Seit Anfang 2022 spielt Oliver Fobassam Nawe, der in Jugend für den Euskirchener TSC in der Mittelrheinliga auflief, bei Greuther Fürth.
Ex-ETSC-SpielerOliver Fobassam wartet auf Profieinsatz Nummer fünf
Die Jugendarbeit des – mittlerweile in der Kreisliga spielenden – Euskirchener TSC hat in der Vergangenheit so manches Talent hervorgebracht und nicht selten als erste Ausbildungsstätte und Sprungbrett für Nachwuchskicker hin zu größeren Vereinen gedient. Prominentestes Beispiel hierfür dürfte wohl der ehemalige Profi des 1. FC Köln und heutige Spieler von Zweitligist Arminia Bielefeld, Lukas Klünter, sein.
Ebenfalls in der Zweiten Liga unterwegs und diese Saison bereits viermal eingesetzt worden ist Oliver Fobassam Nawe. Der Deutsch-Kameruner spielt seit dieser Saison für die Spielvereinigung Greuther Fürth im Frankenland. Zuvor hatte das 20-jährige Innenverteidigertalent in der Jugend unter anderem beim ETSC gekickt, wo er sein Können das erste Mal auf Mittelrheinliga-Niveau unter Beweis gestellt hatte.
Oliver Fobassam Nawe: Aufgewachsen in Bonn
Aufgewachsen ist Fobassam in Bonn bei seinem Vater. Hier lernte der robuste Abräumer bei seinen Heimatvereinen Oberkassel und Friesdorf das Fußballspielen. Dann hatte sein zukünftiger Trainer vom ETSC seinen Vater angerufen und sich nach dem Interesse des Sohnes für einen Wechsel ins Erftstadion erkundet. „Ich habe in dem Wechsel nach Euskirchen einfach den richtigen nächsten Schritt gesehen, um mich weiterzuentwickeln. An Profifußball habe ich da noch nicht gedacht“, erklärt Fobassam seinen damaligen Transfer zum ETSC.
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Das sollte sich allerdings sehr schnell ändern, als sein Vater, gleichzeitig sein größter Förderer, 2018 von Bayer 04 Leverkusen kontaktiert wurde. Der zu dem Zeitpunkt 14-jährige Innenverteidiger sagte ohne zu zögern zu und spielte ab sofort für die Werkself. „Ab dem Zeitpunkt des Wechsels habe ich gemerkt, dass, wenn ich mich anstrenge, ich das Zeug dazu habe, Profifußballer zu werden“, lässt Fobassam den Schritt nach Leverkusen Revue passieren.
Großer Schritt von Euskirchen nach Leverkusen
Rückblickend hat den 1,90 Meter großen Rotschopf vieles anfangs überfordert, der Schritt vom ETSC ins Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) war ein großer. Alles sei fortan professioneller gewesen. Das Leistungsniveau der namhaften Gegner in der Regionalliga bereitete ihm anfangs Probleme.
Doch lange sollte Fobassam nicht in Leverkusen bleiben. Nur ein Jahr später führte ihn der Weg nach Niedersachsen zum VfL Wolfsburg. Nicht nur sportlich eine große Veränderung für Fobassam. Es ereilte das junge Talent das, was fast allen ambitionierten Nachwuchsspielern irgendwann droht, wenn sie in jungen Jahren wechseln und getrennt vom vertrauten Umfeld zu Hause bei der Familie weiter den großen Traum leben. Anfangs unterschätzte Fobassam das Ausmaß dieser Entscheidung: „Ich dachte, es wird einfacher, aber es war echt hart, die Schule, Familie und Freunde, die ich noch aus den Heimatvereinen kenne, zurückzulassen.“
Familiäres Umfeld im Internet
Das tägliche Training und das familiäre Umfeld im Internat haben es ihm aber dennoch leichtgemacht, sich einzugewöhnen. Oder wie der in Brühl geborene Fobassam sagt: „Von nichts kommt eben auch nichts.“ Bei den Wölfen spielte er zunächst für die zweite B-Jugendmannschaft in der Regionalliga Nord, schaffte ein Jahr später aber den Schritt in die U17 und lief in der B-Junioren-Bundesliga auf.
