Wo geht's denn hier zum Wasser?5 Ausflüge zu schönen Seen im Rheinland
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Unsere Autorin machte eine Wanderung zu den sieben Ville-Seen im Rhein-Erft-Kreis, die sie positiv überrascht hat.
Außerdem stellen wir noch weitere Seen in der Region vor, die ruhige Natur, tolle Wanderrouten und Badeauszeiten bieten.
Köln – Als Kind des Rhein-Erft-Kreises war ich mein Leben lang der festen Überzeugung: Wenn ich schöne Natur sehen will, dann muss ich wegfahren. Weit wegfahren. Mindestens aber in die Eifel oder ins Bergische. Denn der Höhepunkt idyllischer Natur in meiner direkten Umgebung war das winzige Wäldchen neben der B264 mit dem kleinen Teich. Ansonsten führten die Spaziergänge durchs Dorf. Über den Friedhof. Durchs Feld. Am besten gleich noch an der A1 entlang. Hach, Heimat. Doch dann kam Corona und der allgemeine Wanderwahn. Eines Tages schrieb meine Schwester, sie wäre wandern gewesen. 15 Kilometer zwischen Brühl und Erftstadt durch die Ville. Ich wollte gerade eine Mitleidsbekundung aussprechen, als das erste Foto auf dem Handy eintrudelte. Und ich zugeben musste: Das sieht ja richtig schön aus! Also beschloss ich, der Heimat eine Chance zu geben. Gut, dann gehen eben auch wir in der Ville wandern!
Gut mit der Bahn zu erreichen
Google spuckt einen Rundweg aus, der mir gefällt: „Genussvolle, große Runde um die Villeseen“. Los geht’s am Wanderparkplatz Donatussee, der nur wenige Gehminuten vom Bahnhof in Erftstadt-Liblar entfernt liegt und deswegen auch ohne Auto gut zu erreichen ist. Mein Freund und ich laufen los, nebeneinander her auf dem flachen, recht breiten Kiesweg. Daran wird sich – und damit nehme ich den Wermutstropfen dieser Geschichte gleich vorweg – auch nichts mehr ändern. Weiche Waldwege, Klettern über Wurzeln und umgestürzte Bäume, das können Sie hier vergessen. Doch dafür wuchert es am Wegesrand umso wilder: Baumkronen spenden Schatten, Äste verschlingen sich ineinander und auf dem Boden blühen Blumen. Dschungelfeeling light.
Und dann tut sich eine Lücke im großen Grün auf und gibt den Blick frei auf einen blau glitzernden Donatussee. Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus und das Vorurteil in meinem Kopf beginnt zu bröckeln. Denn auf den nächsten zehn Kilometern laufen wir pausenlos am Wasser entlang und das liebe ich sehr. Ein See reiht sich an den nächsten. Insgesamt sieben nehmen wir auf dieser Tour mit, nach dem Donatussee den Zwillingssee, das Villenhofer Maar, den Entenweiher und den Unter-, Mittel- und Obersee.
Unfassbar, dass diese sich harmonisch ineinander fügende Natur gar nicht so natürlich ist: Die rund 40 Seen in der Ville sind letztlich die mit Wasser vollgelaufenen Baggerlöcher der Braunkohleindustrie. Zwischen Brühl und Erftstadt wurde etwa vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die späten 60er Jahre des 20. Jahrhunderts Braunkohle abgebaut. Doch damals waren die Tagebaue noch nicht so riesig wie man das heute etwa aus Hambach kennt. Als die Bagger abzogen, bemühte man sich, die Landschaft der Natur zurückzugeben: Bäume wurden angepflanzt, Baggerlöcher füllten sich mit Regen-, Grund- und Quellwasser, Fische wurden angesiedelt. Heute ist das künstlich angelegte Gebiet Teil des Naturparks Rheinland und Lebensraum für viele unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten.
Im Villenhofer Maar etwa wuchern tausende Seerosen auf der Wasseroberfläche. Dazwischen ragen zwei Anglerstege ins Wasser hinein. Wer Glück hat, ergattert am Ende des Stegs einen Platz auf der Bank und darf sich wie im Märchen fühlen. Ansonsten sind die Picknick-Möglichkeiten leider recht begrenzt, nur wenige Bänke warten am Wegesrand. Doch dann erreichen wir den Unter-, Mittel- und Obersee und hier steht in jeder Einbuchtung eine Holzbank. Endlich Picknick, endlich in Ruhe auf den See starren, endlich verweilen.
