Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Nach dem KohleausstiegDie Zukunft des Gillbach bleibt unklar

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt den Gillbach. Zwischen den Büschen und Bäumen am Ufer kann man einen Kühlturm des Kraftwerks in der Nähe sehen.

Der Gillbach, hier bei Hüchelhoven, lebt zurzeit weitgehend von eingeleitetem Kühlwasser aus dem Kraftwerk Niederaußem.

Eine Arbeitsgruppe befasst sich damit, welche Quellen dem Gillbach nach Abschaltung des Kraftwerks Niederaußem bleiben.

Der Gillbach ist das Sorgenkind der Region. Seine Quelle ist mit dem Tagebau verschwunden, im Moment nährt ihn hauptsächlich das Kühlwasser des Kraftwerks Niederaußem.

Aber was passiert nach dem Kohleausstieg? Damit befasst sich eine Arbeitsgruppe, in der sich der Rhein-Erft-Kreis, die Stadt Bergheim, RWE, der Erftverband, die Gemeinde Rommerskirchen und der Rheinkreis Neuss miteinander austauschen. Die Zwischenergebnisse präsentierte Dr. Dietmar Jansen, Bereichsleiter Gewässer beim Erftverband, im Ausschuss für Klima, Umwelt und Mobilität in Bergheim.

Bergheim: Gillbach könnte vom Sorgenkind zum Vorreiter werden

Ziel der Arbeitsgruppe ist es, im letzten Quartal des Jahres 2025 die Optionen zusammenzutragen, mit denen der Gillbach nicht nur als Fluss, sondern als Naturraum erhalten bleiben könnte. Jansen zeigte sich im Ausschuss überzeugt, dass der Gillbach in Zukunft hochwertiger sein werde, als er heute ist. Er könne für die Region Pilotcharakter gewinnen, es gebe auch eine entsprechende Förderkulisse, um die Naherholungsqualität zu verbessern.

Am Ende ihrer Arbeit werde aber keine konkrete Handlungsempfehlung stehen, sondern ein Konzept, das verschiedene Möglichkeiten aufzeigt. „Wir stellen das Konzept als Diskussionsgrundlage für die Gesellschaft und den politischen Raum zur Verfügung“, sagte Jansen. Zwei Fragen sind dabei im Mittelpunkt: Welche Quellen stehen dem Fluss überhaupt zur Verfügung und soll er permanent oder nur anlassbezogen bespeist werden?

Das Gewässer könnte zeitweise trockenfallen

Die Arbeitsgruppe analysierte dafür das Einzugsgebiet im Raum des Gillbach. Laut Jansen sei es keine Option, für ihn dauerhaft Grundwasser zu fördern, dafür fehle schlichtweg das Wasser. Und da Trinkwasserversorgung immer oberste Priorität habe, könne man auch nicht Wasser aus dem Wasserwerk Paffendorf nehmen. Die Arbeitsgruppe habe auch in Erwägung gezogen, den Gillbach durch die Rheinwassertransportleitung mitzuversorgen. „Aber auch da sind diese Mengen nicht in der Gesamtbilanz für den Gillbach drin“, sagt Jansen, zumal auch diese Quelle zeitlich begrenzt wäre.

Als realistischer präsentierte Jansen die Möglichkeit, kein Fremdwasser durch eine Leitung einzuspeisen, sondern mit dem zu operieren, was das Einzugsgebiet hergibt. Gewässerauen könnten wieder aktiviert werden, um Regenwasser länger zu halten und es nicht direkt wieder abfließen zu lassen. „Ich möchte aber nicht verhehlen, dass das nicht dazu führen wird, dass es eine kontinuierliche Wasserführung im Oberlauf gibt“, sagte Jansen.

Sprich: Der Gillbach würde zeitweise trockenfallen. Das sei aber auch vor dem Tagebau bereits so gewesen und entspreche dem Bewirtschaftungsplan des Landes NRW, das den Oberlauf des Gillbach nicht als dauerhaft führendes Gewässer vorsieht, weil der Grundwasserabstand zum Gewässer zu groß sei.

CDU-Politiker Paul hält an kontinuierlicher Wasserführung fest

Diese Ansicht stößt in der Bergheimer Politik auf Widerstand. „Wir haben vor zwei Jahren im Ausschuss beschlossen, dass wir erwarten, dass der Gillbach eine durchgängige Wasserführung hat“, sagt Helmut Paul (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Klima, Umwelt und Mobilität, im Gespräch mit dieser Redaktion. Er zeigt sich weiterhin zuversichtlich, dass sich genug Quellen für eine dauerhafte Bespeisung finden lassen, etwa durch die Kläranlagen oder die Hambachleitung.

Die Bedeutung des Bachs hob Helmut Paul im Ausschuss deutlich hervor, aber auch die Konsequenzen des Tagebaus. „Der Gillbach erzählt Geschichten über die Frühzeit unserer Region. Er hat Wassermühlen angetrieben, er hat Burggräben gefüllt, die Menschen mit Trinkwasser versorgt.“ RWE dagegen hätte den Fluss ersatzlos vernichtet. „Dieser Zeitabschnitt hat dem Gillbach im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser abgegraben. Das muss man einfach so festhalten.“

Rüdiger Hunke (SPD) zeigte sich auf Anfrage skeptisch, ob die von Dietmar Jansen vorgestellten Lösungen baulich und finanziell tragbar seien. „Sicher sind wir dafür, dass der Gillbach weiter betrieben wird, nur die Voraussetzungen dafür müssen erfüllt werden.“ Und bei diesen herrsche noch an vielen Punkten Unklarheit, etwa im Hinblick auf den Kohleausstieg.