AboAbonnieren

65 MillionenAusbau der Stadtbahn nach Meschenich kann auf Fördergelder hoffen

Lesezeit 4 Minuten

Symbolbild

Köln – Ein Ausbau der Stadtbahn bis nach Meschenich ist grundsätzlich förderfähig und kann auf öffentliche Gelder von Bund und Land hoffen. Das ist das Ergebnis einer vereinfachten Kosten-Nutzung-Untersuchung der Stadtverwaltung Köln. Das 65-Millionen-Euro-Projekt firmiert seit Jahren als sogenannte vierte Baustufe der Nord-Süd-Stadtbahn, ist aber eigentlich eine eigenständige Maßnahme und soll das geplante Ende der Nord-Süd-Stadtbahn am Verteilerkreisel im Kölner Süden mit Meschenich verbinden.

Die neue Bahn wäre eine Weiterführung der Linie 5 der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), derzeit endet sie noch am Heumarkt. Die Stadt hat das Projekt für den Bedarfsplan des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) des Landes NRW angemeldet. Dieses Vorgehen ist aber nur die Basis für mögliches Fördergeld, eine Garantie ist es nicht. Das Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau hält den Bau ab 2024 für möglich und bereitet den nötigen Planungsbeschluss für den Stadtrat vor.

Bislang ist beispielsweise Rondorf nur über Buslinien an den ÖPNV angebunden, die Fahrt mit der Linie 132 etwa dauert bis zum Hauptbahnhof 44 Minuten. Der direkte Zugang zum KVB-Netz fehlt – obwohl er seit Jahrzehnten ein Thema ist. Schon am 27. November 1992 hat der Stadtentwicklungsausschuss des Rates beschlossen, dass die Verwaltung die Verlängerung der Nord-Süd-Bahn planen soll. Nun sieht es so aus, als ob die Pläne konkreter werden.

Rund 3300 neue Wohnungen erschließen

Unter anderem würde die neue Bahn den geplanten neuen Stadtteil Rondorf Nord-West und damit rund 3300 Wohnungen erschließen, zudem die Verkehrsbelastung reduzieren. Seit drei Jahren plant Amelis das Quartier, die Firma ist ein Zusammenschluss der beiden Projektentwickler Amand und Aurelis. Amand-Geschäftsführer Jörg Wieck sagte: „Wir halten die Bahn für wünschenswert. Neubaugebiete ohne eine Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr sind mittlerweile eigentlich nicht denkbar.“ Deshalb plant Amelis vorsorglich eine Bahntrasse ein. Ob die KVB sie tatsächlich später nutzt, steht noch nicht fest. Laut Wieck hängt der neue Stadtteil nicht davon ab, ob die Bahn kommt.

neue Grafik Meschenich

Hier können Sie die Grafik herunterladen

Die Stadt hat die Förderfähigkeit untersucht, weil der Stadtentwicklungsausschuss die Analyse im November gefordert hatte. Der Tenor: Das Bebauungsplanverfahren samt Öffentlichkeitsbeteiligung für Rondorf Nord-West startet nicht, bevor nicht geklärt ist, ob die Bahn auf Fördergelder hoffen kann. Die Kosten-Nutzen-Analyse ist ein Instrument, das den volkswirtschaftlichen Nutzen eines Vorhabens ermittelt. Es rechnet gegen, was es kostet und was es bringt. Die entscheidende Grenze ist 1,0. Liegt der Wert darüber, sind Fördermittel von Bund und Land möglich, darunter nicht.

Drei Varianten

Drei Varianten sind Teil der nun erstellten Analyse. Nummer eins: Die Stadtbahn passiert über ein neues Brückenbauwerk den Verteilerkreis. Nummer zwei: Die Bahntrasse wird unterirdisch unter dem Verteilerkreis durch geführt (in der Grafik sind die beiden Varianten blau eingezeichnet). Nummer drei: Die Bahn fährt ebenerdig westlich am Verteilerkreis vorbei (rote Variante).

Im weiteren Verlauf liegt die „rote Trasse“ im Gegensatz zur blauen Variante weiter westlich und damit nicht direkt im Neubaugebiet Rondorf Nord-West. Deshalb favorisiert die Stadtverwaltung die zentrale Trasse. Die kostengünstigste Variante ist die ebenerdige, ihr Kosten-Nutzen-Wert liegt bei 1,4, am meisten Geld kostet die Untertunnelung, trotzdem wäre sie mit einen Wert von 1,0 gerade noch förderfähig. Die Trasse samt Brücke hat die Stadt nicht untersucht.

Um die Förderfähigkeit zu erhöhen, soll Amelis laut Verwaltung statt 1000 nun 1300 Wohnungen bauen, dementsprechend die Infrastruktur wie Schulen ausbauen. Mehr ans Netz angebundene Einwohner erhöhen den Nutzen – und damit die Förderfähigkeit.

Rondorf Nord-West

Im Kölner Süden soll ein neues Quartier mit 1300 Wohnungen für rund 3300 Menschen entstehen. Für einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag wandelt Projektentwickler Amelis Ackerland in baureifes Land um.

Danach bebauen andere Firmen die einzelnen Baufelder für grob geschätzt 400 bis 500 Millionen Euro. Im Jahr 2021 soll es losgehen, vier bis fünf Jahre später alles fertig sein. 30 Prozent der Wohnungen sollen billiger als die marktübliche Miete sein.

Amelis will eine Grundschule, eine weiterführende Schule sowie drei bis vier Kitas bauen. So sollen die Probleme des Amand-Neubaugebiets Widdersdorf-Süd vermieden werden, dort gab es zu wenige der Einrichtungen. (mhe)