Köln – Klein oder opulent, mit großer Krempe oder bunten Bänder, aus Wolle oder Velours, mit Federn oder Schlaufen: Hüte können durchaus individuell sein. Das beweisen die Inhaber des Kölner Traditionsunternehmens „Diefenthal“. Seit 1905 gibt es das alt eingesessene Unternehmen. Pia Diefenthal betreibt es in der vierten Generation nun mit ihrem Partner Thomas Rüttgers. Am Samstag eröffnen sie in der Kettengasse 3 zum ersten Mal ein eigenes Geschäft nur für ihre Hutkreationen.
Wenige Tage vor der Eröffnung sieht es im Laden noch ein wenig nach Baustelle aus. Die zwei Inhaber legen Hand an den letzten Feinschliff für die große Party am Freitagabend. Allerdings sind die ersten Schätzchen schon zu entdecken.
Dazu gehören die großen bordeauxroten Tische, die in der Mitte des Verkaufsraums stehen. „Die stammen noch aus unserem Showroom, den wir um 1935 in der Schildergasse hatten“, berichtet Pia Diefenthal stolz und streicht über die Tischplatte. An das Design der Tische ist der Rest des Ladens angepasst, den Diefenthal und Rüttgers in Eigenleistung umgebaut haben.
Bald liegen in den Regalen ihre eigenen Hutkreationen, die sie in ihrem Atelier in der Südstadt designen. Jeder Hut ist ein Klassiker, „der eine Geschichte hat“, sagt Diefenthal und lächelt. Zu jedem Modell, ob Glockenhut, Kappe oder Bowler, kann Diefenthal die Entstehungsgeschichte erzählen.
Genauso gerne schwelgt sie aber auch in Erinnerungen an die Geschichte ihres Familienunternehmens, das ihr Urgroßvater 1905 gründete und das zwei Kriege und die Wirtschaftskrise überlebte.
Um an die alten Zeiten zu erinnern, halten sich Diefenthal und Rüttgers, die auch zwei Herrenbekleidungsgeschäfte in Köln betreiben, an die alten Modelle, peppen sie aber mit modernen Einflüssen auf. Bekannter Fan ihrer Hüte: Oliver Niesen von Cat Ballou.
Bis heute führte kein ausgebildeter Hutmacher die Geschäfte
Dabei führte bis heute kein ausgebildeter Modist, also Hutmacher, die Geschäfte. Pia Diefenthal ist gelernte Industriekauffrau, auch ihr Vater, Großvater und Urgroßvater waren Kaufleute. 1999 tritt sie nach einem ersten Praktikum im Betrieb in das Unternehmen ein – zur Überraschung ihres Vaters, „der sehr stolz ist“, dass sie die Tradition weiterführt, wie Pia Diefenthal erzählt. Bis vor einem Jahr war er selbst noch aktiv im Unternehmen.
Als erste Frau an der Spitze des Betriebs, der heute unter anderem in der Slowakei und Italien produzieren lässt, legt sie viel Wert auf Klassik. Ihr Partner Thomas Rüttgers brachte aber auch viele Ideen ein. So produzierte „Diefenthal“ bis 2010 lediglich Damenhüte. „Das war so üblich, dass man entweder Damen-, Herren oder Kinderhüte machte“, berichtet Pia Diefenthal. Doch dank der Fürsprache von Rüttgers etablierte die Firma vor sieben Jahren die erste Männer-Kollektion. Im neuen Laden können Kunden ab Samstag sowohl die Damen- als auch die Herrenversionen erstehen. Zusätzlich gibt es Accessoires wie Tücher aus einer Pariser Manufaktur oder klassische Füller oder Taschenmesser. „Alles hat hier seine Geschichte“, sagt Pia Diefenthal stolz und schaut sich in ihrem zukünftigen Hutladen um. „Es ist großartig die Möglichkeit zu haben, zu zeigen, was man macht.“