Köln – So hatte sich Dieter Steinkamp seinen Abschied als Chef der Rheinenergie und der Stadtwerke Köln (SWK) wohl nicht vorgestellt. Zwar konnte er bei seiner letzten Bilanzpressekonferenz nach 13 Jahren an der Spitze der Unternehmen sehr gute Geschäftszahlen für 2021 vorlegen. Doch der Krieg in der Ukraine und seine Folgen, die Preisexplosion auf den Energiemärkten und die drohende Gasknappheit im kommenden Winter, lasten schwer auf dem Konzern.
„Die nächsten ein, zwei Winter werden, gelinde gesagt, eine Herausforderung“, sagte Steinkamp. Deutschland sei derzeit noch zu rund 40 Prozent auf Gaslieferungen aus Russland angewiesen. Die Hälfte davon lasse sich durch Einsparungen kompensieren, beim Rest werde es schwierig. Daher sei es „absolut richtig, dass es kein einseitiges Embargo gibt“. Das könne man sich nicht leisten.
Verbraucher sollen bereits jetzt ans Energiesparen denken
Mit Blick auf die am Donnerstag vom Bund ausgerufene Alarmstufe beim Gas appellierte Steinkamp an Verbraucher und Unternehmen, bereits jetzt damit zu beginnen, Energie zu sparen wo immer dies möglich sei. „Jede Form von Einsparung von Energie hilft. Je mehr mitmachen, um so besser.“ Jeder, der Gas und Strom, aber auch Öl und Kraftstoff einspare, leiste einen Beitrag, um Versorgungsengpässe zu vermeiden und die Preisexplosion zu dämpfen. Der Stadtwerkechef rechnete vor: Wer die Temperatur in der Wohnung um ein Grad absenke, spare sechs Prozent Energie ein. Das nutze nicht zuletzt auch dem eigenen Geldbeutel und dem Klimaschutz.
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Man könne nur hoffen, dass der nächste Winter nicht auch noch besonders kalt werde, dann werde es eng, sagte Steinkamp. Die Rheinenergie habe bereits eigene Stromlieferverträge zurückgekauft, um die dafür benötigten Mengen an Gas für andere Zwecke nutzen zu können. Das Unternehmen werde seine Fernwärmeversorgung nachhaltiger gestalten. „Wir müssen grüner werden. Und das werden wir auch Zug um Zug.“ Die Umstellung großer Fernwärmeturbinen von Erdgas auf Wasserstoff sei „keine Fiktion“. Man arbeite hier bereits mit Wien zusammen, wo eine Beimischung von „20, 30 oder 40 Prozent Wasserstoff“ erprobt werde.
Stadtwerke präsentieren eine erfolgreiche Bilanz
Für 2021 präsentierten die Stadtwerke trotz Corona eine Erfolgsbilanz. Der Umsatz wuchs von 5,4 auf 6,6 Milliarden Euro, der Gewinn stieg um 8 Prozent von 67,5 auf 72,7 Millionen Euro.
Den größten Ertrag steuerte die Rheinenergie bei, die 172,7 Millionen Euro Überschuss erzielte (wir berichteten). Beim größten Verlustbringer, den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB), stieg das Defizit trotz ÖPNV-Rettungsschirm um 32 Prozent von 109,9 auf 144,9 Millionen Euro – ein neuer Rekord. Als Grund nannte KVB-Chefin Stefanie Haaks gestiegene Kosten bei Personal und Material und einen Rückgang der Stammkunden mit Zeittickets von 303 200 auf 278 500 Personen. Aus dem Corona-Rettungsschirm habe die KVB 58,5 Millionen Euro erhalten, plus weitere 5,5 Millionen für zusätzliche Schülerverkehre. Da 2023 kein Rettungsschirm mehr geplant sei, werde das nächste Jahr „eine große Herausforderung“. Hinzu kämen die hohen Dieselpreise, die im ersten Halbjahr 2022 bereits für fast sechs Millionen Euro Mehrkosten gesorgt hätten, so Haaks.
Deutliche Umsatzsteigerung bei der HGK – Bäder litten unter Pandemie
105,1 Millionen Tonnen an Rohstoffen und Waren haben die Unternehmen der Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) im Jahr 2021 umgeschlagen und transportiert. Die Logistiktochter des SWK-Konzerns hat damit erstmals die 100-Millionen-Euro-Grenze geknackt. Im Vorjahr waren es 71,4 Millionen Tonnen. Grund für den starken Zuwachs ist die Übernahme der Binnenschiffreederei von Imperial Mitte des Jahres 2020, die sich jetzt erstmals in vollem Umfang in der Bilanz bemerkbar macht. Im Geschäftsfeld Hafenumschlag und Güterverkehr erhöhte sich der Umsatz um rund 78 Prozent auf 488,1 Millionen Euro. Der Gewinn betrug 10,5 Millionen Euro, nach 10,3 Millionen im Vorjahr. Das gute Ergebnis der HGK trug laut Rheinenergie-Chef Dieter Steinkamp neben höheren Umsätzen im Energiesektor entscheidend zur guten Bilanz 2021 der Stadtwerke bei.
Ein Blick auf weitere Einzelgesellschaften der Stadtwerke Köln:
GEW Köln AG: Die Holdinggeselllschaft, in der neben der Rheinenergie die Netcologne und Brunata-Metrona gebündelt sind, steigerte ihr Ergebnis um 19 Prozent von 169,2 auf 201,2 Millionen Euro.
Netcologne: Das Telekommunikationsunternehmen steigerte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 24 Prozent von 17,1 auf 21,2 Millionen Euro. Es wurden 900 Kilometer neue Glasfaserleitungen verlegt.18 000 neue Kunden im Bereich Festnetz und 10 000 Kunden im Bereich TV wurden gewonnen.
Abfallwirtschaftsbetriebe: Die AWB konnten ihren Gewinn von 13,4 auf 29,2 Millionen Euro mehr als verdoppeln, dazu trug allerdings ein Grundstücksverkauf im Wert von rund 10 Millionen Euro bei. In der Juli-Flut 2021 sammelten die AWB 1200 Tonnen Sperrmüll zusätzlich ein.
Kölnbäder: Für die Bäder bedeutete das zweite Pandemiejahr erneut große Belastungen. Die Besucherzahlen sanken mit 1,2 Millionen auf den tiefsten Stand seit Jahren. Der Umsatz ging um 11 Prozent auf 8,7 Millionen Euro zurück. Der Verlust betrug 20,9 Millionen Euro. (fu)