Köln – Vor 70 Jahren, am 19. März 1946, erschien die Rundschau zum ersten Mal. Die Erstausgabe, deren Faksimile heute unserer Zeitung beiliegt, enthielt nicht zufällig eine Rubrik „Der hinkende Bote“ mit den Nachrichten der letzten 14 Tage: Sie hätte nämlich bereits am 1. März herauskommen sollen. Nur war dem Gründungsverleger Reinhold Heinen ein Missgeschick passiert: In seiner Aktentasche lief ein Leimgefäß aus und machte die Lizenzunterlagen der britischen Militärregierung unleserlich. Er musste sie neu beschaffen.
Lizenz Nr. 22 ist eigentliches Gründungsdokument
Diese Lizenz Nr. 22 ist das eigentliche Gründungsdokument der Rundschau. Nur mit Erlaubnis der Besatzungsmacht durften Zeitungen erscheinen. Zugelassen wurden in Köln eine christdemokratisch orientierte Zeitung – die Rundschau – sowie eine sozialdemokratische („Rheinische Zeitung“) und eine kommunistische („Volksstimme“). Die alten Verlegerfamilien, deren Blätter bis in die Kriegszeit hinein erschienen waren, konnten erst nach Gründung der Bundesrepublik 1949 wieder publizistisch tätig werden – etwa mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ und dem Bonner „General-Anzeiger“.
Reinhold Heinen (1894−1969), Journalist und in der Weimarer Republik auch Funktionär der katholischen Zentrumspartei, war wegen seiner politischen Haltung seit 1941 von den Nationalsozialisten im KZ Sachsenhausen inhaftiert worden. Nach der Befreiung gehörte er zu den Gründern der CDU im heimatlichen Kreis Düren, widersetzte sich aber allen Versuchen des späteren Bundeskanzlers Konrad Adenauer, die Rundschau zu einem Parteiblatt zu machen.
Erstausgabe hatte ungewöhnlich großen Umfang
Die Erstausgabe (Auflage: 122 000 Exemplare) hatte mit acht Seiten einen ungewöhnlich großen Umfang. Normalerweise erschien die Rundschau mit vier bis sechs Seiten, und das auch nur zweimal in der Woche. Die Druckkapazitäten im Kölner Pressehaus an der Breiten Straße mussten ja auf alle drei Lizenzzeitungen aufgeteilt werden. 1949 bezog man notdürftig hergerichtete Produktionsräumen an der Stolkgasse, wo dann 1963 das heutige Rundschau-Haus errichtet wurde.
Die Einweihung des Hauses am 20. Januar 1964 war ein gesellschaftliches Großereignis in Anwesenheit des Kölner Erzbischofs Josef Kardinal Frings und von Altbundeskanzler Adenauer, der eine Festrede voller Respekt und voller Zwischentöne hielt. In Anspielung auf die Auseinandersetzung um den unabhängigen Kurs der Rundschau sagte Adenauer: „Sie wissen, meine Damen und Herren, zwischen Herrn Dr. Heinen und mir ist nicht immer klare Sicht gewesen, und es kamen schon mal so einige Wolken.“
Ersausgabe auch im Digital-Kiosk lesbar
Bereits in den 50er Jahren hatte Reinhold Heinen weitsichtige Entscheidungen getroffen, die die Presselandschaft im Rheinland bis heute prägen: 1952 übernahm die Rundschau die Bergische Landeszeitung, 1955 folgte die Oberbergische Volkszeitung. Nach dem Tod des Gründers leitete sein Schwiegersohn Heinrich Heinen (1921-2008) das Unternehmen,1991 übernahm dessen einziger Sohn Helmut Heinen (geb. 1955) die Herausgeberschaft. 1999 wurde das Verlagsgeschäft mit Anzeigenverkauf, Druck und Vertrieb an die heutige Mediengruppe DuMont abgegeben. Träger der Redaktion ist aber nach wie vor der Heinen-Verlag. Seit 2000 ist Herausgeber Helmut Heinen auch Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger.
Die Erstausgabe von 1946 ist ein historisches Dokument, das wir nicht nur in Papierform wieder zugänglich gemacht haben. Sie können es auch ebenso wie die aktuelle Ausgabe bequem digital lesen. Besuchen Sie unseren Digital-Kiosk und kaufen Sie die Jubiläumsausgabe für 99 Cent.(rn)