Die Kita Wirbelwind in Euskirchen zieht vorübergehend in Modulbauten. Ihr Träger, der Kinderschutzbund, hat ein weiteres Problem.
Mängel beim BrandschutzKita Wirbelwind verlässt Standort an Euskirchener Mühlenstraße
Der Kinderschutzbund (KSB) verlässt mit seiner Kita Wirbelwind Ende Juli als Mieter den Standort in der Euskirchener Mühlenstraße. Ausschlaggebend sind Brandschutzmängel. Die Einrichtung wird vorübergehend die Modulbauten der Kita Keltenring beziehen, die von der Stadt zum 31. Juli geschlossen wird.
Unter den jetzigen Bedingungen hätte der KSB als Träger vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) für das Gebäude in der Mühlenstraße über den Juli hinaus keine Betriebserlaubnis mehr erhalten, sagte am Mittwoch der Vorsitzende des KSB-Kreisverbandes, Bernd Kolvenbach, auf Anfrage.
Brandschutzgutachten förderte Mängel in Euskirchener Kita zutage
Die Entwicklung hatte ihren Lauf genommen, als der Kinderschutzbund Überlegungen anstellte, die Kita wegen der großen Nachfrage um eine halbe auf zweieinhalb Gruppen zu erweitern. Es kam zu einer Begehung durch den LVR und die Landesunfallkasse. Zu diesem Zeitpunkt hatte der KSB nach Kolvenbachs Angaben selber schon ein Brandschutzgutachten in Auftrag gegeben. Der Ortstermin und das Gutachten hätten zutage gefördert, dass das Gebäude, das aus den 1950er-Jahren stammt, nicht mehr die Anforderungen des Brandschutzes erfülle.
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Um den Betrieb fortführen zu dürfen, musste der KSB zusätzliche Rettungswege schaffen, und zwar in Form von Treppenanlagen an mehreren Fenstern. Diese Lösung dulde der LVR jedoch nur bis zum Ende des Kindergartenjahres, sagte Kolvenbach.
Wirbelwind war 1989 die erste integrative Kita im Kreis Euskirchen
Für die Verlängerung der Betriebserlaubnis hätten Investitionen getätigt werden müssen, zu denen der Eigentümer des Flachbaus bedauerlicherweise nicht bereit sei, erklärte der KSB-Vorsitzende. So fiel der Entschluss, das langjährige Domizil aufzugeben. Der Kinderschutzbund hatte dort 1989 nach eigener Darstellung die erste integrative Kindertagesstätte im Kreis Euskirchen eröffnet. Seither begleite man in der Mühlenstraße „kontinuierlich und auf hohem fachlichen Niveau Kinder mit Handicap und deren Eltern“.
In Absprache mit der Stadtverwaltung sucht der KSB nun einen neuen Standort. Er soll möglichst wieder in der nördlichen Kernstadt liegen, dem angestammten Sozialraum. Zunächst jedoch zieht die Kita Wirbelwind mit ihren 42 Kindern an den Keltenring.
Stadt Euskirchen kommt Kinderschutzbund bei Miete entgegen
Die Miete dort ist höher als in der Mühlenstraße. Die Stadtverwaltung will dem KSB aber so entgegenkommen, dass er keine Zusatzkosten tragen muss. „Für die finanzielle Unterstützung und die Hilfe bei der Suche nach einem neuen Standort sind wir der Stadt dankbar“, sagte Bernd Kolvenbach.
In einer anderen Angelegenheit bahnt sich unterdessen ein Konflikt an zwischen der Verwaltung und dem Kinderschutzbund. Er will in Euskirchen eine weitere Kita errichten, und zwar in dem gerade entstehenden Bürokomplex Office Park II auf dem Eckgrundstück Thomas-Eßer-Straße/Otto-Lilienthal-Straße.
Die Meinungen über eine weitere Kita in Euskirchen gehen auseinander
Der KSB hat bei der Stadt eine entsprechende Nutzungsänderung beantragt – und ebenso die Anerkennung der geplanten, zweigruppigen Kita als Bestandteil der städtischen Kindergartenbedarfsplanung. Dies ist die Voraussetzung für die finanzielle Förderung des Vorhabens durch das Land.
Die Stadtverwaltung spricht sich allerdings dagegen aus, die Kita in ihre Bedarfsplanung aufzunehmen. Die Gründe erläuterte der Erste Beigeordnete Alfred Jaax jetzt im Ausschuss für Generationen und Soziales. Demnach sieht die Verwaltung nach dem Ausbau des Angebotes in den zurückliegenden Jahren den Bedarf an Kindergartenplätzen gedeckt.
In Euskirchen sind noch Kindergartenplätze frei
Mehr noch: Zum Beginn des Kindergartenjahres am 1. August, so Jaax, stünden voraussichtlich sowohl in der Kita Weiße Erde als auch in der Kita In den Herrenbenden noch freie Plätze zur Verfügung. Einen weiteren Ausbau sieht die Verwaltung deshalb kritisch, denn er könne zu Leerständen führen und damit zu erheblichen finanziellen Schäden für die Stadt, etwa durch die Rückforderung von Investitionszuschüssen.
Jaax machte außerdem planungsrechtliche Gründe geltend. Eine Kita, wie der KSB sie plane, sei im Gewerbegebiet an der Otto-Lilienthal-Straße nicht zulässig, sie verstoße „gegen die Grundzüge des Bebauungsplans“. Denkbar sei allenfalls ein Betriebskindergarten, der als private Einrichtung „fundamentaler Bestandteil“ der dortigen Unternehmen sein müsste.
Während SPD und FDP sich der Verwaltung anschlossen, sprach Dr. Kai Preißmann (CDU) von einer planungsrechtlichen Hilfsargumentation, die nicht logisch sei. Zu einer Abstimmung kam es noch nicht, weil die Grünen noch weiteren Beratungsbedarf anmeldeten. Nun soll sich der Rat in seiner Sitzung am 2. Juli mit dem Antrag des Kinderschutzbundes befassen.