Restaurant in der Kölner Südstadt„Frau Mahér“ hat eine hohe Trefferquote
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Das „WIPPN’BK“am Ubierring ist seit Anfang des Frühjahrs „Frau Mahér“.
Das neue Konzept setzt sich ehrgeizige Ziele für Nachhaltigkeit und Fairtrade.
Das Restaurant ist sieben Tage die Woche geöffnet und hat hohe Ansprüche: Da ist es nicht leicht, dass immer alles gelingt. Aber „Frau Mahér“ hat eine hohe Trefferquote. Ein Besuch.
Köln – Das ist mal eine Ansage: „Unser Ziel ist es, nachhaltiger und regionaler zu werden und in drei Jahren CO2-neutral zu sein. Wir bevorzugen dabei fairtrade und biozertifizierte Produkte.“ Das sagen Nadja Mahér und Thomas Wippenbeck vom „Frau Mahér“, das Anfang des Jahres (und zehn Jahre lang zuvor) „WIPPN’BK“ hieß. Das sagt auch Chefkoch Peter Humann, der unter anderem im La Poele d’Or, Zeit der Kirschen und Amabile kochte. Dieser Anspruch ist umso bemerkenswerter, als er ein Restaurant betrifft, das sieben Tage die Woche morgens, mittags und abends geöffnet hat. Also erstmal: Respekt!
In einem Restaurant mit so langen Öffnungszeiten gelingt erfahrungsgemäß nie alles – aber das „Frau Mahér“ hat eine hohe Trefferquote. Der Retro-Stil des an einen Friseursalon erinnernden Logos führt auf eine falsche Fährte, man gibt sich undogmatisch-urban, die kulinarischen Stile werden auf der Menükarte wild gemixt, vieles ist vegan. Seckingers Grauburgunder für 29 Euro von der kleinen Weinkarte, die nur Bio-Tropfen aufweist, ist ein echter Pinnogridschio-Killer und Allround-Begleiter. Er wird vom Service rund um die namensgebende Frau Mahér gebracht, der wirklich nett, aber nicht immer aufmerksam ist.
„Vegan für Einsteiger“-Teller
Es dauert lange, bis der Hauptgang kommt, detailliert annonciert wird nichts, und die Nachfrage, was denn heute auf dem „Vegan für Einsteiger“-Teller ist, kann nur der herbeigerufene Koch beantworten. Es sind an diesem Abend zehn Kleinigkeiten, darunter Samosa, Pirogge, Pasta-Salat und eine vegane Currywurst. Alles mutig gewürzt.
Manches funktioniert, manches weniger, eine kleine kulinarische Entdeckungsreise. Die vegane Karotten-Ingwersuppe gelingt balanciert, auch Orange und Koriander spielen eine Rolle, die belanglosen Shrimps gehen in der Suppe völlig unter. Da wäre ein Grillspieß mit ihnen sinnvoller gewesen – oder passend zum Konzept ein heimischer Fisch. Ansonsten finden sich auf der Karte nämlich Eifelkaninchen oder Rumpsteak vom bergischen Angusrind.
Das vegane Kartoffelgulasch macht in der Kombination mit Guacamole und Paprikacrunch viel Freude, aber die hausgemachten Tofu-Frikadellen zerbröckeln schon bei der ersten Berührung. Das Lachsfilet aus nachhaltiger Fischzucht kommt mit feinem Knusper dank dünner Cornflakeskruste auf den Tisch, ein indonesisches Gemüseragout verleiht aromatischen Schwung, allerdings hat der begleitende schwarze Bio-Venere-Reis die Konsistenz von Gummi. Dafür gelingt das Mousse von weißer Schokolade angenehm fluffig und nicht zu süß.
Alle werden glücklich
Hier kann man mit der veganen Cousine, dem carnivoren Onkel und dem kreuzallergischen Schwippschwager hingehen – und alle werden glücklich. Am schönsten sitzt man in dem Ecklokal draußen, akustisch untermalt von vorbeiratternden Straßenbahnen.
Frau Maher, Ubierring 35, 50678 Köln, Tel. 0221 / 326133.Geöffnet, täglich 9-23, Fr & Sa bis 24 Uhr frau-maher.de
Henns Auswahl
Karotten-Ingwersuppe mit Shrimps // 9 Euro
Vegan für Einsteiger (gemischter Vorspeisenteller) // 13 Euro (für eine Person), 20 Euro (für zwei Personen)
Kartoffelgulasch, Tofu-Frikadellen, Guacamole //18 Euro
Lachsfilet, indonesisches Gemüseragout // 24 Euro
Mousse von Weisser Schokolade mit frischen Erdbeeren // 7 Euro
Fazit: Glaubhaft nachhaltige Bistro-Küche und Bio-Weine. Seriös gekocht.