Winter-Wanderung NRWAuf den Spuren von Hexen und Henkern in der Eifel
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Ein Themenweg zum Gruseln: Zu den düsteren Schauplätzen von Verbrechen, Folter, grausamen Hinrichtungen und Schicksalsschlägen führt die Wanderung „Hexen, Henker und Halunken“ in der Eifel. Auch wenn die schrecklichen Geschehnisse schon Jahrhunderte zurück liegen – der ein oder andere Schauder lässt sich nicht vermeiden. Interessante Erläuterungen zu den einzelnen Stationen finden sich auf sieben Wegsteinen am Rand der mit einem Hexensymbol gut ausgeschilderten Strecke.
Gefährliches Gelände am Maibusch
Fröhlich fliegt die auf ein Trafohäuschen am Straßenrand gemalte moderne Hexe durch die Lüfte. Doch zu Beginn der Wanderung geht es erst einmal weit zurück in die Geschichte: Der Weg führt vorbei am rund 2500 Jahre alten Hügelgrab eines keltischen Stammesfürsten. Weiter geht es durch den Maibusch – ein einst besonders für Geistliche gefährliches Gelände.
Im „Marx-Loch“ erschlugen zwei Brüder 1719 im Streit den Ulmener Pfarrer Johann Schweißthal. Im nicht weit entfernten „Wingertstälchen“ wurde 1693 der Ueßer Gemeindepriester Matthias Molitor von einem Köhler erschlagen, der angeblich die Feiertagsruhe nicht einhalten wollte. Der Priester hatte mit Anzeige beim Burggrafen gedroht, der Köhler schlug daraufhin fest mit dem Eichenknüppel zu. Ein anderer Geistlicher, Pfarrer Michael Dietzen, starb am Ostermontag 1755, nachdem er im Maibusch von Räubern überfallen worden war.
Auch im angrenzenden „Brandenbusch“ ereignete sich einst Schreckliches: Hier wurden angebliche Hexen hingerichtet. Im Jahr 1521 waren es drei Frauen, die ein Pferd verzaubert haben sollen. Sie wurden gefoltert und verbrannt, sechs Jahre später waren es vier Angeklagte, die hier starben. Nicht wegen Hexerei, sondern wegen Diebstahls, Mordes, Brandstiftung und Bestialität wurde 1527 auch ein Mann auf der kleinen Basalkuppe abseits des Weges verbrannt. Ein kleiner Scheiterhaufen erinnert noch heute an die grausame „Rechtsprechung“ früherer Zeiten.
Ein kleiner Anstieg führt hinauf auf den 550 Meter hohen Jakobsberg. Den Namen bekam er wohl erst 1810 von einem französischen Kartographen, zuvor war er in der Region als „Kahlenberg“ berüchtigt. Bäume und Sträucher waren sorgsam entfernt worden, damit auf dem Gipfel eine weit sichtbare Gerichtsstätte mit Galgen entstehen konnte. Vor rund 500 Jahren wurden hier Verurteilte aber nicht nur gehenkt, sondern auch gerädert oder mit dem Schwert hingerichtet.
Nicht genug des Schreckens: Am nächsten Punkt, dem „Peinloch“ wurden Angeklagte gefoltert und sogenannten Gottesurteilen zugeführt. Und ein wenig abseits vom Weg steht ein Gedenkstein, der das Stoffelskreuz genannt wird. Hier wurde ein Schäfer vom Blitz getroffen.
Vom Gruseln erholen können sich Wanderer gegen Ende der Strecke am Jungfernweiher, dem Rest eines ehemaligen Maares. Wer noch genug Energie hat, kann den rund 3,5 km langen, leicht begehbaren Rundweg durch das hier eingerichtete Vogel- und Naturschutzgebiet nutzen.
Burgruine aus dem 11. Jahrhundert
Neben Haubentaucher, Krickente, Teich- und Blesshuhn lassen sich hier auch Fischadler und Rotmilane blicken. Zurück in Ulmen lohnt auch ein Abstecher zur Burgruine, deren ältester Teil im 11. Jahrhundert erbaut wurde. Nach der „Hexenwanderung“ ist das alte Gemäuer auf jeden Fall anregende Kulisse für selbst erfundene Gruselgeschichten.
