Fünf Mannschaften hat der Kreisstadt-Verein im Spielbetrieb: eine in der E-Jugend, drei in der D-Jugend sowie eine bei den C-Junioren.
Zukunft des VereinsEuskirchen: Wohin geht der Weg des ETSC und seiner Jugendarbeit?
Die Jugendfußballabteilung des Euskirchener TSC, kurz ETSC, ist am Tiefpunkt angekommen – mal wieder. Gerade einmal fünf Mannschaften hat der Kreisstadt-Verein im Spielbetrieb: eine in der E-Jugend, drei in der D-Jugend sowie eine bei den C-Junioren. Wie viele es in der kommenden Spielzeit sein werden? Die Frage können oder wollen die Verantwortlichen nicht beantworten.
„Die Anzahl an Mannschaften unserer Jugendabteilung ist nicht so relevant wie die Ausrichtung und Wertephilosophie unserer Abteilung“, heißt es in einer Mail an die Redaktion. Fragen zur Zukunft, aber auch zur Ist-Situation will die Abteilung nämlich gerne schriftlich beantworten.
ETSC nur selten bei Veranstaltungen im Kreis zu sehen
Als die Redaktion Doppelpass mit der Jugendfußballabteilung spielen will und einige Fragen schickt, dauert es nur Sekunden, bis eine automatisierte Antwort im elektronischen Postfach liegt.
Darin heißt es: „Wegen hoher Arbeitsbelastung beantworten wir Mails derzeit nur zweimal wöchentlich. Wir bitten um Verständnis für diese Maßnahme, die effizienteres und effektiveres Arbeiten gewährleistet. Unsere erhöhte Produktivität kommt auch Ihnen zugute.“
Eine Erfahrung, die auch der Fußballkreis Euskirchen gemacht hat. „Wir haben die Verantwortlichen schon lange nicht mehr bei Veranstaltungen gesehen“, sagt Wilfried Ronig im Gespräch: „Wenn wir eine Mail schreiben, bekommen wir nur die automatisierte Antwort, bei der man denkt, dass der ETSC mindestens Zweite Liga spielt. Der Anhang der Mail mit Funktionen und Können sind oft länger als der Inhalt der Mail.“
ETSC strebt hohe Ziele an
In den vergangenen drei, vier Jahren sei niemand aus dem Vorstand bei Veranstaltungen des Fußballkreises erschienen. Genauso lange habe es gedauert, bis elektronisch im DFB-Net die Ansprechpartner hintergelegt worden seien. Verfolgt man die Entwicklung des ETSC, könnte man schnell zum Schluss kommen, dass Anspruch und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen. Abteilungsleiter Ilyas Taha hat nämlich, seitdem er das Ruder übernommen hat, hochtrabende Ziele.
„Das Ziel muss es sein, Spieler auf ein Level von Zinédine Zidane oder Lionel Messi zu bringen“, sagte er im Herbst 2021. Bei dieser Entwicklung könnte Geld helfen. Geld, das auf dem Konto des Fördervereins der ETSC-Jugend liegt. Der Vorsitzende des Vereins, Ralf Zander, hat nach eigenen Angaben die ETSC-Verantwortlichen in den vergangenen Jahren immer wieder auf das Konto hingewiesen und mitgeteilt, dass er für den Verein nicht mehr aktiv sein werde.
Nach Informationen dieser Zeitung befinden sich auf dem Konto etwa 3000 Euro. Viel Geld für einen Verein, der in der Vergangenheit einige finanzielle Rückschläge verkraften musste. Viel Geld für einen Verein, der sich um die Förderung von jungen Fußballern kümmert. Auch viel Geld für einen Verein, dem Ausrichtung und Wertephilosophie wichtiger sind, als Mannschaften.
„Wir sind aktuell noch in der Phase, ehrenamtliche Helfer aus unserer Elternschaft für diese Aufgabe zu sichten. Seitens des alten Jugendvorstandes sind wir für die Geduld und Betreuung sehr dankbar und versuchen, so schnell wie möglich einen konstanten und seriösen Vorstand für den Förderverein zu finden“, heißt es seitens der aktuellen Jugendfußballabteilung.
Kein klares Bekenntnis
Dieser neue Vorstand sollte dann sicherlich auch die ETSC-DNA in sich haben, von denen die Jugendfußballabteilung immer wieder spricht. „Das Ziel unserer Arbeit liegt in der Entwicklung von Jugendspielern, im sportlichen wie auch menschlichen Bereich. Wir wollen mündige, selbstbewusste und talentierte Spieler hervorbringen. Wir bauen auf unsere DNA und wollen die Jugendabteilung auf Basis eines langfristigen Konzepts und einer nachhaltigen Ausbildung formen“, sagt Jugendleiter Sven Hafke.
Wie langfristig und nachhaltig das Konzept ist, wird wohl der Sommer zeigen. Aus gut unterrichteten Quellen ist zu vernehmen, dass sowohl Ilyas Taha als auch der Sportliche Leiter Elias Ponsen den ETSC verlassen. Ein klares Bekenntnis beider Entscheidungsträger gibt es jedenfalls nicht. „Unser Ziel ist es, als Gesamtkonstrukt und Team erfolgreich zu sein. Wir fokussieren uns nicht auf einzelne Personen. Wir möchten uns daher nicht zu spekulativen Fragen über einzelne Personen äußern, sondern den Fokus weiter auf das Team ETSC richten“, so Hafke.
Kommt Kooperation doch?
Spekuliert werden kann auch nur über die Gespräche, die mit anderen Vereinen stattgefunden haben sollen. So haben die Verantwortlichen des ETSC nach Informationen dieser Zeitung mit mehreren anderen Vereinen über eine mögliche Kooperation – egal, ob Fusion oder Spielgemeinschaft – gesprochen. Unter anderem mit der JSG Erft, SW Stotzheim und dem SC Wißkirchen.
Letztgenannte wollen nun ja einen neuen Verein gründen, um die Kräfte zu bündeln. In das eine oder andere Gespräche involviert war auch Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt. „Ich habe das Gefühl, dass der ETSC von den entscheidenden Personen eher als Akademie statt als Verein gesehen wird“, sagt der Verwaltungschef. Er habe versucht, zwischen dem ETSC, Stotzheim und Wißkirchen zu vermitteln, eine gemeinsame Jugendarbeit anzustoßen.
„Mit dem ETSC hätte es noch mehr Charme. Auch, weil die Möglichkeiten durch die Infrastruktur noch mal größer werden“, sagt Reichelt. Eine Idee, die beim ETSC auf Ablehnung stieß – zumindest zu diesem Zeitpunkt. „Wir sind offen für Anfragen bezüglich Spielgemeinschaften oder Kooperationen, solange die im Interesse der optimalen Entwicklung und des Wohlergehens der Kinder und Jugendlichen der Stadt liegen“, so Hafke.