18 Monate hat es gedauert, um alle Flutschäden zu beseitigen. Beim Wiederaufbau gab es viele Tiefpunkte.
GastronomieGemünder Brauhaus eröffnet anderthalb Jahre nach der Flut wieder
Es ist kurz nach halb Zwölf, in einer knappen halben Stunde öffnet das Gemünder Brauhaus für die ersten Gäste des Tages. Wirtin Ulrike Geuenich ist schon da. Und das ist auch gut so, denn das Telefon klingelt im Fünf-Minuten-Takt. „Sorry, ich muss da rangehen“, sagt sie: „Das sind alles Reservierungen.“ Anderthalb Jahre sind seit der verheerenden Überschwemmungskatastrophe vergangen, und es scheint, die Gemünder hätten seitdem kein ordentliches Schnitzel mehr bekommen. „Abends sollte man auf jeden Fall vorab reservieren, mittags geht es auch so“, sagt die Wirtin.
Seit der Wiedereröffnung des Lokals sind noch keine zwei Wochen vergangen, aber viele Stammgäste aus Gemünd und der Region rennen der Gastronomin salopp gesagt die Bude ein. „Vieles muss sich noch einspielen“, sagt Geuenich. „Aber ich bin froh, dass die Gäste wieder da sind.“ Überhaupt: „Ich freue mich über jeden Tag, an dem ich etwas Positives tun kann.“
Dass es tatsächlich 18 Monate dauern würde, bis alle Flutschäden im Brauhaus beseitigt waren und die Wiedereröffnung gefeiert werden konnte, hätte die Wirtin in den Tagen nach der Flut allerdings nicht gedacht. „Ich weiß noch, wie ich am Tag danach über den ganzen Schutt ins Lokal geklettert bin“, erinnert sich Geuenich. „Bis hier hat das Wasser gestanden“, sagt sie. Und zeigt auf die holzvertäfelte Wand. „Trotzdem stand für mich sofort fest, dass ich weitermachen will. Das Brauhaus ist eine echte Herzensangelegenheit für mich.“
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Tiefpunkte in der Zeit des Wiederaufbaus
Dabei war auch die Zeit vor der Flut nicht einfach für die Gastronomie, Stichwort Corona-Lockdowns. „Aber ich hatte so viele Helfer nach der Flut hier, und so viele Leute, die mich über die ganze Zeit unterstützt haben. Das hat mich bestärkt“, verrät die Wirtin, deren Eltern schon ein Gasthaus hatten und die das Geschäft daher von Kindesbeinen an kennt. Trotzdem gab es auch Tiefpunkte in der Zeit des Wiederaufbaus: „Ich hatte mir das so einfach vorgestellt“, sagt Geuenich rückblickend: „So nach dem Motto: Ich rufe einen Schreiner an, der mir alles wieder schön einrichtet.“
Ohne tatkräftige Unterstützung wäre sie wahrscheinlich gescheitert, gibt die Wirtin zu. „Johannes Schweizer, der Geschäftsführer der Gemünder Brauerei, hat einen großen Beitrag geleistet. Ohne ihn hätten wir das alles nicht geschafft“, richtet die Wirtin ein großes Dankeschön an das Team der örtlichen Brauerei. Stadt hat unterstützt Auch die Stadt Schleiden als Besitzerin der Immobilie habe ganze Arbeit geleistet, betont die Wirtin: „Am Ende ist alles gut gelaufen. Auch wenn ich sicher bin, dass wir rein privatwirtschaftlich alles etwas schneller hinbekommen hätten. Aber die Stadt muss sich mit Ausschreibungen und so weiter natürlich an Regeln halten. Das ist eben so.“
Eifel-Touristen brauchen Anlaufpunkte
Dabei sei es ihr nie nur um den eigenen Profit gegangen, betont Geuenich: „Letztlich müssen wir an die Gäste denken, an die Touristen. Wenn die nicht mehr kommen, weil sie in Gemünd keine Anlaufpunkte, keine Gaststätten oder Geschäfte finden, dann haben wir alle ein Problem.“ Das habe sie im Sommer des vergangenen Jahres auch dazu bewogen, einen Imbisswagen und ein Zelt auf dem Platz vor dem Brauhaus aufzustellen, um zumindest ein Minimal-Angebot bereitzuhalten.
Auf die Open-Air-Saison freut sich die Wirtin ebenfalls: „Draußen kommen in der Saison 90 Sitzplätze dazu, das entzerrt die Situation drinnen entsprechend.“ Und wie läuft es personell? Gibt es genug Mitarbeiter? „Das ist überhaupt kein Problem“, sagt Geuenich. „Wir haben ein Super-Team und auch schon genug Anfragen für die Saison. Ich will, dass sich die Mitarbeiter wohlfühlen, denn die sind die Visitenkarte eines Betriebs.“
Kunst-Forum Eifel: Erste Ausstellung im April
Auch im Kunst-Forum Eifel, das seinen Sitz im Alten Schulhaus neben dem Gemünder Brauhaus hat, gehen die Sanierungsarbeiten voran. Am 23. April soll die erste Ausstellung seit der Flut eröffnet werden. Unter dem Titel „Jagdszene: Kunst“ steht dann die Suche und Jagd nach neuen Bildern im renovierten Haus im Mittelpunkt.
„Die Ausstellung stellt in einer Zeit des Innehaltens, des Abwartens, der hilflosen Neuanfänge, der offenen Ohnmacht die Frage nach der Legitimation, dem Sinn und der Ausrichtung von künstlerischer Arbeit“, sagen die Ausstellungsmacher über die neue Schau. Künstler können sich noch bis zum 26. März für die Teilnahme bewerben. Eingereicht werden können Arbeiten, die in den vergangenen drei Jahren entstanden sind. Weitere Infos zur Schau gibt es im Internet. (thw)