CoronaWie die Impfskepsis beim Kölner Pflegepersonal schwinden soll
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Köln – Das Gesundheitsamt geht aktuell von einer Impfbereitschaft beim Pflegepersonal in den Kölner Seniorenheimen von nur rund 50 Prozent aus (die Rundschau berichtete). Eine alarmierend niedrige Zahl, die auch die Leitungen der Kölner Pflegeheime beschäftigt. Wir haben vor Ort nachgefragt.
„Wir benötigen wohl eine Impfbereitschaft um die 80 Prozent bei unseren Pflegerinnen und Pflegern, um ausreichende Sicherheit für unsere Bewohner zu gewährleisten“, sagt Detlev Silvers . Der 53-jährige ausgebildete Pfleger leitet den Pflegebereich beim Caritasverband Köln. Er ist selbst von den Zahlen überrascht, dass sich auch in den sechs stationären Caritas-Altenpflegeheimen und zwei Hospizen momentan nur rund 50 Prozent der Pflege-Mitarbeiter impfen lassen wollen. „Probleme machen nicht die Mitarbeiter in der Verwaltung, im Catering und im therapeutischen Bereich, sondern unverständlicherweise die Pflegerinnen und Pfleger“, so Silvers.
Desinformation und Fake-News
Nach den Erfahrungen des Pflegeleiters in den letzten Tagen handelt es sich nicht um radikale Impfverweigerer. „Viele wollen einfach abwarten, ob sich Komplikationen bei den Geimpften einstellen. Ich bin aber verwundert, welche unbegründeten Sorgen da genannt werden, gerade bei den jungen Kollegen“, so Silvers. Seiner Ansicht nach spielen die sozialen Medien bei solchen Überlegungen eine große Rolle. Was da an Desinformation und Fake-News verbreitet werde, höre man oft auch von den Impfskeptikern im Haus. Und diese beeinflussen und verunsichern dann wieder andere Kollegen.
Detlev Silvers schließt Folgen der mangelnden Impfbereitschaft im Pflegealltag für die Caritas-Häuser zunächst einmal aus. „Die Corona-Schutzregeln gelten auch nach den Impfungen noch. Daher ändert sich erstmal nichts.“ Allerdings sieht er ein Problem, wie man mit so viel ungeimpftem Pflege-Personal zurückkehren will zur Normalität – sprich, Betreuung ohne Maske, Schutzanzüge und Handschuhe. „Daher bin ich beim Impfstart im Caritas-Altenzentrum Josef-Elisabeth in Mülheim selbst vor Ort gewesen, um die Bereitschaft zum Impfen vorzuleben“, sagt Silvers. Das Haus wolle und könne die Mitarbeiter nicht zwingen. „Es geht nur durch Information und Überzeugungsarbeit.“
Bei einigen komme man mit Vernunft und guten Argumenten für eine Impfung auch nicht mehr durch. „Wir werden in den kommenden Wochen dennoch weiter an das Verantwortungsgefühl der Kolleginnen und Kollegen appellieren“, so Silvers. Denn nicht alle Bewohner können geimpft werden – aus medizinischen Gründen oder weil sie sich weigern. Zudem kommen immer wieder neue Heimbewohner dazu, die nicht sofort geimpft werden können. „Diese Leute sind dann durch nicht geimpfte Pfleger gefährdet“, erläutert Silvers.
Auch Klaus Keller vom Betriebsrat der Sozial-Betriebe-Köln (SBK) bestätigt die geringe Impfbereitschaft der Pflegemitarbeiter in den Seniorenheimen. „Viele Impfskeptiker sagen, dass es ja ausreiche, wenn die Heimbewohner geimpft sind. Warum sollten sie sich dann noch einer möglichen Gefahr aussetzen? Ich wundere mich sehr über diese Einstellung“, so Keller. Aufklärung findet in den SBK seit längerer Zeit über Mitarbeiter-Newsletter und durch Ärzte statt. Aber das Problem mangelnder Impfbereitschaft sei schon vorher bei den Grippeschutzimpfungen sichtbar geworden, so Keller weiter. Er setzt darauf, dass durch den sozialen Druck, den Öffentlichkeit und erfolgreiche Corona-Impfungen erzeugen werden, sich viele Mitarbeiter noch umentscheiden.