Vor 40 Jahren wurde das HI-Virus erstmalig beschrieben. Heute gibt es viele Behandlungsmethoden, heilbar ist es aber nicht.
40 Jahre HIVKölner Professorin warnt vor Stigmatisierung
1983 wurde der HIV Typ 1 zum ersten Mal am Pariser Institut Pasteur von Luc Montagnier und Françoise Barré-Sinoussi beschrieben. Für ihre Forschung wurden sie mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet. Bei der Konferenz zu 40 Jahren HIV-Forschung sprach am Mittwoch auch Barré-Sinoussi, heute 76 Jahre alt. Aus aller Welt kamen Experten zum Thema Aids in Paris zusammen, sogar Anthony Fauci, seit Ronald Reagan Berater aller US-Präsidenten und ihrer Regierungen. Das Jubiläum verfolgte auch eine Kölnerin: Professorin Clara Lehmann forscht ebenfalls seit vielen Jahren zum Thema HIV, insbesondere zur Immunantwort von HI-Viren im Darm.
Die Leiterin der Infektionsambulanz an der Uniklinik Köln steht heute nicht mehr so viel im Labor wie früher, sondern hat täglichen Patientenkontakt. „In den letzten Jahren nimmt die Zahl der Infizierten weiter zu“, sagt Professorin Lehmann. „Nicht nur bei der Hauptrisikogruppe, Männern, die Sex mit Männern haben, sondern auch bei heterosexuellen Männern und Frauen.“
Infektionswelle in Osteuropa
Vor 40 Jahren führte eine HIV-Infektion fast immer zu Aids und bedeutete in vielen Fällen den sicheren Tod. „Es hat sich seit damals unglaublich viel in der Behandlung verändert“, sagt Lehmann. Eine tägliche Tablette und regelmäßige Untersuchungen führen dazu, dass HIV-Infizierte hierzulande eine nahezu normale Lebenserwartung haben. „Dennoch ist die Krankheit nicht heilbar, und sie breitet sich immer noch weltweit aus.“ Eine Welle der Infektionen erlebe aktuell Osteuropa.
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HIV-Tests, so zeige es die Erfahrung, werden von bestimmten Risikogruppen regelmäßig durchgeführt - von allen anderen Menschen aber fast gar nicht. Die Dunkelziffer von unentdeckten HIV-Fällen könnte sehr groß sein. „Wir brauchen noch mehr Aufklärung zu dem Thema“, sagt Lehmann. Vor allem, weil die Krankheit immer noch stigmatisiert sei. In ihrer Sprechstunde erlebe sie immer wieder Patientinnen und Patienten, die von Diskriminierung berichten, etwa beim Haus- oder Zahnarzt. „Das ist keine Ausnahme. Auch viele Mediziner sind nicht informiert.“
Angst vor Ablehnung bei Infizierten ist groß
Viele Infizierte verheimlichen die Krankheit vor der eigenen Familie oder dem Freundeskreis. „Das tut mir immer leid, das zu sehen“, so Lehmann. Manchmal sind die Ängste vor der Ablehnung des Umfelds so groß, dass sich bei Betroffenen Schlafstörungen oder Depressionen entwickeln. „Vor allem junge Leute müssen besser aufgeklärt werden über die Krankheit. Ein gutes Beispiel ist Afrika“, sagt Lehmann. Dort werde viel über die sozialen Medien informiert, jugendnahe Kanäle wie MTV produzieren Aufklärungsvideos.
Auch der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember sei ein wichtiger Tag, sagt Professorin Lehmann: „HIV-Infektionen sind immer noch präsent, jeder kann sich anstecken. Deshalb dürfen die Menschen, die infiziert sind, in unserer Gesellschaft nicht ausgegrenzt werden.“
Aktionen zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember
Die Aidshilfe Köln hat auch in diesem Jahr wieder ein vielfältiges Programm zum Welt-Aids-Tag auf die Beine gestellt. In unterschiedlichen Formaten wird der Verein vom 24. November bis 7. Dezember über die Situation von Menschen mit HIV in Köln und Deutschland aufklären und Spenden sammeln. Unter anderem finden in diesem Rahmen auch drei Lesungen im Café Bach statt. Den Auftakt macht „König mit Barth“ am 4. Dezember. www.aidshilfe-koeln.de/kalender/welt-aids-tag
An 1. Dezember gibt es um 18 Uhr eine musikalische Gedenkfeier für die an Aids Verstorbenen oder an HIV Erkrankten in der AntoniterCityKirche in der Schildergasse. antonitercitykirche.de