Ein Wasserfall, der in den Fels gesprengt wurde, eine Burgruine, durch die der Wanderweg in den Untergrund führt, und zum Abschluss eine Badestelle an der Sieg, in der Wanderer nicht nur ihre Füße abkühlen können – die Sommertour auf dem Mäanderweg rund um Schladern bietet Spannendes für jedes Alter.
Der Bahnhof Schladern, an dem dieser Erlebnisweg des Natursteigs Sieg beginnt, ist nicht nur 2014 als Wanderbahnhof NRW ausgezeichnet worden, sondern ist auch eng verbunden mit der Entstehung des Siegwasserfall, der am Ende der Tour zu sehen ist. Denn als vor mehr als 150 Jahren der Bau der Bahnstrecke durch das Siegtal in Angriff genommen wurde, ließen die Ingenieure eine Reihe von Durchbrüchen für die Gleise in den Fels sprengen. In Schladern sprengten sie dabei einen Durchlass für die Sieg, die sich nun nicht mehr durch eine langgezogene Flussschleife (Mäander), sondern an deren engster Stelle durch einen Felsdurchlass in einer Breite von 84 Metern über mehrere Stufen den Weg bahnt.
Die danach in Teilen trocken gefallene, in anderen Teilen zum Biotop gewordene vormalige Flussschleife, durchqueren wir gleich zu Beginn der Tour, passieren ein romantisches Baumhaus und einen Schäferwagen, die als Ferienwohnungen vermietet werden, und sehen aus dem Tal hoch oben auf dem Felsen bereits die Ruine der Burg Windeck, zu der es nun hinaufzukraxeln gilt.
Die früher imposante Burganlage war einst ein wichtiger strategischer Stützpunkt der Grafen von Berg. Denn einige Kilometer siegabwärts hatten die Grafen von Sayn als Rivalen um die Herrschaft über das Siegtal mit Burg Blankenberg einen wichtigen Sitz.
Das „windige Eck“ der Grafen von Berg wurde erstmals 1174 urkundlich als „castrum novum windeke“ erwähnt. In mehreren Kriegen wurde die Burg zerstört, den Rest besorgten Bewohner der Umgebung. Sie nutzten die Ruine als Steinbruch – Baumaterial-Recycling gab’s auch damals schon. 1859 ließ der preußische Landrat von Waldbröl, Oscar Danziger, auf den Resten der Burg eine schiefergedeckte Villa errichten. Im Zweiten Weltkrieg wurde allerdings auch sie zerstört, später die Burgruine rekonstruiert. Nicht nur der Blick hinunter ins Siegtal fasziniert, sondern auch der Wanderweg, der über einen Gewölbe-Treppenabgang ins Untergeschoss der Burganlage führt.
Von dort sind es nur wenige Wanderminuten auf einem schmalen Pfad durch den Wald bergab, bevor wir in Altwindeck das Museumsdorf des örtlichen Heimatmuseums passieren – mit einem herrlichen Bauerngarten. Wenige Schritte weiter wird schnell klar, dass auch heute noch Fachwerk das Golddorf Altwindeck prägt, in dem mit dem Landgasthaus „Zur Linde“ zudem eine urige Einkehr lockt.
Auf dem weiteren Weg geht’s ein Stück entlang der Eisenbahnlinie, auf der 1860 der erste Zug nach Schladern verkehrte, bevor ein herrlicher Wiesenweg zum Aufstieg auf den 128 Meter hohen Gipfel Dreisel führt. Tief unten strömt die Sieg dahin, und der Abstieg hat es in sich. Steil geht’s über felsigen Grund bergab. Aber die Planer des Natursteigs Sieg und seiner Erlebniswege haben vorgesorgt: Seile bieten Halt beim Abstieg, zumindest an den meisten Stellen.
Im Tal geht’s gleich wieder über die Sieg und auf zum letzten Anstieg dieser Tour. Beim Abstieg sehen wir links unterhalb am Ufer der Sieg eine weitere Ruine. Genauer: Die Industrieruine des früheren Elmore’s Werk. In den 1890er Jahren hatte sich hier das britische Unternehmen angesiedelt und damit begonnen, das Gefälle des Siegwasserfalls zur Stromerzeugung zu nutzen. Das Unternehmen stellte Kupferröhren her, die auf mehreren Weltausstellungen prämiert wurden, unter anderem 1900 in Paris mit der goldenen Medaille.
