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Fläche in ChorweilerKöln bekommt doch kein „Grünes Hochhaus“ – Alternative geplant

Lesezeit 3 Minuten
Entwurf für „Grünes Hochhaus“ in Köln-Chorweiler

So sollte das „Grüne Hochhaus“ in Köln-Chorweiler nach dem ursprünglichen Konzept aussehen.

Das ursprünglich geplante Projekt in der Lyoner Passage erfüllt die nötigen Vorgaben nicht. Prozess verzögert sich um Jahre.

Unter dem Schlagwort „Grünes Hochhaus“ ist das Projekt 2020 bekannt geworden: Auf dem Gelände der mittlerweile leer stehenden Postfiliale in der Lyoner Passage plante ein Investor ein neues Gebäude in Hybrid-Bauweise aus Holz und Stahlbeton mit begrünten Dachgärten zu errichten.

Seniorengerechte Wohnungen, Appartements, Dienstleistungsangebote, Einzelhandel sowie Einrichtungen der medizinischen Versorgung sollten dort gebündelt entstehen – ein „Dorf im Quartier“, so die Eigenbezeichnung des Projekts.

Die alte Postfiliale in der Lyoner Passage steht leer.

Seit Herbst vergangenen Jahres steht die Postfiliale leer – für das hier geplante Bauprojekt soll nun ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden.

Eine Visualisierung zeigte einen aufsehenerregenden Entwurf einer wendeltreppenartigen Anordnung von Gebäudeteilen, die bis zu einer Höhe von 14 Stockwerken ansteigen und deren begrünte Dachterrassen öffentlich begehbar sein sollten. Der ambitionierte Zeitplan – bereits Ende des vergangenen Jahres sollte ursprünglich die Einweihung gefeiert werden – war anschließend aber in den Verhandlungen mit der Stadt Köln ins Stocken geraten.

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Vorgaben nicht erfüllt: Konzept soll überarbeitet werden

In den vergangenen zwei Jahren wurde es ruhig um das Vorhaben, nun scheint wieder Bewegung in den Prozess gekommen zu sein: Einer Beschlussvorlage über die Einleitung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanverfahrens zufolge soll das Projekt weiterhin umgesetzt werden, allerdings nicht in Form des damals vorgestellten Entwurfs. Stattdessen soll ein städtebaulicher Wettbewerb ausgerichtet werden, um das Konzept zu überarbeiten.

Die Verwaltung der Stadt Köln hat sich damit letztlich gegenüber dem Investor durchgesetzt. Denn die Stadt hatte auf die Einhaltung der für Großbauprojekte üblichen Verfahren gepocht: ein Bebauungsplanverfahren, das als Qualifizierungsverfahren einen städtebaulichen Wettbewerb beinhaltet.

Der ursprüngliche Entwurf des Investors habe auch die Vorgaben des kooperativen Baulandmodells nicht eingehalten, wie eine Vertreterin des Stadtplanungsamts in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Chorweiler erläuterte. „Die Bebauungsdichte wäre zu hoch gewesen und die im Baulandmodell geforderten Frei- und Spielflächen hätten darin nicht abgebildet werden können“, sagt sie. „Letztlich haben wir uns mit dem Investor so geeinigt, dass die Vorgaben erfüllt werden“.

„Nachhaltiges Wohnhaus“ statt „Grünes Hochhaus“

Im Qualifizierungsverfahren sollen nun sechs Planungsteams Entwürfe erarbeiten, die neben der Architektur auch die Planung der Freiräume beinhalten soll. Diese sollen bei einer Öffentlichkeitsbeteiligung vorgestellt werden. Anschließend werde das Bebauungsplanverfahren angestoßen, das drei bis fünf Jahre dauern werde.  

Wenngleich das „Grüne Hochhaus“ so nicht kommen wird – angedacht ist nach wie vor ein „nachhaltiges Wohnhaus“. Auch dieses soll Raum für gewerbliche Nutzung, Dienstleistungsangebote sowie öffentlich zugängliche Grünflächen und Dachgärten bieten.

Die Beschlussvorlage war sowohl dem Stadtentwicklungsausschuss als auch der Bezirksvertretung Chorweiler (BV) vorgelegt worden. In der BV wurde die Entwicklung des Projekts unterschiedlich aufgenommen: Wolfgang Kleinjans, Fraktionsvorsitzender der Grünen, begrüßte die Vorlage und dankte der Verwaltung, dass die Visualisierung so nicht umgesetzt werde. Nun könne ein Entwurf gefunden werden, der auch in Chorweiler vermittelbar sei. „Für das, was vorher geplant war, hätten sie keine Chance gehabt, Mieter zu finden“, so Kleinjans.

Auch Rainer Stuhlweißenburg, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU, lobt das Vorgehen der Stadt und hebt hervor, dass nach wie vor auch ein medizinisches Versorgungszentrum geplant sei, für das es im Bezirk dringenden Bedarf gebe. Inan Gökpinar, Fraktionsvorsitzender der SPD, hingegen beklagt „Bauchschmerzen“: „Der Investor ist bereits seit Jahren mit dem Projekt beschäftigt. Wenn nun noch das ganze Verfahren durchlaufen wird, wird sich alles noch einmal um die sechs Jahre nach hinten verschieben, bis wir ein Ergebnis sehen“, meint er. Ähnliches habe man bei früheren Bauprojekten im Bezirk gesehen. Die städtischen Bauvorgaben seien ein „Hindernis“, das letztlich alles teurer mache.