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Mehr Fahrer, aber zu wenige FahrzeugeMangel an Bahnen schränkt Betrieb der KVB ein

Lesezeit 5 Minuten
Eine Stadtbahn der KVB im Fahrschuleinsatz

In ihrer Fahrschule bilden die KVB zurzeit verstärkt neue Fahrer aus.

Die Personallage bei den Kölner Verkehrs-Betrieben bessert sich. Die Busse sollen ab Spätsommer wieder in vollem Umfang fahren. Im Schienenverkehr werden aber fehlende Bahnen zum Problem.

Der Fahrermangel bei den Kölner Verkehrs-Betrieben soll bald der Vergangenheit angehören. Zwar habe man derzeit noch nicht genug Personal, um denselben Fahrplan wie zu Beginn des Jahres 2022 anbieten zu können, räumte KVB-Chefin Stefanie Haaks bei der Präsentation der Fahrgastbilanz 2024 ein. Doch die Maßnahmen zur Personalgewinnung mit 25 Bewerber-Events für Bus und Bahn im vergangenen Jahr würden sich auszahlen. „Wir sind im Busbereich soweit, dass wir davon ausgehen, dass wir nach den Sommerferien wieder das vollumfängliche Angebot fahren“, sagte Haaks. Dann werde man die drei derzeit noch reduzierten Buslinien 124, 173 und 179 wieder in vollem Umfang bedienen.

Anfang 2023 hatten die KVB wegen eines sehr hohen Krankenstandes beim Fahrpersonal ihre Bus- und Bahn-Fahrpläne auf rund 90 Prozent des ursprünglichen Angebots reduziert. Im November 2024 wurden die Fahrpläne erneut angepasst. Seitdem laufe der Betrieb relativ stabil, berichtete Haaks. Die Quote der ungeplanten personalbedingten Ausfälle im Stadtbahnbereich sei im Januar und Februar deutlich gesunken, auf rund zwei Prozent.

Fahrermangel bei den KVB soll bis Ende 2025 behoben sein

Auch die Krankenquote sei momentan erheblich niedriger als in den Vorjahren, so Haaks. Im Busbereich liege sie derzeit etwas unter dem Planwert von 12,5 Prozent, im Stadtbahnbereich leicht über dem Planwert von 13,5 Prozent. Für 2025 habe man die Fahrschulkapazitäten noch einmal aufgestockt - auf sieben Bahn-Fahrschulen für insgesamt 210 Teilnehmer und acht Bus-Fahrschulen für 140 Teilnehmer. Ende des Jahres werde man auch im Stadtbahnbereich wieder genug Fahrer haben, kündigte die KVB-Chefin an. Der den Betrieb limitierende Faktor werde dann „nicht mehr das Fahrpersonal sein, sondern tatsächlich das Angebot an Fahrzeugen, das wir zur Verfügung haben“.

Das Problem: Der Hersteller Alstom hat noch immer keine einzige der von den KVB georderten neuen Niederflurbahnen ausgeliefert. Die ersten sollten eigentlich bereits seit Herbst 2023 da sein, kommen laut Alstom aber frühestens Mitte 2026. Die Genehmigung zur Inbetriebnahme werde für Juni 2027 erwartet. Und ob das wirklich klappt, sei zweifelhaft, so die KVB-Chefin. Deshalb müssten die KVB einen Teil der alten Niederflurbahnen, die eigentlich ausgemustert werden sollen, jetzt so instand setzen, dass sie noch jahrelang weiterfahren können. Im ersten Schritt wolle man 40 der rund 120 Altfahrzeuge fit machen. Es sei aber schwierig, die passenden Ersatzteile zu bekommen.

Laut Gunther Höhn, KVB-Bereichsleiter Nahverkehrsmanagement, wirkt sich der Fahrzeugmangel so stark aus, dass auch mit ausreichend Personal künftig kaum mehr als 91 bis 92 Prozent des ursprünglichen Fahrplanangebots gefahren werden können. Die KVB hoffen, vor Ende des Jahres wieder über die in Sanierung befindliche Mülheimer Brücke fahren zu können. Die Baustelle ist erneut in Verzug, die Stadt als Bauherrin hat noch keinen verbindlichen Termin genannt, wann die Linien 13 und 18 dort wieder fahren können.