Die ehemalige Versandhalle des Werks am gegenüberliegenden Siegufer wurde 2013 im Rahmen des Strukturförderprogramms Regionale 2010 zu einem Bürger- und Kulturzentrum ausgebaut, zu dem auch ein Biergarten gehört. Um dorthin zu gelangen, geht es noch einmal über die Sieg und an einer der offiziellen Badestellen vorbei. Der Siegwasserfall selbst darf übrigens nicht betreten werden. Einen guten Blick auf ihn hat man unterdessen von einem kleinen Aussichtspavillon aus, der nur einen Steinwurf vom Elmores Biergarten entfernt ist. Auf dem kurzen Rückweg zum Bahnhof markieren Schienen im Boden den Verlauf der alten Siegschleife, die nach der Sprengung des Siegwasserfalls mehr und mehr verlandete und so nicht nur neue Landschaftsformen entstehen ließ, sondern auch spannende Wege für Wanderer.
Der Wanderweg in Kürze:
1. Vom Bahnhof Schladern (mit dem Bahnhofsgebäude im Rücken) der Waldbröler Straße nach links folgen und am nächsten Abzweig mit der Markierung des weißen „S“ auf rotem Grund, die uns die gesamte Tour begleiten wird, links in den Steiner Weg einbiegen. Noch vor der Bahnunterführung rechts in den Steiner Weg, der erst parallel zum Bahndamm, dann nach rechts führt. Auf einer freien Fläche an der T-Kreuzung rechts gehen bis zur Waldbröler Straße. Diese überqueren, einige Meter nach links , dann rechts in die Straße Am Sonnenhang.
2. Nach ca. 120m an Gabelung links halten. Der Straße Sonnenhang bergauf und durch Rechtskehre folgen. Ca. 50 m nach der Kehre links abbiegen und dem Fußweg rechts an der Einfahrt zu Haus Nummer 41a über Stufen bergauf folgen. Auf Querweg links bis zu einem Platz. Dort schräg links auf Weg zur Burgruine (An der Burgruine). Im Inneren der Ruine der Wegmarkierung durch einen Treppenabgang in den unteren Burgbereich und Pfad unterhalb der Außenmauer nach links folgen.
3 Durch Wald geht es auf einem Pfad bergab, dann auf einem Querweg links und nach gut 50 m rechts zwischen Dorfgemeinschaftshaus und Heimatmuseum Altwindeck hindurch zur Straße. Auf dieser links und nach ca. 140m links in die Straße Im Dall. Der Straße durch den Ort und über die Bahnbrücke folgen, dann links abbiegen. Auf einem Wiesenweg zwischen Pferdekoppeln hindurch bald nach rechts, dann parallel zur Straße und schließlich zu dieser nach links schwenken.
4. Noch ein paar Meter an der Straße entlang, dann auf die andere Seite, in den Wirtschaftsweg und an der folgenden Gabelung rechts halten. An der Einmündung auf eine Wohnstraße links halten und dann schräg links einen Wiesenpfad hinauf, der bald links den Berg hinauf führt. Oben rechts halten und bis zum Gipfel gehen (Schutzhütte). Nun führt ein mit Seilen gesicherter felsiger Pfad hinunter zur Siegbrücke, die wir überqueren.
5. Der Dattenfelder Straße durch eine Rechtskurve folgen, dann links abbiegen und gleich wieder rechts (Im Kettenroth). Nach ca. 240 m schräg links der Straße Entenpfuhl bergan folgen. In den Wald bis auf eine Kuppe, dort links auf Pfad Rtg. Schladern achten.
6. Dem Pfad bergab bis auf Wohnstraße und dieser nach rechts folgen. An nächster Siegbrücke den Fluss überqueren. Auf der anderen Seite zweimal rechts abbiegen, um auf Uferweg zu gelangen (Badestelle). Diesem flussabwärts und durch eine Altarmschleife bis zum Elmores Biergarten am Siegwasserfall folgen. Dort rechts zur Straße Schönecker Weg, diesem nach rechts und dann durch Linkskurve folgen. Dahinter schräg links auf Fußweg zum Bahnhof wechseln. Um auf die andere Seite der Gleise zu gelangen, die Unterführung am anderen Ende des Parkplatzes nutzen.
