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Das große „Spectaculum“Mittelalterlicher Markt am Fühlinger See ist zurück

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Von der Folkbühne bitten Rapalje, die Cobblestones, Tir Saor und John Kanaka and The Jack Tars zum Tanz.

Köln – Sie sind wieder in der Stadt, die Gaukler, Magier, Schergen und Scharlatane. Die Menschen strömen, das Met fließt und auch die Fantasie sprudelt über: Selten kam das „Spectaculum“ am Fühlinger See seinem Namen so nah wie diesmal. „Mehr Mittelalter, weniger Plastik“ haben sich die Verantwortlichen auf die Fahnen und Wimpel geschrieben – und halten Wort.

Die Herren Ritter im vollen Ornat.

Hunderte Menschen in historischer Gewandung und mit authentischer Ausrüstung vom Bettelmönch bis zum Rittersmann geben dem Gelände das passende Ambiente. Die Spielmannsbühne bebt, Mr. Hurley und die Pulveraffen, Comes Vagantes und Pampatut lassen Drehleier, Schalmei und Fiedel erklingen. Von der Folkbühne bitten Rapalje, die Cobblestones, Tir Saor und John Kanaka and The Jack Tars zum Tanz. Und auf dem „Kampfplatz“ tobt allerlei wüstes Volk herum.

Das Aus war eigentlich schon verkündet

Wie einst im Mai, mag man denken. Dabei sieht es eine Zeitlang so aus, als würde all das fahrende Volk künftig einen weiten Bogen um die Domstadt machen. Das Bauamt war nach 15 Jahren Spectaculum am Fühlinger See zum ersten Mal für die Genehmigung verantwortlich und hatte gleich diverse Auflagen und erforderliche Gutachten im Gepäck. Zu viele, befanden die Veranstalter und ließen sich auf einen Flirt mit der Rennbahn in Neuss ein.

Der Reigen im passenden Gewand gehört dazu wie Schamanentum.

Doch die Königskinder fanden letztlich wieder zueinander, wenn auch teilweise mit neuem Veranstalter. Der bisherige blieb in beratender Funktion mit an Bord. Das Gelände wurde umgestaltet, das Konzept angepasst – und nun tröten, tanzen und feiern sie wieder, die Vagabunden vom See. Und legen sich danach erschöpft ins Heerlager, denn auch das ist nach langer Zeit wieder Bestandteil des Festivals.

„Wir brauchen euch, aber vielleicht braucht ihr ja auch uns“

Allerdings ist die große Hauptbühne zwei kleineren gewichen. Die Meinungen sind geteilt – denn ohne große Bühne auch keine großen Namen, was für den ein oder anderen Besucher durchaus von Belang war. Die kamen dennoch von Nah und Fern – Belgien, Holland, sogar aus der Schweiz waren sie angereist.

Wichtig ist auch die angemessene Haarpracht.

„Wir brauchen euch, aber vielleicht braucht ihr ja auch uns“, meinte der Zauberer Kalibo vor der Mittelalterbühne und erntete nach zwei Corona-Missernten hintereinander begeisterten Zuspruch. „Vielleicht sind wir nicht systemrelevant. Aber wir sind seelenrelevant“, fügte er hinzu. Die Menge sah’s genauso. Es war nicht brechend voll wie zu den absoluten Hoch-Zeiten des Spectaculums, aber durchaus gut gefüllt.

Bereits am frühen Nachmittag bildeten sich lange Schlangen insbesondere vor den Leib- und Magen-Buden, was die Nahrungs- und Genussmittel-Aufnahme mitunter empfindlich dämpfte. Machte aber nicht wirklich etwas aus, Gäste wie Veranstalter waren einfach froh, dass das Spektakel überhaupt wieder stattfand – und sich wieder etwas auf seine Wurzeln besann. Die gelegentliche Skepsis nach dem Veranstalter-Wechsel jedenfalls war weitgehend unbegründet.