Ob sich auf dem Summerjam-Festival etwas geändert hat, seitdem der Konsum von Cannabis in Deutschland legal ist? Da sind sich die Besucherinnen und Besucher nicht ganz einig.
Festival in KölnSo lief das Summerjam am Fühlinger See – Joints auf der Bühne und prominenter Nachrücker
„Gentleman“ – das ist die häufigste Antwort der gefragten Festivalbesucherinnen und -besucher auf die Frage: „Auf wen freust du dich am meisten?“ Dabei sollte das Summerjam-Urgestein in diesem Jahr eigentlich gar nicht dabei sein. Gentleman ist für den Jamaikaner Beenie Man eingesprungen, der seinen Auftritt am Samstagabend aufgrund eines Hurrikans in der Karibik absagen musste. Doch Gentleman zieht die Leute magisch an. Der Platz vor der Red Stage ist bis hinten gefüllt und die Masse breitet sich bis zum etwas tiefer gelegenen Ufer des Sees und auf der anderen Seite zwischen den Essens- und Getränkeständen aus. Die Stimmung gut aufgeheizt hatte zuvor aber auch schon der jamaikanische Künstler Konshens, der mit seinen Dancehall-Beats die Menge zum Tanzen und zum Jubeln gebracht hat.
Summerjam in Köln: Nebelschwaden über der Red Stage
Dankbar sind die Gäste auch für das Wetter, das nach ein paar kleinen Schauern und einem Wind, der über das Gelände fegte, nun doch noch etwas Sonne am Samstagnachmittag bereithält. Während der Himmel über der Red Stage klar ist, hüllt sich Marsimoto, der nur mit zehn Minuten Versatz zu Gentleman spielt, in dichten Nebel auf der Green Stage. Das Publikum ist sich längst nicht mehr sicher, ob das Absicht ist. Alex W. und Daniel N. sind mit ihrer neunjährigen Tochter Layla hier. Für sie ist der Nebel zu viel. Die Familie geht aus der Menge und verabschiedet sich für den Abend vom Festivalgelände. „Das war schon beängstigend für die Kleine“, erzählt Alex W. später. Andere Besucherinnen und Besucher feiern den Auftritt von Marsimoto, der der Allerletzte sein wird von Marterias alter Ego. Für ihn und genauso für sein Publikum ist es ein emotionaler Moment. Genau vor zwölf Jahren hatte er hier seinen ersten Auftritt als Marsimoto. Durch Dubstep-Klänge und ein Lichtgewitter sorgt er auch an diesem Wochenende für einen stimmungsvollen Höhepunkt für viele Festival-Besucher.
Nicht nur an den Bühnen, sondern verteilt über das gesamte Gelände, wabern kleine Graswolken über den Köpfen. Ob sich auf dem Summerjam-Festival etwas geändert hat, seitdem der Konsum von Cannabis in Deutschland legal ist? Da sind sich die Besucherinnen und Besucher nicht ganz einig. „Man bekommt es auf dem Festivalgelände auf jeden Fall geruchstechnisch mehr mit, aber es ist trotzdem sehr identisch zu den Vorjahren“, sagt Tabea vom Hagen, die mit ihrer Freundesgruppe aus Düsseldorf hergekommen ist. „Die, die es vorher gemacht haben, machen es immer noch. Ich glaube nicht, dass dadurch mehr Leute anfangen“, ergänzt eine Freundin.
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Aus einer anderen Gruppe sagt Salomo Koch lachend: „Auf dem Summerjam hat sich gar nichts geändert. Auch als es nicht legal war, die Leute haben immer gekifft.“ Er und seine Freunde kommen aus Köln. „Wir lieben das Summerjam. Ich komme schon seit 15 Jahren her.“ Dieses Jahr hat er sich besonders auf Romain Virgo und Megaloh gefreut.
Festival in Köln: Sido zündet Joint auf der Bühne
Sido, der bereits am Freitagabend auf der Hauptbühne steht, kann sich vor allem durch textsichere Fans behaupten. Angefangen mit dem bekannten Lied „Bilder im Kopf“, über Sido-Klassiker wie „Du musst auf dein Herz hören“ zu „Mein Block“ macht er das Publikum glücklich. Nachdem er einen der letzten Songs wie „Astronaut“ gespielt hat, „gönnt“ sich der Rapper selbst auf der Bühne erst einmal einen Joint.
Summerjam-Debüt feiern ebenfalls bereits am Freitag die Kölschrocker von Kasalla. Die kölsche Note gefällt offensichtlich auch Gästen, die von weiter weg angereist waren. Und auch die Musiker ziehen ein positives Fazit. „Eine wunderbare Erfahrung“ sei der Auftritt gewesen, schreibt die Band in den sozialen Medien.
Nicht nur die Acts auf den Hauptbühnen, wie Burna Boy am Sonntagabend, sorgen beim Summerjam für die Stimmung. Auf sechs weiteren Areas zieht die Musik die Leute an, eine Leinwand überträgt am Freitagabend auch das deutsche EM-Viertelfinale gegen Spanien. Die Trauer über die Niederlage ist angesichts des hochkarätigen Festival-Programms schnell verfolgen. In den Sonnenstunden nutzen einige Leute auch die Gelegenheit, um sich auf den Wiesen niederzulassen und so den Klängen zu lauschen. Insgesamt ein entspanntes Festival.