Ferien mit dem Neun-Euro-Ticket: Ziele, die Sie vom Rheinland aus in einer Tagestour erreichen können – heute geht es nach Heimbach.
Ein bisschen in die Jahre gekommen, aber proper ist das Freibad im Eifelstädtchen Heimbach. Klar und kühl liegt es im Schatten alter Bäume. Die ersten Schwimmer ziehen kurz nach der Öffnung um 10 Uhr ihre Bahnen. Es ist ruhig und noch wunderbar leer. Eine Bahn bleibt sogar frei für eine junge Dame, die für das Seepferdchen taucht. Liegewiesen, Duschen und Umkleiden sind auffallend gepflegt. Noch baden im benachbarten Imbiss keine Pommes im Fett.
Schon die Fahrt mit dem Zug bietet viel fürs Auge
Auch die Fahrt hierhin war erfrischend – fürs Auge. Mit der Bahn ist der kurzweilige Ausflug ins Grüne eigentlich kein großer Angang. Da allerdings das Neun-Euro-Ticket viele auf die Idee bringt, Freizeittouren zu machen, bietet es sich an, schon früh los zu fahren. Mit etwas Verspätung startet der RE 1 um 8.21 Uhr vom Kölner Hauptbahnhof in Richtung Aachen. Mit Glück gibt es noch zwei Plätze, allerdings nicht nebeneinander.
Beim Zwischenstopp in Düren geht es kurz durch das Bahnhofsviertel auf die Suche nach einem Kaffee. Doch hier ist alles verrammelt. Nach gut einer halben Stunde fährt die Rurtalbahn (RB 21) nach Heimbach.
Gemütlich ist das Bähnchen mit seinen Velourssitzen. Liegt Düren erst einmal hinter einem, beginnt schon bald die Eifel. Es wird immer ländlicher. Der Blick geht in Gärten. Aber es führt auch vorbei an neuen Wohnbauten, die direkt an den Gleisen liegen. Bei Üdigen steht sogar die Kirche gleich an der Strecke. Außerdem gibt es Campingplätze, wohin das Auge reicht. In Untermaubach führt das Gleis am See mit seinen Tretbooten entlang. Weiter geht’s über Obermaubach und in einer verschlungenen Schleife, in der die Bahn immer wieder schrille Signale pfeift, bis zur Endstation Heimbach.
Heimbach kam bei der Flut mit einem blauen Auge davon
Mit der „Rauschenden Schönheit an der Rur“ wirbt hier ein Plakat. Eine Schönheit, die bei der Flutkatastrophe in Angst und Schrecken versetzt war. Der Kurpark wurde zur Ausweichfläche. Die dortige Konzertmuschel war geflutet. Der Heimbach selbst, der verrohrt durch den Ort geleitet wird, drückte nach oben. Keller standen unter Wasser. Und die Fluten stürzten in den Überlauf der Rurtalsperre. Doch die Heimbacher kamen mit einem blauen Auge davon, zog Bürgermeister Jochen Weiler wenig später Bilanz.
Lauter als die Rur rauscht jetzt wieder der Verkehrslärm. So malerisch der Ort mit seinen Postkartenmotiven auch wirkt – Motorradfahrer knattern und heulen durch das Gelände und die engen Gassen. Displays am Rand der Landstraße verraten die Lautstärke. Aber auch feine Klänge gibt es in Heimbach. Das Eifelstädtchen ist für Freunde der Kammermusik ein Geheimtipp, nachdem der Pianist Lars Vogt vor einem Vierteljahrhundert im eindrucksvollen Jugendstilkraftwerk das Festival Spannungen ins Leben rief – eines der renommiertesten Kammermusikfestivals Europas. Zwischen Generatoren und Turbinen proben und konzertieren einmal im Jahr Top-Musiker Werke der Klassik und der Neuen Musik.
Und noch ein Kultur-Highlight hat Heimbach: Burg Hengebach und das Haus zum Burghof wurden zur Internationalen Kunstakademie mit Ateliers für den Akademiebetrieb umgebaut. Hier werden Kurse, Workshops und Seminare angeboten. Im Innenhof steht ein Aufzug, der auch den barrierefreien Zugang zur Burg möglich macht.
Fünf weitere Tipps
1. Staubecken Obermaubach: In der Gemeinde Kreuzau ist ein Paradies für Wassersportfreunde. Ein Bootsverleih bietet unterschiedliche Boote für Gäste an. Segeln oder Surfen - wenn Wind da ist.
2. Freibad: Auf Wissen Woog in Heimbach. Der Eintritt ist nur nach vorheriger Reservierung im Online Ticket System möglich. Mai / Juni / September: Montag - Freitag 14 bis 18 Uhr. Samstag, sonn- und feiertags 11 bis 18 Uhr. Juli / August, täglich 10 bis 19 Uhr.
3. Stand Up Paddling auf dem Rursee: Auf einem bis zu über vier Meter langem Surfboard stehend, mit einem Stechpaddel mal rechts, mal links vom Board einstechend, unternehmen die „SUP-Touristen“ ihre Touren auf dem Rursee. „SUPsafety“ in Rurberg ist eine der ersten SUP-Schulen in Deutschland. Es werden Einsteiger- und Fortgeschrittenen-Kurse, integrative Kurse angeboten. Im hauseigenen Camp, (www.camping-rursee.de) werden mehrtägige Touren geplant.
4. RWE Industriemuseum Kraftwerk Heimbach: Das RWE-Industriemuseum im Jugendstil-Wasserkraftwerk zeigt historische Haushaltsgeräte aller Art. Führungen durch das Wasserkraftwerk Heimbach sind von März bis Oktober für Gruppen und Einzelpersonen nach vorheriger Anmeldung beim Besucherdienst der RWE Power möglich. Die Führungen werden kostenlos angeboten und dauern rund eine Stunde. Kostenlose Hotline: 0800/8833830.
5. Burgenmuseum Nideggen: Die Burg Nideggen, die hoch über dem Rurtal auf den weithin sichtbaren Buntsandsteinfelsen thront, bietet imposante Ausblicke. Im Burgenmuseum lässt sich Geschichte live erleben.
Von der Burg Hengebach führt eine Wanderung zur Abtei Mariawald (Dauer eineinviertel Stunden). Fünf Minuten geht es entlang der Straße in Richtung Gemünd, dann ist auf der linken Straßenseite am Felsen ein Markierungsschild zu sehen. Mit einem anfangs steilen Anstieg geht es nach Mariawald über Marienhöhe, ein Aussichtspunkt mit Blick auf das Rurtal. Auf vier Kilometern Wanderroute mit 200 Meter Steigung belohnen die Ausblicke.
Auf dem vom Eifelverein ausgeschilderten Krönungsweg geht es durch Laubwald. Verlässt man diesen, führt ein asphaltierter Weg zur Höhe mit Blick zur gotischen Klosterkirche. Die Motorradfahrer sind wieder da. Die Mönche wiederum sind weg, seit Anfang 2021 führt der neue Träger, die „Kloster Mariawald GmbH“ die ehemalige Trappistenabtei. Nach wie vor zieht die Erbsensuppe die Pilger an. Und in der Buchhandlung gibt es neben besinnlicher Lektüre einen Kühlschrank mit Klosterbier.
Anreise:Von Köln im RE 1 in Richtung Aachen, Umstieg in Düren. Der RB 21 (Ruhrtalbahn) fährt bis zur Endstation Heimbach.