Köln – NRW will die Regeln für Corona-Hotspots landesweit vereinheitlichen - Köln bekommt damit wie Berlin eine Sperrstunde. Bislang mussten alle betroffenen Kreise und Städte bei Überschreiten des Warnwerts von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen selbst über geeignete Gegenmaßnahmen entscheiden. Nun sind laut Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zufolge in Hotspots wie Köln nur noch Treffen von fünf Menschen aus verschiedenen Haushalten im öffentlichen Raum erlaubt. Öffnungszeiten von Kneipen und Restaurants sollen auch eingeschränkt werden. Öffentlichen Veranstaltungen mit mehr als 500 Teilnehmern draußen und 250 Teilnehmern in Innenräumen müssten abgesagt werden. Feiern im privaten Raum dürften ab einem Inzidenzwert von 50 nur noch mit 25 Menschen veranstaltet werden.
Noch am Freitag hatte der Kölner Krisenstab neue Regeln zum Schutz vor der Pandemie verabschiedet. Dieser sehen das Tragen einer Mund- und Nasenbedeckung auf zentralen Plätzen und Straßen vor. Zudem wurde der Alkoholverkauf an Kiosken nahe der Hotspots verabredet, das Trinken von Alkohol auf öffentlichen Plätzen ist in den Nachtstunden ebenfalls verboten. Köln hat am Wochenende den Sieben-Tage-Inzidenzwert von 50 überschritten und ist damit Hochrisikogebiet, am Sonntag lag der Wert bereits bei 59,7. Eine Sperrstunde sah die Stadt nicht vor.
„Gastronomen bekommen besondere Verantwortung“
„Die Gastronomen bekommen eine besondere Verantwortung“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der Vorstellung der neuen Maßnahmen. Sie sollten weiter Hygieneregeln, die Rückverfolgung sowie die Personenzahl kontrollieren. Reker sagte, dass sie die Gastronomen in die Pflicht nehme. „Wenn wir feststellen müssen, dass das nicht klappt und die Gastronomen ihrer Verantwortung nicht gerecht werden, ist eine Sperrstunde dringend notwendig“, so die OB weiter. Damit reagierte Köln anders als Metropolen wie Berlin oder Frankfurt. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich ebenfalls am Freitag mit den Stadtoberhäuptern der elf größten Städte verständigt.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Natürlich werden wir die Maßnahmen umsetzen, wenn es einen Landeserlass gibt“, sagte ein Stadtsprecher am Sonntag. Die OB habe dies auch nicht ausgeschlossen, sondern lediglich andere Maßnahmen präferiert. Berlin hat gerade das erste Wochenende mit Sperrstunde zur Eindämmung der Corona-Pandemie hinter sich. Das berühmte Nachtleben der Stadt pausiert damit von 23 Uhr bis 6 Uhr - oder zumindest sollte es das. In den beiden ersten Nächten mit der neuen Regelung musste die Berliner Polizei Lokale schließen und größere Gruppen auflösen.
„Wir sind Teil der Lösung und nicht das Problem.“
In Köln hat sich ein Verbund von Wirten und Café-Betreibern mit scharfen Worten gegen eine Sperrstunde ausgesprochen. „Für Bars und Kneipen ist das völlig indiskutabel. Die brauchen dann gar nicht aufmachen“, sagt der Kölner Südstadt-Wirt Daniel Rabe der Rundschau. Rabe ist einer der Sprecher IG Gastro. Die Wirte sagen: „Wir sind Teil der Lösung und nicht das Problem.“ Es gehe immer um die Verhältnismäßigkeit.
Es müsste nachgewiesen werden, dass aus der Gastronomie besonders viele Corona-Fälle kommen. „Diesen Nachweis gibt es nicht“, sagt Rabe. Man überlege gegen eine Sperrstunde rechtlich vorzugehen. „Was uns auch irritiert ist, dass nicht im gleichen Atemzug Hilfen angeboten werden.“ Die meisten Wirte müssten ohnehin ums Überleben kämpfen, der Großteil sorge sich vor der kalten Jahreszeit. Der Verband Dehoga sieht durch die Krise ein Drittel der rund 3000 Kölner Gastronomiebetriebe in seiner Existenz bedroht.