Auf einer Mieterversammlung haben sich Anwohnerinnen und Anwohner beraten, wie sie gegen die drastischen Erhöhungen der GAG vorgehen können.
„Mietenwahnsinn stoppen!“Bürger wehren sich gegen Mieterhöhung der GAG Köln
Eine Tochter rechnet vor, die Mietkosten für die kleine Wohnung ihrer Mutter seien in den vergangen vier Jahren inklusive Heizkosten von 450 auf 670 Euro gestiegen, ein Paar muss jetzt 1700 statt noch 1300 Euro im Jahr 2018 zahlen. Ein Mann um die 50 hatte gehofft, seine GAG-Wohnung sei eine langfristige Lösung: „Jetzt muss ich überlegen, ob ich mir die Miete als Rentner überhaupt noch leisten kann.“
Die elf Menschen, die sich in einem Kellerraum des Palmengartens hinter der Mülheimer Stadthalle versammelt haben, unterscheiden sich sehr, was ihr Alter angeht, sie haben ganz unterschiedliche Berufe, manche leben in frei finanzierten, andere in öffentlich geförderten Wohnungen.
Köln: „GAG-Mietenwahnsinn stoppen!“
Was sie eint, ist die Empörung, aber auch die Ratlosigkeit angesichts der angekündigten oder bereits vollzogenen Erhöhungen bei den Miet- und Betriebskosten durch ihren Vermieter, die GAG Immobilien AG.
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„GAG-Mietenwahnsinn stoppen!“, heißt das Motto der Veranstaltung, aufgerufen hatte dazu ein Kreis von etwa zehn Leuten, darunter Gil John vom Solidaritätsnetzwerk Köln. Er ist selbst kein GAG-Mieter: „Diese Erhöhungen widersprechen dem sozialen Image, das sich die GAG gern gibt“, begründet er sein Engagement. „Für viele Menschen sind sie ein tiefer Einschnitt, das können sie kaum stemmen. Wir wollten nicht tatenlos zusehen.“
GAG Köln: Viele Mieter sind von Erhöhungen betroffen
Aber wie kann man gegen die Erhöhungen vorgehen? Schnell sind sich die Versammelten einig, dass die erhöhten Betriebskosten ihre Ursache in den gestiegenen Energiepreisen auf dem Weltmarkt haben, und dass die Steigerung der Grundmiete um 15 Prozent in den meisten Fällen rechtlich nicht angreifbar sein dürfte. Ein Teilnehmer berichtet immerhin, dass er schon einen Gutachter bestellt habe, Gil John erzählt von GAG-Mietern, die vor Gericht „Achtungserfolge“ verbuchen konnten.
Das solle man unterstützen, denn die Strategie des Unternehmens sei es offensichtlich, die Mieten nicht auf einen Schlag, sondern nach und nach zu erhöhen. „Es sieht dann so aus, als wären nur wenige betroffen, aber das stimmt nicht. Die Mieter müssen sich stadtteilübergreifend vernetzen.“ Ein Hauptziel der Proteste, auch da herrscht Einmütigkeit, müsse aber der Appell an den gesellschaftlichen Auftrag der GAG sein, deren Aktien zu 88 Prozent im Besitz der Stadt seien und in deren Satzung nachzulesen sei, dass es ihre Aufgabe ist, „bezahlbaren Wohnraum“ bereitzustellen.
Auch der Verweis auf die gestiegenen Kosten im Bausektor rechtfertigten nicht die drastischen Erhöhungen, meint eine Teilnehmerin: „Wir sollen die teuren Neubauten wohl über unsere Mieten finanzieren.“ Einer fragt sich, was denn „die GAG noch von der Vonovia unterscheidet?“ Vielleicht der Aufsichtsrat, in dem auch Mitglieder von Parteien säßen, die im Wahlkampf gern mal bezahlbare Wohnungen versprechen. „Wir müssen öffentlichen Druck aufbauen“, sagt Gil John.
Protestkundgebung geplant
Für Samstag, 4. November, ist ab 15.30 Uhr eine Protestkundgebung an der Kalker Post mit offenem Mikrofon angesetzt. Und am 15. November will man sich ab 19.30 Uhr wieder zur Diskussion treffen, diesmal voraussichtlich im „Kapellche“, Holsteinstraße 1.
Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatten zuletzt Anne Keilholz und Kathrin Möller aus dem GAG-Vorstand über die immer wieder aufkommenden Beschwerden gesprochen und unter anderem erklärt, dass jede monatliche Mietanpassung individuell geprüft werde.