Köln – Am Ende kommt es mehr oder weniger auf jede Stimme an, doch letztlich setzen sich Grüne und CDU mit ihrer Art der Lösung für den Lebensmittel-Großmarkt und den Ausbau des Geißbockheims ganz knapp durch. Die beiden Anträge zum Flächennutzungsplan und den Bebauungsplan-Entwurf für den 24,5 Hektar großen Acker in Marsdorf schaffen 45 und 44 Stimmen bei 84 Stimmberechtigten im Stadtrat. Das entspricht gut 52 und 53 Prozent. Es ist ein Sieg auf Kante, den auch die unübliche Geheimabstimmung nicht aufhält. Die SPD wollte so die Skeptiker bei CDU und Grünen zur Ablehnung einladen. Das misslang.
Görzel: „Eine machtpolitische Entscheidung“
Die Lösung von Grünen und CDU lehnen sowohl Lebensmittel-Händler als auch Fußball-Erstligist 1. FC Köln kräftig ab, also die beiden Hauptbetroffenen. Das bestätigte Grünen-Fraktionschefin Christiane Martin indirekt, sie sagte: „Auch wenn wir mit dieser Entscheidung einigen auf die Füße treten, und das tut uns ausdrücklich leid, sind wir auf dem richtigen Weg.“ Es ist ein Weg, den im Rat, in der Verwaltung und in der Wirtschaft viele für falsch halten, weil es ja eine Arbeitsgruppe gab, die ausarbeitete, was auf der Fläche passieren sollte. Doch deren Arbeit ist nun passé. Volker Görzel (FDP) sagte: „Reden Sie nicht von Interessenausgleich. Nennen Sie das Kind beim Namen, hier werden machtpolitische Entscheidungen getroffen.“
Fläche soll neu aufgeteilt werden an Großmarkt und 1. FC Köln
Wie berichtet, wollen Grüne und CDU die 24,5 Hektar große Fläche an der Autobahn A1 neu aufteilen: Der Großmarkt soll bis Ende 2025 von der Bonner Straße in den kleineren, nördlichen Teil ziehen statt wie bislang geplant in den südlichen mit 14,5 Hektar. Dort wäre dann Platz für den Ausbau des FC. Nur: Der Club will nach sieben Jahren Planung weiter am Geißbockheim im Grüngürtel für bis zu 30 Millionen Euro ein Nachwuchs-Leistungszentrum samt drei neuer Kunstrasenplätze auf der Gleueler Wiese bauen – trotz der Klage von Umweltschützern gegen den Bebauungsplan.
FC bis 2025 mit Nachwuchs-Leistungszentrum in Marsdorf?
CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau sagte, der Club brauche angesichts der Klage einen Plan B, durch alle Instanzen könne es bis zu einem letztinstanzlichen Urteil bis 2028 dauern. Er verblüffte zudem mit der Aussage, der FC könne bis 2025 möglicherweise sein Nachwuchs-Leistungszentrum in Marsdorf fertig haben, eine optimistische Herangehensweise. „Wir öffnen heute eine Tür, ob der FC diese Chance nutzt, ist alleine Sache des FC.“ Damit verschiebt Petelkau den aktiven Part zum Club und weg von der CDU.
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Die Partei hatte im Juni 2020 für den Ausbau gestimmt, Ende 2016 hatte Petelkau gesagt: „Eine Verlagerung des 1. FC Köln ist für uns keine Option.“ Fünf Jahre später ist die CDU aber im Ratsbündnis nur noch Juniorpartner der Grünen und verabredete ein Moratorium zur Gleueler Wiese. Und zusätzlich zur Klage fehlt dem FC der Zugriff auf die städtische Fläche auf der Wiese, seit der Kommunalwahl gibt es keine realistische Mehrheit dafür – trotzdem hält er an den Plänen am Geißbockheim fest. Wie realistisch das ist, wird sich zeigen.
Seit Jahren ist auch die Situation um den Großmarkt schwierig: Er muss für die „Parkstadt Süd“ weichen, die Stadt will im Süden den Grüngürtel bis zum Rhein ausdehnen, tausende Wohnungen und Arbeitsplätze schaffen. Nun sind alle drei Projekte miteinander verknüpft.