Chorweiler – Ein Jahrhundert ist es mittlerweile her, dass sich der Kölner Norden in seiner heutigen Ausprägung formte. Im Februar 1921 unterzeichneten der Beigeordnete der damaligen Bürgermeisterei Worringen Heinrich Frenger und Kölns Oberbürgermeister Konrad Adenauer den Vertrag über deren Eingemeindung in die Rheinmetropole. Zur Bürgermeisterei gehörten damals neben Worringen auch Roggendorf, Weiler, Fühlingen, Feldkassel, Langel und die übrigen Dörfer des Rheinufers, die einen Großteil des heutigen Bezirks Chorweiler umfassen. Eine Liebesheirat war das Ganze schon damals nicht: Köln hatte den Blick auf die freien Flächen im Norden geworfen, um dort Industrie aufzubauen, während sich Worringen Linderung seiner finanziellen Not versprach, unter der die Bürgermeisterei durch die nach dem ersten Weltkrieg hohe Arbeitslosigkeit litt.
Widerstand gegen die Eingemeindung
Unter den Bürgern selbst war der Widerstand groß, wie damalige Volksabstimmungen zeigen. Um die Eingemeindung schmackhafter zu machen, wurde als eine Bedingung für die Anbindung bereits vorher vereinbart, Worringen mit einer „Kleinbahn“ an Köln anzubinden – und zwar „möglichst bald.“ Hundert Jahre später reicht die Straßenbahn in Merkenich zwar an den südlichsten Ausläufer der früheren Bürgermeisterei heran, die übrigen Orte bleiben jedoch vom Straßenbahnnetz abgeschnitten. „Die fehlende Straßenbahnanbindung an Worringen ist leider sinnbildlich für das Bemühen der Stadt bei vielen Themen im Kölner Norden“, so Mattis Dieterich, der Vorsitzende der SPD im Kölner Norden.
Alle Busse fahren nach Chorweiler
Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr lässt auch im übrigen Bezirk aus Sicht vieler Bürger zu wünschen übrig. Es sollen mehr Querverbindungen zwischen den Stadtteilen im Norden her. Als einen Vorstoß bringen Inan Gökpinar, der Vorsitzende der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung, und Dieterich eine Verlängerung der Buslinie 121 ins Gespräch. Die endet derzeit nach einer Rundstrecke über Feldkassel, Merkenich und den übrigen Rheindörfern an der Langeler Fähre. „Wir schlagen vor, die 121 zu verlängern: über den Hitdorfer Fährweg bis nach Fühlingen, von dort bis zur S-Bahnhaltestelle Blumenberg und von dort zum Bahnhof Worringen.“
Dort, so der Clou des SPD-Vorschlags, soll die Linie 121 enden, die Busse jedoch weiterfahren, indem sie auf die Linie 120 umschwenken und auf deren Route ihre Fahrt fortsetzen. „Die KVB spart Fahrzeuge, denn ein Bus fährt zwei Linien. Damit würden wir auch eine Takterhöhung der Linie 120 erreichen“, meint Gökpinar, „und zwar nur mit einem Knopfdruck, um die Zahl auf der Linienanzeige zu ändern.“ Gleichzeitig entstünde damit erstmals eine Direktverbindung zwischen Langel, Fühlingen, Blumenberg und Worringen. „Damit hätten wir drei oder vier Fliegen mit einer Klappe geschlagen“, ist Gökpinar überzeugt.
Ferner sieht der Vorschlag vor, mit der Linie 121 auch den anvisierten neuen Stadtteil Kreuzfeld anzubinden, sobald dort die ersten Bewohner einziehen. Gökpinar schlägt vor, die angeregte Linienführung in einer Projektphase von fünf oder sechs Monaten zu erproben. Er hoffe außerdem, dass die Ratsfraktion der SPD sich mit der Idee beschäftigen und einen entsprechenden Antrag einbringen wird. Damit dieser jedoch umgesetzt wird, muss er auch die Vertreter andere Ratsparteien überzeugen, weiß Gökpinar. „Ich würde mich freuen, wenn dabei auch die Ratsmitglieder der CDU und der Grünen aus dem Norden Solidarität zeigen würden“, sagt er.