Infos zur Wanderung Ulmen
Wandern und Corona: Bitte halten Sie beim Wandern Abstand und die übrigen geltenden Corona-Schutzvorschriften wie Husten- und Nieshygiene ein. Nehmen Sie vor allem bei „Gegenverkehr“ Rücksicht und weichen gegebenenfalls an geeigneter Stelle kurz aus.
Auto: Über A 555/A 565, am Meckenheimer Kreuz auf A 61 bis Abfahrt Mendig, über L 262 auf A 48 bis Abfahrt Ulmen, im Ort über Meisericher Straße bis Kreisel, dort auf Kelberger Straße bis zum Edeka-Markt.
ÖPNV: Von Köln Hbf nach Koblenz Hbf, umsteigen nach Cochem, von dort mit Buslinie 500 bis Ulmen Bahnhof.
Weg: Rund 8,5 km Länge, etwa 2,5 bis 3 Stunden.
Profil: Straße, befestigte/asphaltierte Wirtschafts-, Wald- und Wiesenwege, Schotter, bei feuchter Witterung wird es matschig, festes Schuhwerk ist zu empfehlen, insgesamt ca. 115 Höhenmeter
Die Wanderung startet auf dem Parkplatz zweier Einkaufsmärkte. Am hinteren rechten Parkplatz den Weg Richtung Wäldchen gehen, nach wenigen Metern wird ein breiter Waldweg erreicht. Hier ist die erste Wegmarkierung (rote Hexe auf Besen) angebracht. Rechts halten und dem Wanderweg folgen, an einer Gabelung mit Ruhebank und Hochsitz rechts abbiegen, der Markierung weiter folgen. Der breite Waldweg führt bergan, rechts an einem Gewerbegebiet vorbei und trifft auf die Straße Im Maibusch.
Am Wegkreuz rechts gehen, das Gewerbegebiet queren und bis zur Kelberger Straße (L 101) laufen. Links Richtung Berenbach halten, nach ca. 130 m rechts die Industriestraße nehmen. Hinter der Eisenbahnbrücke gleich links abbiegen, nach ca. 100 m den Wiesenweg nehmen.
Am Basalthinweis (Nr. 4) den breiten Weg geradeaus durch ein Mischwaldgebiet laufen. Nach ca. 500 m an der breiten Weggabelung links bergan (Vulkanweg / Hochkelberg-Panoramaweg) gehen. An der nächsten größeren Weggabelung weiter rechts halten und hinauf zur Bergkuppe bis zum Hinweis Scheiterhaufen laufen.
Der Wegmarkierung weiter folgen. Am Rastplatz dem Hauptwanderweg des Eifelvereins steil hinauf zum Jakobsberg folgen. Auf dem ehemaligen Vulkankegel befindet sich der Gerichtsgalgen.
Hinter der Sitzgruppe am Galgen links den Weg durch eine kleine Schonung nehmen. Der Weg schlängelt sich jetzt bergab und trifft auf die Landstraße mit Rastplatz. Gleich neben der Straße weißt die Wegmarkierung scharf nach rechts auf einen Waldweg.
Dem Weg ca. 250 bis zur nächsten Gabelung folgen. Vor dem Bahnübergang (Andreaskreuz) scharf rechts halten, nach ca. 100 m an Ruhebank und Hinweis Nr. 6 vorbei dem Wanderweg weiter folgen. Am Stoffelskreuz weiter geradeaus, an der nächsten Weggabelung, dann links Richtung Jungfernweiher halten. Dem breiten Waldweg bis zur nächsten Abzweigung folgen, danach rechts halten. Vor dem Weiher rechts abbiegen, am Cafè/Bistro Jungfernweiher geradeaus vorbei laufen. Den Bahnübergang queren, weiter geradeaus bis zur Kelberger Straße laufen. Hier rechts halten. Hinter dem bunt bemalten Trafohäuschen befindet sich der Startpunkt der Wanderung.