Informationen rund um die Wanderung
Wandern und Corona: Bitte halten Sie beim Wandern Abstand und die übrigen geltenden Corona-Schutzvorschriften ein und nehmen Sie vor allem bei „Gegenverkehr“ Rücksicht und weichen gegebenenfalls an geeigneter Stelle aus.
Start & Ziel: Parkplatz am Bahnhof Schladern, Waldbröler Straße 3, 51570 Windeck-Schladern.
Länge/Dauer: 8,4 km, ca. 3 Std.
Anfahrt: Auto: Von Köln auf A3 Rtg. Süden bis Autobahnkreuz Bonn/Siegburg Dort auf A 560 Rtg. Hennef bis Autobahnende. An Ampel links und der L 333 das Siegtal hinauf bis Schladern folgen. Der Bahnhof befindet sich im Ort auf der rechten Seite. ÖPNV: Von Köln mit RE 9 oder S 12 Rtg. Au/Sieg bis Schladern.
Profil: Überwiegend gut befestigte Wege und eine Reihe von naturnahen, teils felsigen und steilen Pfaden; Gesamtsteigung/-gefälle ca. 220 HöhenmeterKarte/GPS-Daten: Wanderkarte Naturregion Sieg, ISBN 978-3-86636-911-5; GPS-Daten im Internet auf dem Portal www.outdooractive.com (Suchbegriffe: Wandertag Juli 2021 Mäanderweg Windeck) oder direkt unter dem Shortlink:https://out.ac/IIwkeB
Einkehrmöglichkeiten:Elmores Biergarten & Lounge,Schönecker Weg 5, 51570 Windeck.www.elmores.de
Kaffee-Zeit am Bahnhof Schladern, Waldbröler Straße 3, 51570 Windeck, Tel. 0 22 92/9 28 47 46
Der Bergische Hof bietet Picknickboxen unter anderem an der Burg Windeck an, Bergischer Hof, Elmoresstraße 8, 51570 Windeck, Tel. 0 22 92/9 56 47 50bergischer-hof.de/picknick-boxen
Besichtigungsmöglichkeit:Auf der Burgruine Windeck, die frei zugänglich ist, sind Audio-Führungen per Handy abrufbar.
Heimatmuseum Windeck, Im Thal Windeck 17, 51570 Windeck-Altwindeck, Tel. 02292-2561, Geöffnet vom 3. Juli bis zum 31. Oktober Sa/So 14 – 18 Uhr.www.heimatmuseum-windeck.de
Buch „Wandertage" Band 3
Wenn große Fernreisen nicht drin sind, kann eine kleine Auszeit vor der Haustür wahre Wunder wirken. 20 spannende Tipps für Touren zwischen der Eifel und dem Bergischen Land, dem oberen Siegtal und dem Siebengebirge bietet ein neues Wanderbuch, das Ende Juli im Shop von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Kölnischer Rundschau“ erscheint.
Die Autoren der Wandertag-Serie im Magazin der beiden Zeitungen, Guido Wagner und Michael Hedrich, haben darin 20 der schönsten Wanderungen für eine Auszeit zu Hause aus nunmehr über 200 Folgen der Wandertag-Serie zusammengestellt, überarbeitet und erweitert. Die Touren führen ebenso durch die „grünen Adern“ entlang der Dhünn in Leverkusen wie vom „Weißen Pferdchen“ im oberbergischen Hohkeppel zum Schloss Ehreshoven, in dem einst Teile der Serie „Verbotene Liebe“ gedreht wurden. Zur Rheinromantik an der Mündung der Sieg führt eine Tour, auf den Paradiesweg bei Polch in der Eifel eine andere. Ob auf dem Energieweg zu einer der „bunten Kerken“ Oberbergs oder mit Asterix im Rheintal bei Bad Breisig – durch zahlreiche Extra-Tipps und Infos zu Spannendem am Wegesrand bieten die Touren Interessantes für die ganze Familie.
Abonnenten erhalten auch das neue Wandertag-Buch im Shop dieser Zeitung für 12,50 Euro. Ansonsten ist der Band für 15 Euro im Shop dieser Zeitung im Internet, telefonisch unter 02 21/ 56 79 93 03 sowie im gut sortierten Buchhandel erhältlich.