„Besser durch Köln“: Unter diesem Motto entwickelt die Stadt einen Rahmenplan für nachhaltige Mobilität. In einer Studie zum Nahverkehrsangebot hat Köln zuletzt jedoch schlecht abgeschnitten.
Neuer MobilitätsplanSo will die Stadt Köln den Verkehr nachhaltiger gestalten

Ob mit Bus und Bahn, dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß: Es gibt viele Möglichkeiten, sich durch Köln zu bewegen. Mit einem neuen Gesamtplan will die Stadtverwaltung die Mobilität in Köln künftig nachhaltiger gestalten.
Copyright: Thomas Banneyer
Straßen voller Schlaglöcher. Die Mülheimer Brücke seit fast einem Jahr für die KVB gesperrt. Busse, Stadtbahnen und S-Bahnen, die ausfallen, weil Fahrer fehlen. Eine Nord-Süd-Stadtbahn, die wegen des Archiveinsturzes wohl nicht vor 2033 fahren wird. Und noch immer keine Entscheidung in der Frage, wie die Ost-West-Achse zwischen Heumarkt und Aachener Weiher ausgebaut werden soll – oberirdisch oder als Tunnel. Der Verkehr in Köln ist voller ungelöster Probleme, und die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Da wirkt es auf den ersten Blick befremdlich, wenn die Stadtverwaltung nun stolz verkündet, man habe soeben die erste Stufe des nachhaltigen Mobilitätsplans „Besser durch Köln“ abgeschlossen. 2022 habe man einen Prozess mit einer umfangreichen Öffentlichkeitsbeteiligung gestartet, rund 10.000 Bürger hätten sich eingebracht. Für die Ratssitzung im April wurde ein 124-seitiger Bericht erstellt. Er präsentiert das bisher Erreichte und legt ein Leitbild für die Mobilität der Zukunft in Köln dar. Die solle „schnell, zuverlässig und gut vernetzt“ sein, zudem „sicher“, „sauber“, „barrierefrei“ und „bezahlbar“. Und beim Ziel Klimaneutralität bis 2035 helfen.
Man fragt sich: Sollten diese Kriterien nicht alle selbstverständlich sein? Wofür braucht es so ein Papier? Warum setzt die Stadt ihre Ressourcen nicht direkt dafür ein, konkrete Probleme anzupacken?
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Nachhaltiger Mobilitätsplan wird für Köln ab 2028 verpflichtend
Doch Kölns Verkehrsdezernent Ascan Egerer ist überzeugt, dass der Prozess ein Gewinn für die Stadt sein wird: „Eine wachsende und dynamische Stadt wie Köln braucht eine nachhaltige Mobilität. Diese für die Zukunft klimaschonend, sozial gerecht und wirtschaftlich tragfähig zu gestalten, ist die zentrale Aufgabe des nachhaltigen Mobilitätsplans.“ Mit dem Abschluss der ersten Stufe habe man gemeinsam mit der Stadtgesellschaft „eine übergeordnete Strategie erarbeitet, mit der wir das Leitbild des nachhaltigen Mobilitätsplans Realität werden lassen möchten“. Es sei wichtig, ein Leitbild zu haben, mit dem sich alle identifizieren könnten.
Das Projekt beschäftigt drei Vollzeitkräfte in der Stadtverwaltung. In der ersten Stufe wurden zudem rund 700.000 Euro für externe Dienstleister ausgegeben, davon kamen 100.000 Euro als Förderung vom Land NRW. Die zweite Stufe werde ähnlich viel kosten, der Bund habe bereits eine Förderung über 470.000 Euro zugesagt, berichtete Projektleiterin Friederike Christian.
Mobilitätsplan definiert Zielvorstellungen für 2035
Das Geld ist laut Egerer gut angelegt. Denn man brauche den Plan, um in Zukunft Fördergelder zu bekommen. Die neue EU-Verordnung 2024/1679 schreibe vor, dass für große städtische Knotenpunkte im transeuropäischen Verkehrsnetznachhaltige Mobilitätspläne bis zum 31. Dezember 2027 verpflichtend werden. Betroffen sind 432 europäische Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern, darunter Köln.
Als nächstes sollen nun in Stufe zwei bis 2027 konkrete Maßnahmen inklusive Finanzierung und Umsetzungsplanung entwickelt werden, darunter der Ausbau des Nahverkehrsnetzes. Auch ein separates Logistikkonzept werde noch erstellt, so Egerer. Parallel dazu setze man die laufenden Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation natürlich fort. Der übergeordnete Plan diene aber als Gesamtrahmen und definiere die Zielvorstellungen, die es zu erfüllen gelte.
Eine neue Greenpeace-Studie hat festgestellt, dass Köln beim Ausbau des Nahverkehrsangebots seit 2023 unter allen NRW-Großstädten am schlechtesten abschneidet (siehe Infotext). Dabei werde aber außer Acht gelassen, dass Köln sein Angebot in den Jahren zuvor massiv ausgebaut habe, sagte Egerer. Den Mobilitätsplan, der ab 2027 in die Umsetzung gehen soll, sieht er auch als Pluspunkt, wenn es darum geht, Gelder aus einem Sondervermögen Infrastruktur nach Köln zu holen. Mit dem Plan könne Köln zeigen: „Hier haben wir uns wirklich Gedanken gemacht, welche Infrastruktur brauchen wir in welcher Form.“
Studie: Köln hinkt beim Ausbau des Nahverkehrs weit hinterher
3,1 Prozent weniger Angebot bei Bus und Bahn als noch vor zwei Jahren: Damit liegt Köln momentan unter den 27 einwohnerstärksten Städten in Deutschland auf dem drittletzten Platz. Unter den NRW-Städten ist Köln sogar Letzter. Das ergab eine neue Studie des Münchner Unternehmens Plan4Better im Auftrag der Umweltorganisation Greenpeace. Am schlechtesten schnitt demnach die Hauptstadt Berlin ab, wo das ÖPNV-Angebot von 2023 bis heute um 7,1 Prozent schrumpfte. Vorletzter wurde Kiel mit minus 3,7 Prozent.
Dagegen wuchs das Nahverkehrsangebot in Leipzig in den vergangenen zwei Jahren um 14,6 Prozent. Auch in den meisten großen NRW-Städten gab es Zuwächse. In Aachen betrug das Plus 4,3 Prozent, in Münster 3,9 Prozent. Bonn legte um 2,1 Prozent zu, Düsseldorf um 1,8 Prozent und Duisburg um 1,4 Prozent. Relativ unverändert blieb die Lage in Wuppertal (plus 0,9 Prozent), Dortmund (plus 0,6 Prozent), Bochum (plus 0,1 Prozent), Mönchengladbach (minus 0,1 Prozent), Gelsenkirchen (minus 0,3 Prozent) und Essen (minus 0,7 Prozent). Betrachtet wurden dabei nur die Soll-Fahrpläne, spontane Ausfälle wurden nicht berücksichtigt
Im Rahmen der Studie wurde ausschließlich der Nahverkehr berücksichtigt, darunter Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen sowie S-Bahnen und Regionalbahnen. Der Fernverkehr blieb außen vor.
Ein Minus von 3,1 Prozent beim Fahrplanangebot dürfte den Kunden der Kölner Verkehrs-Betriebe wohl als eine eher schmeichelhafte Einschätzung erscheinen. Wegen großen Personalmangels hatten die KVB ihren Fahrplan im März 2023 um rund zehn Prozent ausgedünnt und später noch weiter gekürzt. (fu)