VTB Bank vor Insolvenz?Kölner Stadtwerke legen Millionen bei russischer Bank an
Köln – Droht Köln nach dem Greensill-Desaster der städtischen Bühnen das nächste Finanzdebakel? Nach Rundschau-Informationen haben die Stadtwerke Köln (SWK) 15 Millionen Euro bei der VTB Bank Europe SE in Frankfurt angelegt, einer Tochter der russischen Großbank VTB. Den gleichen Betrag hatten die Bühnen im Januar 2021 bei der Greensill Bank „geparkt“, die zwei Monate später pleiteging. Das Geld ist weg (wir berichteten). Ob, beziehungsweise wann die Bühnen einen Teil davon aus der Insolvenzmasse zurückerhalten, steht in den Sternen.
Bankenaufsicht beobachtet VTB Bank
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine haben die VTB Bank Europe SE und ihre Tochter VTB Direktbank große Probleme auf dem Finanzmarkt. Die USA, die EU und andere verhängten Sanktionen gegen die VTB. Sie ist nach der Sberbank das zweitgrößte Kreditinstitut Russlands und gehört zu 60,9 Prozent dem russischen Staat. Seit Wochen wird über eine drohende Insolvenz der VTB Bank Europe spekuliert, nachdem die europäische Tochter der Sberbank bereits Anfang März pleiteging.
Die VTB steht längst unter verschärfter Beobachtung der Bankenaufsicht. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht erklärte auf Anfrage: „Die Bafin begleitet die Bank eng und lässt sich täglich über Mittelabflüsse berichten. Bestandskunden können aktuell über ihre Guthaben im Rahmen der vertraglichen Vereinbarungen verfügen.“ Momentan darf die VTB keine Neukunden mehr annehmen. Die nächste Eskalationsstufe wäre ein Moratorium, dann dürfte die Bank keine Gelder mehr auszahlen.
Die Stadtwerke, die zu 100 Prozent der Stadt Köln gehören, gehen nicht davon aus, dass sie ihr Geld verlieren. Die Einlage von 15 Millionen Euro sei durch die Einlagensicherung „vollständig abgesichert“, teilte der Konzern mit.
Wie kam es überhaupt zu der Geldanlage?
Die europäische Tochter der Sberbank, die in Österreich sitzt, war in die Insolvenz geraten, weil Kunden massenhaft Geld abgehoben hatten. Die österreichische Einlagensicherung musste mit rund einer Milliarde Euro einspringen. Die Bühnen Köln waren als eigenbetriebsähnliche Einrichtung der Stadt Köln bei der Greensill-Pleite nicht durch die Einlagensicherung geschützt, sie können nur auf Zahlungen aus der Insolvenzmasse hoffen, was Jahre dauern kann.
Zur Frage, warum die SWK überhaupt Geld bei einer russischen Bank angelegt haben, antwortete der Konzern, es handele sich um eine Anlage „im Rahmen der Diversifizierung des Geldanlagen-Portfolios“. Die letzte Anlage sei im September 2021 erfolgt. Die Frage, ob man die Geschäftsbeziehung zu der russischen Bank angesichts des Kriegs in der Ukraine beenden wolle, beantworteten die Stadtwerke nicht. Sie erklärten nur, man werde „bis auf Weiteres keine Geldanlagen bei russischen Banken tätigen“.
Sozialbetriebe Köln haben ebenfalls investiert
Auch die Sozialbetriebe Köln (SBK), die unter anderem die Riehler Heimstätten betreiben und zu 100 Prozent der Stadt gehören, haben viel Geld bei der VTB Bank angelegt. Nach Rundschau-Informationen geht es um acht Millionen Euro. Es handele sich um Festgeldanlagen, die im Juli 2022 automatisch zur Auszahlung fällig würden, teilten die SBK auf Anfrage mit. Man habe „sich nicht bewusst für eine Bank mit Verbindung nach Russland entschieden, sondern am Markt die Möglichkeit einer vollständig geschützten Festgeldanlage bei einer Bank mit Sitz in Deutschland genutzt“.
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Angesichts dieser Absicherung befürchte man keine finanziellen Verluste. „Weitere Geldanlagen mit Banken, die eine Verbindung nach Russland haben, werden nicht erfolgen“, so die SBK.
Die Stadt Köln erklärte, dass sie selbst, ihre Eigenbetriebe und ihre anderen Beteiligungsunternehmen „nach derzeitigem Erkenntnisstand keine Gelder in Russland angelegt“ haben.