Fahrgastzahlen der KVB 2024 stabil

Die Fahrgastzahlen der KVB blieben im vergangenen Jahr nahezu konstant. Rund 236,2 Millionen Menschen nutzen Busse und Bahnen der KVB (Vorjahr: 235,8 Millionen). Damit lagen die KVB weiterhin deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Im Rekord-Jahr 2019 beförderten sie 286,0 Millionen Menschen. Bei der Stadtbahn sank die Betriebsleistung das dritte Jahr in Folge: 2024 wurden 32,4 Millionen Kilometer gefahren (Vorjahr: 33,6 Millionen). Im Busbereich gab es mit 22,5 Millionen Kilometern eine leichte Zunahme (Vorjahr: 21,7 Millionen Kilometer).

Die Zahl der Stammkunden legte stark zu - um 12,3 Prozent auf rund 334.700 Menschen. „Das ist eine Zahl, die wir noch nie hatten, und ein sehr positiver Erfolg“, sagte Haaks. Hauptgrund für den Anstieg ist das Deutschlandticket, das inzwischen mehr als 90 Prozent aller KVB-Abokunden nutzen. Dadurch den KVB entgangene Erlöse wurden durch staatliche Zuschüsse in Höhe von 95,9 Millionen Euro ausgeglichen. Haaks forderte die Bundesregierung auf, rasch Klarheit über die künftige Finanzierung des Deutschlandtickets zu schaffen.

Die Verkehrserlöse der KVB stiegen im vorigen Jahr  - vor allem bedingt durch die Tariferhöhung im VRS -  um 11,1 Millionen auf 244,5 Millionen Euro. Die Flotte der E-Busse wuchs auf 118 Fahrzeuge, 19 Buslinien sind auf E-Antrieb umgestellt. Das KVB-Leihrad verzeichnete mit 4,5 Millionen Ausleihen einen neuen Rekord (Vorjahr: 3,6 Millionen).

Einen Quantensprung soll es im laufenden Jahr bei den Fahrgastinformationssystemen der KVB geben. Ab Ende Juni sollen sie anhand von Ist-Daten verlässliche Informationen geben, welche Bahn wann fährt. Bisher werden teils Soll-Daten aus den Fahrplänen verwendet, was dazu führt, dass Bahnen angezeigt werden, die aber nicht kommen.

Ärger um defekte Rolltreppen

2024 haben die KVB acht Rolltreppen erneuert. Ausschreibung und Vergabe für weitere 34 Anlagen wurden abgeschlossen. Ein Ärgernis für KVB-Kunden bleiben defekte Rolltreppen. „Wir haben eine hohe Verfügbarkeit unserer Fahrtreppen von rund 90 Prozent“, betonte Haaks. Das bedeutet aber auch: Von insgesamt 263 Rolltreppen sind statistisch im Schnitt ständig 26 defekt.

Defekte Rolltreppen seien „natürlich super ärgerlich“, sagte Haaks. Manche seien schon nach kurzer Zeit wieder defekt. Woran das liege? „Wir haben leider eine hohe Anzahl an Vandalismus-Fällen.“ Um Störungen schneller beseitigen zu können, habe man Serviceleistungen, die zuvor an externe Firmen outgesourct wurden, wieder in den Betrieb geholt.

Christian Burk, KVB-Bereichsleiter Fahrweg, sagte, 2021 habe man knapp 14.000 Störungen an Rolltreppen gehabt, jetzt seien es weniger als 11.000 pro Jahr. Vandalismus mache an einigen Haltestellen mehr als 80 Prozent der Störungen aus. Anhand der Reparaturprotokolle könne man Muster erkennen. So gebe es Kriminelle, „die fahren die Ehrenfelder U-Bahn entlang, ziehen die Notbremsen und nutzen diesen Schockmoment für Taschendiebstähle oder sonstiges“.