Nach mitunter wirren Reden im Wahlkampf wird in den USA das Alter und der Geisteszustand von Donald Trump zum Thema.
Zweifel an Trumps Geisteszustand„Ich wusste die Hälfte der Zeit nicht, wovon er geredet hat“
Donald Trump sieht sich im US-Wahlkampf einer größer werdenden Diskussion über sein Alter und seinen Geisteszustand ausgesetzt. Nach einer mitunter schwer verständlichen Rede bei einer Wahlkampfkundgebung werden immer mehr Zweifel an Trumps „geistiger Schärfe“ laut, wie der Sender MSNBC es bezeichnete. Die Sprache des früheren Präsidenten werde immer schwerer zu verstehen, hieß es dort in einem Meinungsstück. „Trumps Reden scheinen von Tag zu Tag weitschweifiger und unverständlicher zu werden“, so das Fazit.
Besondere Aufmerksamkeit wird in der Diskussion sowie in den sozialen Netzwerken einer denkwürdig unverständlichen Passage von Trumps Rede in Potterville zuteil. Die Worte zeigten „zweifelsfrei, dass er den Verstand verloren hat“, kommentierte der britische Schauspieler John Cleese auf der Plattform X. Trump hatte in Potterville unter anderem folgendes gesagt:
„Sie hat die Stadt San Francisco zerstört, es ist – und ich besitze dort ein großes Gebäude – es ist kein – ich sollte nicht darüber reden, aber das ist OK, es ist mir egal, denn das ist, was ich tue. Ich sollte sagen, dass es die schönste Stadt der Welt ist – verkaufen und von dort verschwinden, oder? Aber das kann ich nicht tun. Es ist mir egal, verstehst du?“, erklärte Trump.
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US-Wahlkampf: Diskussionen um Trumps Geisteszustand nehmen Fahrt auf
Ohne erkenntlichen Zusammenhang ging es weiter: „Ich habe Milliarden von Dollar verloren, Milliarden von Dollar. Wissen Sie, jemand fragte: ‚Was glauben Sie, wie viel Sie verloren haben?‘ Ich sagte: ‚Wahrscheinlich zwei, drei Milliarden. Das ist in Ordnung, es ist mir egal.‘ Sie sagten: ‚Meinst du, du würdest es wieder tun?‘ Und das ist noch das Geringste. Niemand.“
Es folgte der nächste unerwartete Schlenker: „Sie sagen immer: Ich weiß nicht, ob du es weißt. Lincoln wurde furchtbar behandelt. Äh, Jefferson war ziemlich schrecklich. Andrew Jackson soll der Schlimmste von allen gewesen sein, er wurde schlechter behandelt als jeder andere Präsident. Ich sagte: ‚Mach diese Studie noch einmal, denn ich glaube, es gibt niemanden, der an Trump herankommt.‘ Ich wurde sogar angeschossen! Und wer zum Teufel weiß, woher das kam, nicht wahr?“
Dass der 78-jährige Trump, der als Joe Biden noch im Rennen war, selbst gerne eine Altersdebatte befeuert hatte, sich nach der Nominierung von Kamala Harris nun Fragen nach seiner geistigen Verfassung gefallen lassen muss, ist für den Republikaner der nächste Rückschlag.
Harris hat Trump in den Wahlumfragen bereits eingeholt
In den Wahlumfragen hat Harris den Republikaner bereits überholt. Trump hingegen hatte für seine persönlichen Attacken auf Harris derweil scharfe Kritik bekommen, auch aus den Reihen der eigenen Partei. Zuletzt erklärte mit Ex-Vizepräsident Mike Pence ein einstiger Weggefährte, er könne Trump bei der kommenden Wahl nicht unterstützen. Mehr als 200 Republikaner sprachen sich zudem in einem offenen Brief gegen Trump aus.
Trumps schwache Performance bei seinen Auftritten bleibt auch seinen Anhängern nicht verborgen. „Nachdem ich mir das angehört habe, habe ich tatsächlich Angst, dass Trump wieder Präsident wird“, zitierte der britische „Guardian“ kürzlich eine Besucherin einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania. „Ich wusste die Hälfte der Zeit nicht, wovon er geredet hat. Vielleicht war er schon immer so, aber er wirkt schlimmer, instabiler.“
Noch 2016 habe sie eine Trump-Fahne im Vorgarten stehen gehabt, berichtete die Frau. Bei der Wahl 2020 habe sie die bereits nicht mehr aufgestellt. Nun scheint die Geduld der einstigen Anhängerin Trumps am Ende zu sein.
Kritik an Trump aus Reihen der eigenen Partei
Auch zuvor hatten Trump-Anhänger sich über die Reden des Kandidaten beklagt. „Das ist nur noch Geschwätz“, zitierte „The Atlantic“ eine Besucherin. Bereits im Mai hatten derweil Aufnahmen von einem Auftritt in New Jersey für Wirbel gesorgt, dort war zu sehen, wie tausende Anhänger des Republikaners eine Kundgebung verließen, während Trump noch am Mikrofon stand.
Die Zweifel an Trump wachsen aber nicht nur bei seinen Anhängern. Laut einer Umfrage von Ende August sank die Anzahl derjenigen, die Trump zu trauen, nationale Sicherheitsbriefings zu verstehen, in Sitzungen aufmerksam zu bleiben und sich die Namen von Staatsoberhäuptern zu merken, zuletzt rapide. Auch die Anzahl der Amerikaner, die glauben, dass Trump in vier Jahren noch am Leben sein wird, hat demnach stark abgenommen, berichtete der „Guardian“.
Im Harris-Lager hat man diese Entwicklung durchaus erkannt. „Sie kann die Frage des Alters und der Bereitschaft, eine vierjährige Amtszeit zu absolvieren, zu einer Belastung für Donald Trump machen“, sagte Ben Wikler, Vorsitzender der Demokraten in Wisconsin, bereits kurz nach Bidens Verzicht auf die Kandidatur. „Das ist ein Reset bei den Präsidentschaftswahlen“. Aus dem Trump-Lager hieß es damals, derartige Attacken könnten mit einer Fokussierung „auf die Kompetenzen“ des Republikaners einfach abgewehrt werden.