines neuen ewigen Lichtes in Angriff genommen. Anstelle der bisherigen Grabsteine wird es eine neue gestalterische Gruft-
abdeckung aus Stahl mit den Namen aller verstorbenen Domkapitulare geben. Nicht zuletzt werden neue Eingangstore auf den Friedhof nach außen hin sichtbares Zeichen der Gestaltung. Der gesamte Bereich bleibt tagsüber öffentlich zugänglich, nachts werden die Tore verschlossen. (two)
Auch um den Friedhof herum tut sich zurzeit Einiges. Die Dombauhütte restauriert das mittelalterliche Trachytmauerwerk des Chorkapellenkranzes des Domchores.
Deshalb sind Teile des Chores auf der Nordseite des Domherrenfriedhofs eingerüstet und durch Einhausung und Baustellenabsperrungen geschützt. Außerdem erfolgt die technische Installation einer neuen Außenanstrahlung des Domchores auf dem Chorsockel, die in Zusammenarbeit mit der Rheinenergie durchgeführt wird. Zur Zeit sieht man die Elektroverkabelungen auf dem Sockelbereich, die Leuchten werden in den kommenden Wochen installiert.
Und dann wären da noch die anderen „Kleinigkeiten“, die gerade in und am Dom im Gange sind: die systematische Restaurierung aller Strebewerke im Langhaus- und Querhausbereich etwa. Die Restaurierung wurde notwendig, da der Sandstein teilweise drastische Verwitterungsspuren zeigt. Nach Auskunft der Dombauhütte finden sich noch immer Kriegsschäden: Teilweise seien Fialaufbauten auf den Strebepfeilern abgesprengt, um manche Fialen haben sich Bleiplatten gewickelt, die durch die Sprengkraft der Fliegerbomben vom Domdach geschleudert wurden.
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Rund sieben bis acht Millionen Euro kostet der Unterhalt des Domes jährlich. Den größten Teil davon, rund 60 Prozent, trägt der Zentral-Dombau-Verein. Dieser ist nicht konfessionsgebunden und überparteilich. Die Erneuerung zerstörter Bauelemente und Skulpturen wird über ein Patenschaftsprogramm des Zentral-Dombau-Vereins finanziert, die Wiederherstellung kriegszerstörten Bereiche mit Mitteln aus dem Nachlass von Berta Woodward aus England, die die Hohe Domkirche 2012 über die Deutsche Stiftung Denkmalschutz erhalten hat.