In den Spielzeiten 2020/21 und 2021/22 gehörte er den A-Junioren an, bei denen er ebenfalls im Bundesligakader gelistet war. Weil die 1. Mannschaft des VfL sich für die Champions League qualifiziert hatte, schnupperte Fobassam im Rahmen der UEFA Youth League, dem Champions-League-Format der Nachwuchsmannschaften, zudem das erste Mal internationale Atmosphäre.
Überraschender Wechsel zu Greuther Fürth
Anfang 2022 wechselte Fobassam dann überraschend zum damals abstiegsbedrohten Bundesligisten Greuther Fürth. Hier sollte der Innenverteidiger in der A-Junioren-Bundesliga weiterhin Spielpraxis sammeln und sich gleichermaßen durch die Teilnahme beim Training der Profimannschaft des Kleeblatts für größere Aufgaben rüsten. Eine Chance, die Fobassam viel gegeben hat: „Im Alter von 18 Jahren regelmäßig bei den Profis eines Bundesligisten mittrainieren zu dürfen, hat mich in meiner Entwicklung sehr viel weiter gebracht.“
Vom Norden in den Süden, vom hochdeutschen zum fränkischen Dialekt. Auch daran musste er sich erstmal gewöhnen. „Ich lebe jetzt etwas mehr als ein Jahr in Fürth und empfinde die Menschen hier als vergleichsweise sehr offen. Der Dialekt und die kurzen Öffnungszeiten von Supermärkten irritieren mich aber manchmal immer noch“, gibt er lachend zu. Deutlich leichter fiel ihm da die Eingewöhnung in den Verein und in das Teamgefüge der Weiß-Grünen: „Ich war sehr beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der gesamten Mannschaft. Hier bei Fürth geht es sehr familiär zu, und als junger Spieler musst du dich nicht unterordnen und nur Bälle schleppen.“
Stefan Leitl hält große Stücke auf Fobassam
Zu einem Bundesligaeinsatz reichte es für Fobassam, obwohl der damalige Fürther Trainer Stefan Leitl ihn in der Rückrunde regelmäßig in den Kader der Profis berief, noch nicht. Leitl, heute Trainer bei Hannover 96, hält große Stücke auf den 20-Jährigen und bezeichnet ihn zu Fürther Zeiten als „physisch robusten und ruhigen Spieler“, der aber noch Luft nach oben in der Entscheidungsfindung habe und den NLZ-Fußball ablegen müsse. Auf Deutsch gesagt: Fobassam, wie ihn alle in Fürth nennen, sollte gerade als Innenverteidiger seriöser auftreten und Tricksereien und Kunststückchen vermeiden.
Am Ende der Saison stieg Greuther Fürth aus der Bundesliga ab, und Fobassam malte sich nach einer guten Sommervorbereitung größere Einsatzchancen auf sein Debüt aus. Nachdem er die ersten beiden Saisonspiele noch von draußen zuschauen musste, bekam der Innenverteidiger am 3. Spieltag im eigenen Stadion beim 1:1 gegen den Karlsruher SC seine ersten Minuten als Profifußballer. Mannschaftskollege Sebastian Griesbeck hatte sich verletzt und Fobas Name ertönte das erste Mal durch die Boxen des Sportparks Ronhof.
Geduldig-ungeduldiges Warten
„Das Debüt kam für mich total überraschend nach nur drei Minuten Aufwärmen. Ich war sehr nervös, wusste aber, dass ich meinen Job machen muss“, erinnert sich Oliver Fobassam an sein Profidebüt. Bei den anschließenden drei Zweitligapartien startete er jeweils für das Kleeblatt und bestritt die vollen 90 Minuten. Bei diesen vier Spielen ist es seitdem geblieben und das einstige Euskirchener Talent wartet seitdem geduldig ungeduldig auf eine Rückkehr zu den Profis.
Aktuell spielt er für die zweite Mannschaft Fürths in der Regionalliga Bayern und kommt auf 21 Einsätze und fünf Torbeteiligungen. Starke Werte für den Innenverteidiger, der den Weg zurück zu den Profis schaffen möchte: „Mein Anspruch ist es, immer zu spielen. Klar ist das Niveau in der vierten Liga auch gut, ich möchte aber wieder oben dabei sein und zu einem gestandenen Profi werden“, äußert Fobassam seine Ziele für die Zukunft klar.