Und danach noch ein bisschen weiterlaufen. Die letzten Kilometer zurück zum Parkplatz sind schnell überwunden, ganz plötzlich taucht das Auto wieder auf. Ich bin enttäuscht, stelle ich fest. Wie, schon wieder vorbei?, frage ich meinen Freund. Und in den nächsten Wochen leiste ich Abbitte an der Heimat. Empfehle Freunden und Familie die schöne Seen-Route. Und schreibe diesen Artikel. Denn jetzt bin ich bereit, es zuzugeben: Rhein-Erft-Kreis, du kannst auch schön sein.
Informationen und Tipps zum Ausflug
Anreise:Gut 30 Minuten von Köln entfernt; Parkplatz Donatussee, 50374 Erftstadt; ÖPNV: Bahnhof Erftstadt-Liblar
Aktivitäten:Rund um die Ville-Seen sind viele verschiedene Routen möglich. Die flachen Wege eignen sich auch für Touren mit dem Fahrrad.
Der perfekte Abschluss – auch für Kinder – ist ein Besuch am weißen Sandstrand des Liblarer Sees. Hier kann man im kühlen Nass baden. Das Strandbad am Campingplatz ist von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Tagesgäste zahlen drei Euro (Kinder zwei Euro).
Alternativ bietet sich ein Abstecher zum Schlosspark von Schloss Gracht und dem kleinen Spielplatz an. Das ist aber nichts für Menschen, die sich vor Nagetieren gruseln: Denn Nutrias haben den Schlossgraben zu ihrer Heimat auserkoren – und zwar in großer Zahl. Wer mag, kann die Nagetiere mit Abstand beobachten – aber bitte nicht füttern!
Einkehren:
Ausklingen lassen kann man die Wanderung auch im nahe gelegenen Waldbiergarten: Hier sitzt man gemütlich unter hohen Bäumen, testet eine der vielen Biersorten und isst eine Kleinigkeit.
Allgemeiner Hinweis: Schwimmen und Baden ist meistens nur an dafür ausgezeichneten Stellen gestattet. Bitte halten Sie sich an die Regeln vor Ort.
1. Genkeltalsperre
Unter Bewohnern des Bergischen Landes gilt sie noch als so etwas wie ein Geheimtipp: die Genkeltalsperre. Nur durch eine breite Straße ist die kleine Talsperre von ihrer großen Schwester, der Aggertalsperre, getrennt. Zwei schöne, meist flache Rundwege führen um die gewundene Talsperre herum, einer ist etwa zehn Kilometer, der andere 14 Kilometer lang. Aber Achtung: Da die Genkeltalsperre eine reine Trinkwassertalsperre ist, darf man nicht bis ans Ufer hinunter. Das macht aber nichts, denn das sorgt dafür, dass es hier so schön ruhig und beschaulich ist. Ab und an überholen Jogger den Wanderer, ansonsten genießt man die schönen Ausblicke aufs Wasser, die sich nach jeder Biegung eröffnen. Wer es ein bisschen actionreicher mag, überquert vom Wanderparkplatz Genkeltalsperre einfach die Straße – und steht schon an der Aggertalsperre. Hier kann man im Naturfreibad Bruch baden, ein Ruder- oder Tretboot mieten und über den See schippern und sogar campen.
Anreise:
Wanderparkplatz Genkeltalsperre, In der Ratemicke, 51647 Gummersbach, etwa 50 Minuten von Köln entfernt
Hinweis: Das Schwimmen ist ausschließlich im Strandbad erlaubt
Er ist natürlich kein Geheimtipp, gehört aber unbedingt in diese Aufzählung: der Fühlinger See. Schließlich ist die Naherholungsanlage die größte und vielseitigste im ganzen Kölner Raum. Der See besteht aus sieben Teilgewässern und bietet fast alles, was man sich an Wasser-Aktivität wünschen kann: Am sandigen und bewachten Blackfoot Beach können Familien schwimmen, baden und entspannen (bitte vorher online buchen). See Nummer sieben ist für Surfer reserviert, Nummer fünf für Taucher und auf der 2,3 Kilometer langen Regattabahn finden Schwimm- oder Kajak-Wettkämpfe statt. Auch zum Stand-Up-Paddeln eignet sich der See im Kölner Norden.
Wer nicht ins Nasse will, kann den See auf einer knapp neun Kilometer langen Route mit dem Fahrrad oder zu Fuß umrunden. Oder im Hochseilgarten zwischen Bäumen herumklettern. Was auch geht: Sich mit einem Buch auf eine Wiese verziehen oder im Strandclub am Blackfoot Beach ein kühles Getränk genießen. Seeblick und Sand zwischen den Zehen inklusive.
