Hellenthal-Blumenthal – Es gehört zum Wesen der „Hidden Champions“, der verborgenen Weltmarktführer, dass sie nicht allzu leicht zu finden sind. Doch was Holtec angeht, so setzt die Hellenthaler Firma in dieser Hinsicht besondere Maßstäbe. Dommersbach heißt die kleine Straße im Hellenthaler Ortsteil Blumenthal, die genau dort aufhört, wo die Maschinen für Holzbearbeitung gefertigt werden, für die Holtec mittlerweile weltweit bekannt ist. In diesem Jahr konnte das mittelständische Unternehmen sein 50-jähriges Bestehen feiern.
Von den Büros in ihrem Eifeler Firmensitz blicken die Geschäftsführer Ute Klement und Alexander Gebele auf baumbestandene Berghänge, auf denen das Holz wächst, das durch ihre Maschinen seine erste Bearbeitung erfährt. Auch wenn die Eifeler grundsätzlich dem Holz und seiner Verarbeitung zugetan sind, werden sich nur in den wenigsten Haushalten die Maschinen aus den Blumenthaler Produktionshallen finden. Dagegen sind für Sägewerke und die Holzindustrie die Produkte von Holtec erste Wahl.
Dabei sah es noch gar nicht danach aus, als der aus Bayern stammende Peter Klement 1962 seine Arbeitsstelle bei Siegfried Gölz, damals Generalvertreter der Firma Stihl, in der Eifel antrat. Dort baute er im Laufe der Jahre alleine die Abteilung Sägewerktechnik auf. Gemeinsam mit Gölz, dem Diplom-Ingenieur Uwe Becker sowie der Maschinenfabrik Sänger und Massierer aus Wildeshausen wurde Holtec 1970 ins Leben gerufen.
In Koordination mit der Firma Stihl wurde in den ersten Jahren eine Paketkappsäge entwickelt. Holtec übernahm die Fertigung im Lizenzauftrag und entwickelte die Sägen eigenständig weiter. Für die Sägereien war die Entwicklung eine enorme Erleichterung. Statt einzelner Bretter konnte man mit der Paketkappsäge einen ganzen Stapel Bretter auf einmal kappen. Bis heute wurde das Modell in weiterentwickelter Form weltweit mehr als 10 000-mal verkauft. „Der Schlüssel zum Erfolg ist die Schnittgarnitur“, verrät Peter Klement. Die Ketten würden immer noch exklusiv für Holtec von Stihl gefertigt.
Neue Heimat
Dass die Firma Holtec überhaupt ihre Heimat in der Eifel hat, ist einem Stellenangebot zu verdanken, das Senior Peter Klement 1962 las. „Damals war ich Betriebsleiter in Amstetten in Österreich, ich wusste nicht, wo die Eifel war“, erinnert sich der gebürtige Memminger.
Als er auf einer Karte nachgesehen habe, konnte er allerdings den Ort Blumenthal nicht finden. An einer Tankstelle an der Autobahnausfahrt habe er nach dem Weg fragen müssen. „Ich wollte umdrehen, ich wollte nicht bleiben, weil ich dachte, im Norden ist es so flach“, erzählt er.
Doch als er nach Roggendorf gekommen sei, habe er gedacht: „Hier kann ich bleiben.“ Bis heute fühlt er sich in der Eifel wohl und lobt ihre Bewohner. „Die Menschen hier sind bodenständig, verwurzelt, ehrlich, fleißig, loyal und anständig“, sagt er über sie. (sev)
Sägewerke zählen nach wie vor zum Hauptkundenstamm der Blumenthaler, die seit 1992 auch eine Betriebsstätte in Jänkendorf in Sachsen haben. „Bevor wir kamen, mussten die Stämme mühsam mit Menschenkraft bewegt und verarbeitet werden“, erzählt Peter Klement. Holtec entwickelte Anlagen, die die Baumstämme vermessen, entrinden, kürzen, sortieren und der Säge zuführen.
Mit der Holzwerkstoffindustrie entdeckte die Eifeler Firma in den 1990er-Jahren ein neues Betätigungsfeld. Spanplattenproduzenten und Papierindustrie greifen mittlerweile auf Produkte von Holtec zurück. Das bedeutet auch neue Anforderungen in Hinsicht auf Haltbarkeit und Wirtschaftlichkeit, denn diese Maschinen laufen in der Regel rund um die Uhr.
Vertriebsgesellschaften in den USA und Frankreich
Auch die Holzkonditionierung, mit der Rundholz für die Sperrholzherstellung verwendbar gemacht wird, ist ein Produktfeld, auf dem sich die Blumenthaler Firma mittlerweile tummelt. Riesige Anlagen von mehreren hundert Metern Länge sind dazu installiert worden. Die Produkte werden weltweit verkauft, so dass Holtec neben Vertriebsgesellschaften in den USA und Frankreich auch weltweite Handelsvertretungen hat.
Mittlerweile ist die zweite Generation in die Geschäftsführung aufgestiegen. Neben Ute Klement, Tochter des Gründers, bestimmt Alexander Gebele die Geschicke. Auf dem Erreichten ruhen sie sich nicht aus. So konnten die Früchte der seit langem umgesetzten Digitalisierung während der Reisebeschränkungen im Frühjahr ausgenutzt werden. Zurzeit werde eine eigene App für das Ersatzteilmanagement entwickelt, verrät Ute Klement.
Datenbrille per Post statt Monteur vor Ort
Als Probleme bei der Inbetriebnahme eines neuen Werkes in England auftauchten, sei kein Monteur auf den Weg geschickt, sondern eine Datenbrille per Post in das Königreich gesendet worden, ergänzt Gebele. Über das Internet konnte dann ein Ingenieur vor Ort aus der Eifel angeleitet werden, wie die Aufgabe gelöst werden könnte. „Da macht Digitalisierung Sinn“, so Gebele.
Um für die Zukunft gerüstet zu sein, legt Holtec großen Wert auf die Ausbildung. Von den 180 Mitarbeitern in den beiden Werken sind 20 Auszubildende. Doch eine Ausbildungswerkstatt gibt es nicht. Für die Auszubildenden gilt: „Mach’ es vernünftig“, denn schließlich geht das bearbeitete Stück zum Kunden.
Sieben Mitarbeiter absolvierten seit 2007 ein Duales Studium als Bachelor of Engineering oder Bachelor of Science (BWL). „Sie müssen stressresistent sein und brauchen Disziplin und Ehrgeiz“, beschreibt Ute Klement die Anforderungen. Für die Mitarbeiter und die Firma ein Gewinn, denn „wir verschweißen sie in Abläufe und Betrieb“, beschreibt sie das System.
So hält Holtec seit 50 Jahren die jungen Leute in der Region und ermöglicht ihnen gleichzeitig eine hochwertige Ausbildung. Denn die Eifel liegt der Geschäftsführung am Herzen. „Wir wollen in der Region bleiben und schätzen die Qualität der langfristigen Partnerschaften“, betont Ute Klement.