Köln – Für das erfahrene Entschärferteam um Sprengmeister Wolfgang Wolf ist keine Bombe wie die andere und auch am Donnerstagnachmittag war die Entschärfung in Lindenthal eine knifflige Aufgabe. Die Zehn-Zentner-Bombe auf dem Gelände der Uniklinik befand sich in einem Brunnenloch in etwa fünf Meter Tiefe. Der Blindgänger lag ungünstig mit dem Heckzünder unter einem Brunnenring und war stark verschmutzt.
„Wir mussten sehr vorsichtig vorgehen. Denn die Bombe musste bewegt werden, damit wir sie entschärfen konnten“, sagte der Technische Leiter der Einheit Wolfgang Wolf. Der Heckzünder musste gründlich gereinigt werden und vom Rost befreit werden. Nach etwa einer Stunde war es dann geschafft; der Blindgänger war um kurz nach 16 Uhr entschärft. Normalerweise dauert eine Entschärfung bei den geschulten Kräfte etwa zwanzig Minuten. Diesmal legten die Entschärfer um 15.17 Uhr Hand an und hatten um 16.08 Uhr ihre Arbeit geschafft. Dem langjährigen Entschärfer Wolfgang Wolf ließ der Blindgänger offenbar keine Ruhe. Schon am frühen Donnerstagmorgen, gegen 4 Uhr, war Wolf am Fundort gewesen und hatte sich mit dem gefährlichen Gegenstand befasst.
Das Leben in Lindenthal kam vielerorts zum Erliegen
Viele Bürger rund um die Kliniken atmeten nach der Entschärfung auf. Der Bombenfund hatte das öffentliche Leben in Lindenthal in vielen Bereich zum Erliegen gebracht. Etwa 5800 Anwohner hatten wegen des Bombenfunds ihre Wohnungen verlassen müssen. Vier Senioren hatten sich zunächst geweigert.
Die Polizei kam dem Ordnungsamt zur Hilfe und überzeugte die älteren Bürger, aus Sicherheitsgründen ihre Wohnungen zu verlassen. Auch Teile der Kölner Uniklinik mussten geräumt werden. 35 Patienten der Intensivstation wurden mit Spezialfahrzeugen mit besonderer medizinischer Ausstattung verlegt. Nach Angaben der Klinik waren etwa 500 Patienten und 8000 Mitarbeiter betroffen gewesen.
Die 500 Kilogramm schwere Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg war am Mittwoch bei Bauarbeiten entdeckt worden. Wolf sprach davon, dass es vorher eine Luftbildauswertung gab. Wie die Feuerwehr per Twitter mitteilte, war mit der Entschärfung die Arbeit noch lange nicht vorbei. „Es gab für uns nur eine kurze Ruhephase. Nun gilt es, die Patienten und Patientinnen zurück in ihre Einrichtung zu fahren“, hieß es. Etwa 80 Rettungsfahrzeuge setzte die Feuerwehr für die aufwendige Aktion ein.
Klinikdirektor dankt Mitarbeitern und Helfern
„Ich bin stolz auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Uniklinik Köln, welche die größte Evakuierungsmaßnahme, die es je für uns gegeben hat, mit solcher Bravour gemeistert haben“, sagte Edgar Schömig, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor der Uniklinik Köln. Sein Dank ging auch an die Werkfeuerwehr, die Berufsfeuerwehr, das Ordnungsamt und die Polizei. „Sie haben uns bei der Bewältigung dieser großen Aufgabe professionell und vertrauensvoll unterstützt.“
Im Laufe der Nacht sollen die Rückverlegungen in die Uniklinik abgeschlossen sein. Ab dem heutigen Freitag können Patienten, deren Termin gestern nicht stattgefunden hat, telefonisch einen neuen vereinbaren.