Ein Ort, viele Meinungen: Warum ist der Brüsseler Platz eigentlich so beliebt? Wir haben nachgefragt.
Belgisches ViertelDarum ist der Brüsseler Platz bei Nachtschwärmern in Köln so beliebt
Samstagabend in der Kölner Innenstadt. Am Brüsseler Platz trudeln nach und nach die Menschen ein und erwecken den Platz zum Leben. Laute Musik, fröhliches Gelächter, gemütliche Stimmung – der beliebte Platz im Belgischen Viertel lädt zum Verweilen ein. Doch warum ist das so?
Ob bewusst verabredet oder zufällig getroffen, an diesem Ort ist man immer in Gesellschaft. Das bestätigt auch Anna aus Köln: „Wenn man Leute sehen will, kommt man her. Man trifft immer irgendwen“, so die 27-Jährige. Wie die Rundschau berichtete, soll in dem Lärm-Streit zwischen Anwohnern und der Stadt Köln nun in diesem Jahr ein Urteil gefällt werden.
Das seit sieben Jahren andauernde Gerichtsverfahren pausiert seit mehr als drei Jahren. Grund dafür, so teilte es das Oberverwaltungsgericht Münster mit, sei die Corona-Pandemie. In dieser Zeit hätte man die erforderlichen Lärmmessungen am Platz beziehungsweise in der Wohnung des Klägers nicht durchführen können. Nun haben die Messungen stattgefunden, das Gerichtsverfahren am OVG Münster soll jetzt einen Termin bekommen.
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Für Jürgen und seine Freunde weckt der Platz Erinnerungen an alte Zeiten. „Wir sind hier um die Ecke zur Schule gegangen und wohnen auch heute noch alle in der Nähe“, so der 34-Jährige. Die zentrale Lage und die vielen Gastronomieangebote seien immer wieder ausschlaggebend für ein Treffen am Brüsseler Platz.
Auch bei den beiden Freundinnen Christina (35) und Nicole (33) löst der Platz ein Gefühl von Nostalgie aus: „Wir haben schon vor über zehn Jahren unsere Freizeit hier verbracht. Orte wie der Brüsseler Platz machen die Stadt lebenswert“, sagt die 35-Jährige. Der Brüsseler Platz ziehe die Leute mit seinem gemütlichen Flair in den Bann und schafft einen Ort der Geselligkeit. „Im innerstädtischen Bereich gibt es nichts Vergleichbares“, sagt auch Jenny Meyer.
Doch während der hippe Treffpunkt für die einen ein Ort des Zusammenkommens bedeutet, raubt der Brüsseler Platz den anderen den Schlaf. Thomas aus Köln kennt sich mit beiden Seiten sehr gut aus. Der 32-Jährige hat schon immer gerne seine Freizeit am Brüsseler Platz verbracht. Vor sieben Jahren freute er sich schließlich über eine Wohnungszusage mit direktem Ausblick auf den Platz. „Ich mag es sehr hier zu wohnen, aber im Sommer muss ich wegen des Geräuschpegels immer mit Ohrstöpseln schlafen“, so der Kölner. Mittlerweile schaue er sich nach einer etwas ruhiger gelegenen Wohnung um.
Nachteile des Großstadtlebens
Lärmbelästigung und Verschmutzung sind nur zwei der Herausforderungen, mit denen sich die Anwohner auseinandersetzen müssen. Sammelstellen für Pfandflaschen, der Einsatz von Vermittlern des Ordnungsdienstes, sowie die nächtliche Reinigung der Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe sind die aktuellen Maßnahmen, die zu einem geordneteren Aufenthalt der feiernden Menge führen sollen. „Gegenseitiges Verständnis ist wichtig“, sagt Christina. Als ehemalige Bewohnerin des Belgischen Viertels verstehe sie die Anwohner sehr gut.
Auch Alex kann den Unmut der Menschen nachvollziehen: „Für die Anwohner ist das definitiv nicht optimal.“ Allerdings müsse man sich bei einem Leben inmitten der Großstadt auch den Nachteilen bewusst sein, so der 35-Jährige. Der Brüsseler Platz sei und bleibe ein Ort an dem unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen. Nach einer Kompromisslösung wird noch gesucht.