Anreise:
Fühlinger See, Stallagsbergweg, 50769 Köln; es gibt 3600 kostenpflichtige Parkplätze; ÖPNV: Bus 122 bis Köln Seeberg; mit dem Rad über Neusser Landstraße
Wer die Wasseroberfläche des Laacher Sees aufmerksam beobachtet, kann an seinem Ostufer kleine Blasen emporsteigen sehen: die Mofetten sind aufsteigendes Kohlendioxid. Der See ist vulkanischen Ursprungs, allerdings kein Maar. Von Köln aus fährt man etwa eine Stunde mit dem Auto zum größten See in Rheinland-Pfalz.
In gut acht Kilometern kann man am Ufer des Sees entlang spazieren und sich zwischendurch im gemütlichen Restaurant „Blockhütte“ stärken. Wer es sportlicher mag, entscheidet sich für den 14 Kilometer langen Höhenweg. Im See kann man schwimmen und segeln. Wer länger bleiben will, mietet sich auf dem Campingplatz direkt am Ufer ein. Und für die kulturelle Bildung sollte man noch einen kleinen Abstecher in die Abtei Maria Laach machen. Das Kloster ist schließlich ein bedeutendes Gebäude der romanischen Baukunst. Etwa 20 Minuten entfernt liegt der etwas unbekanntere Riedener Waldsee, der sich aber ebenfalls für viele Aktivitäten wie Baden oder Bötchen fahren anbietet und eine gute Infrastruktur und Ausstattung mit Spielplätzen, Gastronomie und Hotel hat.
Anreise: Laacher See, 56653 Glees, etwa eine Stunde mit dem Auto von Köln aus
In einigen geschützten Abschnitten ist das Baden im Freilinger See, der auch in der Eifel liegt, verboten, doch es gibt viele schöne unverbaute Liegewiesen zum Sonnenbaden und dennoch viele Stellen, sich im kühlen Nass zu erfrischen. Die Wasserqualität kann als sehr gut eingestuft werden und es sind viele Aktivitäten am und im Wasser möglich, zum Beispiel Windsurfen, Tauchen, Rudern, Paddeln und natürlich Schwimmen (auf eigene Gefahr). Ein Waldlehrpfad vermittelt die sehenswerte Nordeifel-Landschaft. Auch sonst ist die Region mit einem dichten, attraktiven Wanderwegenetz und Radrouten ausgestattet. Camper steuern das mit Restaurant und Geräteverleih ausgestattete Eifel-Camp Freilinger See an. Es gibt einen extra für Hunde ausgewiesenen Strandabschnitt.
Für das leibliche Wohl sorgt ein Kiosk mit Imbiss. Wer sich selber versorgen möchte, kann auf zwei Grillanlagen, die mit Strom und Wasser ausgestattet sind, eigens mitgebrachtes Grillgut brutzeln.
Nach dem Hochwasser im Jahr 2021 ist die Steinbachtalsperre noch nicht wieder in Betrieb. Es ist kein neues Wasser eingelaufen. Wie die derzeit aus Sicherheitsgründen außer Betrieb genommene Sperre künftig verwendet wird, steht noch nicht fest. Somit ist auch der Freibadbetrieb in diesem Jahr nicht möglich.
Ein künstlicher Bachlauf. Ein Bagger. Eine Hängebrücke. Eine Sandspielfläche. Zwei Bodentrampoline. Federkreisel, Kletterbogen, Schaukel. Das hier hört sich nicht nur nach einem Kindertraum an– das ist auch einer. Der Kinderspielplatz an der Steinbachtalsperre in der Eifel ist wirklich riesig. Gleich nebenan gibt es auch noch eine Minigolfanlage.
Und nur wenige hundert Meter weiter wartet das Waldfreibad Steinbachtalsperre – wohl eines der schönsten Freibäder in der Region. Im riesigen Schwimmerbecken kann man seine Bahnen durch das weiche, naturbelassene Wasser der Talsperre ziehen, im Nichtschwimmerbecken nebenan ist das Wasser gefiltert und chloriert. Zusätzlich gibt es noch ein Becken für Kleinkinder, eine Rutsche, Sprungtürme und ein großes Trampolin im Wasser. All das sind doch gute Argumente, um die vielleicht nicht ganz so wanderbegeisterten Kinder von der rund fünf Kilometer langen Talsperren-Umrundung zu überzeugen, oder? Natürlich nur mit der Aussicht auf Spielplatz, Schwimmen oder Minigolf im Anschluss.
Anreise:
Steinbachtalsperre, 53881 Euskirchen, etwa eine Stunde mit dem Auto, ÖPNV mit RE1 bis Euskirchen, dann Bus 873 bis Euskirchen Jugendbildungsstätte