Sie demonstrierten erneut Stärke: Beschäftigte des öffentlichen Dienstes machten in Köln am Mittwoch Druck.
Tarifkonflikt öffentlicher DienstTausende aus dem Verdi-Bezirk Köln-Bonn-Leverkusen demonstrierten in Köln

Auf dem Heumarkt versammelten sich die Streikenden zu einer Kundgebung.
Copyright: Nabil Hanano
Erzieher, Müllmänner, Straßenbahnfahrerinnen und Musikpädagoginnen – eine bunte Mischung von Angestellten aus allen möglichen Bereichen des öffentlichen Dienstes versammelte sich am Mittwoch auf dem Heumarkt in Köln. Mehrere Tausend Menschen waren dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi gefolgt und morgens vom Hans-Böckler-Platz und vom Ottoplatz aus Richtung Altstadt gestartet.
„Die Arbeitgeber haben zwei Verhandlungsrunden verstreichen lassen, ohne ein Angebot vorzulegen. Dieses Verhalten ist und bleibt ein Unding“, sagte Tjark Sauer, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks bei der Kundgebung auf dem Heumarkt. Das Anliegen der Gewerkschaft, kurz vor der dritten Verhandlungsrunde Druck zu machen, unterstützten viele.
„Die Preise steigen immer weiter, deshalb brauche ich eine ordentliche Gehaltserhöhung“, sagte Sven Schlesiger, der im Bonner Gesundheitsamt arbeitet. Ihm fehle neben dem Geld vor allem die Wertschätzung für seine Arbeit, sagte der Bonner. „Jetzt soll uns auch noch das Nahverkehrsticket weggenommen werden“, klagte er.
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Verdi-Demo in Köln: Bessere Bedingungen für Kitas gefordert
Acht Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 350 Euro mehr monatlich sowie drei zusätzliche Urlaubstage fordert die Gewerkschaft Verdi von den Arbeitgebern. Das sind Forderungen, hinter denen die Gewerkschaftsmitglieder stehen. „Wir verdienen viel zu wenig“, klagte Kinderpflegerin Carola Noack-Wunderlich. Sie arbeitet in einer der mehr als 200 städtischen Kölner Kitas, die in Folge des Streiks am Mittwoch geschlossen waren.
Ein Einstiegsgehalt von rund 2900 Euro brutto für eine Kinderpflegerin und 3300 für eine Erzieher-Stelle findet Noack-Wunderlich viel zu wenig.„Wir brauchen dringend mehr Kollegen in den Kitas, dafür muss die Bezahlung des Jobs einfach attraktiver werden“, stellten die Kinderpflegerin und ihre Kita-Kolleginnen übereinstimmend fest.
Dass fehlendes Personal die Arbeitsbelastung immer schwerer macht, macht sich nach Auskunft von Verdi unter anderem im Krankenhaus bemerkbar. „Im Krankenhaus ist der Normalzustand der Ausnahmezustand“, sagte Sauer. Sehr schwierig seien auch die Arbeitsbedingungen im Rettungsdienst. „Die Kollegen dort arbeiten zur Zeit 48 Stunden in der Woche“, sagte Sauer.

Verdi-Kundgebung auf dem Heumarkt
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Auch bei den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) steht offenbar vielen Mitarbeitern das Wasser bis zu Hals. „Wir brauchen dringend Entlastung“, sagte Straßenbahnfahrerin Monja Metzinger. Sechs Tage die Woche arbeite sie in der Regel neun Stunden am Stück. „Wenn man dann nach Hause kommt, ist man platt.“
Köln: Solidarität mit Ford-Mitarbeitern
Neben dem Einsatz für die eigenen Interessen, zeigten die Streikenden auch Solidarität mit den Ford-Mitarbeitenden, die um ihren Arbeitsplatz bangen. „Die Situation dort brennt“, sagte Sauer und forderte dazu auf, die Demonstration der IG Metall am kommenden Samstag auf der Deutzer Werft zu unterstützen.
Die Warnstreiks im aktuellen Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst werden auch am Donnerstag und Freitag andauern. Zwar fahren am Donnerstag die KVB-Bahnen und -Busse wieder, dafür werden aber unter anderem Mitarbeitende bei den Abfallwirtschaftsbetrieben (AWB) die Arbeit niederlegen und stattdessen an Streikkundgebungen teilnehmen.