Der Kommentar von Michael Fuchs zum „Marsch für das Leben“ findet viel Zuspruch. Hier eine Auswahl unserer zahlreichen Zuschriften.
LeserbriefeDas sagen Rundschau-Leser zum „Marsch für das Leben“ in Köln
Als Teilnehmer an dem Marsch für das Leben muss ich sagen, dass ich überrascht bin von der Aggression und Gewaltbereitschaft der Gegendemonstranten. Den Kommentar von Michael Fuchs kann ich nur unterstützen. Meinungsfreiheit ist ein Grundrecht und ein Menschenrecht. Dieses muss auch und vor allem Andersdenkenden gewährt werden, sonst ist das Zeitalter der Demokratie in unserem Land beendet. Auch die haltlosen Vorwürfe im Protestbrief an Herrn Mandl zeugen davon, dass die Schreiber sich mit dem Bundesverband Lebensrecht nie beschäftigt haben. Zu den angeblichen Bedrohungen von Beratungsstellen durch BVL-Mitglieder gibt es außer vielfach wiederholter Verleumdungen keine Belege. Gebete vor Beratungsstellen können nur schwerlich als Bedrohung uminterpretiert werden. Sachbeschädigungen durch linke Abtreibungs-Fans sind an der Tagesordnung, an Beratungsstellen von Pro-Life Organisationen, die seit Jahren ohne staatliche Unterstützung konkrete Hilfe für Schwangere und Mütter anbieten, und mittlerweile sogar an kirchlichen Einrichtungen.
Dieter Egert, Köln
Ihr Kommentar zum „Marsch für das Leben“ in Köln ist bisher einer der ganz wenigen ausgewogenen Beiträge zu diesem Thema, der Demokratie und Pluralismus, so wie man sie noch vor einigen Jahren in diesem Land kannte, das Wort redet. Ich bin selbst mit einer Gruppe Bonner Katholiken dabei gewesen. Und ich bin immer noch erschüttert: Das ist also das weltoffene, tolerante Köln, in dem angeblich jeder willkommen ist wie sich gezeigt hat offenbar aber nur, wenn man die Regenbogenfahne schwenkt und Mitglied der queeren Community ist. Die Aggression der Gegendemonstranten war mit Händen zu greifen. Man wurde als friedlicher Demonstrant für das Leben latent mit Verbalinjurien überzogen, man bekam die Zunge herausgestreckt und den ausgestreckten Mittelfinger. Überhaupt nicht zu begreifen, war, dass die Polizei nicht dagegen einschritt, dass wir eingekesselt wurden und dass wir den angemeldeten Weg nicht gehen konnten. Als unsere Demonstration aufgelöst wurde, hatte niemand dafür gesorgt, dass die Gegendemonstranten auf dem Heumarkt unsere Stände nicht verwüsteten Ich hatte den Eindruck, dass die Polizisten überfordert mit der Situation waren und auch keine klare Anweisung hatten, uns den Weg frei zu machen. Letztlich haben sie uns aber gut beschützt und abgeschirmt, so dass niemand körperlich zu Schaden kam. Auch dafür gebührt ihnen Dank.
Dorothee Müller, Bonn
Ganz herzlichen Dank für den Kommentar zum „Marsch für das Leben“. Scharfsinniger konnte man das Verhalten der Gegendemonstranten nicht analysieren. Hoffentlich wird möglichst vielen bei den Aktionen der Gegendemonstranten klar: das ist Programm! Die Radikalisierung wächst in beängstigendem Maße was setzen wir dagegen? Bewundernswert, dass sich die vielen jungen Teilnehmer des „Marsches für das Leben“ jedenfalls von den Hasstiraden der Gegendemonstranten nicht provozieren ließen. Sie sangen, tanzten, beteten.
Gabi Görtz, Köln
Ich war erschüttert, von mehreren Augenzeugen der Pro-Life-Demonstration zu hören, was sich in Köln ereignet hat. Die Hilflosigkeit und Überforderung der Polizei gegenüber dem Hass der Gegendemonstranten macht traurig und nachdenklich. Friedlich seine Meinung zu äußern, wird unmöglich, wenn nicht gar gefährlich. Es bereitet mir große Sorgen, dass Lautstärke und Gewalt so viel Macht haben, dass sich die Gegendemonstranten als Gewinner sehen. Der Umgang mit dieser Demonstration ist ein Armutszeugnis für Deutschland und offenbart die Scheinheiligkeit unserer Demokratie. Nur noch der, der dem Mainstream folgt, hat das Recht, sich zu äußern? Oder nur der, der am lautesten schreit? Wo bleibt die ständig geforderte Liberalität und Toleranz? Mit welchem Recht pachten die Gegendemonstranten diese Werte für sich?
Cornelia Rothweiler , Aachen
Die zu politischer Neutralität verpflichtete Oberbürgermeisterin fordert dazu auf, sich gegen eine von ihrer Behörde genehmigte Demonstration zu wehren. Die Polizei zeigt sich nicht in der Lage, die Durchführung einer friedlichen Demonstration sicherzustellen, sondern hält hochaggressive Gegendemonstranten auf „eine Armlänge Abstand“ zu Familien und Jugendlichen, die eingekesselt in einen wütenden Mob den verhinderten Marsch unbeeindruckt zu einer Party für das Leben umfunktionieren. Weder Übergriffe noch massive Störungen eines Gottesdienstes in der Minoritenkirche werden verhindert. Meinungsfreiheit? Demonstrationsfreiheit? Glaubensfreiheit? Grundrechte gelten in der Praxis Kölner Behörden offenbar nur, soweit sie ideologisierten Stichwortgebern in den Kram passen. Ein Armutszeugnis für eine Stadt, die sich bei jeder Gelegenheit ihrer angeblichen Toleranz und Vielfalt rühmt.
Matthias Christ, B. Gladbach
Vielen Dank für Ihren Kommentar bezüglich Demokratie und Meinungsfreiheit, bezogen auf die Gegendemos bei „Marsch für das Leben“. Sie haben vollkommen Recht. Es ist ein Armutszeugnis für unsere Demokratie, wenn man Angst haben muss, wenn man seine Meinung äußern will.
Achim Kampker, Köln
Es ist fürchterlich, dass man so niedergemacht und gedemütigt wird, wenn man seine Meinung sagt. So etwas sollte es in einem demokratischen Land wie Deutschland nicht geben! Jeder sollte seine Meinung sagen können und das sollte respektiert werden, auch wenn man anderer Meinung ist. Es ist auch unmöglich, dass die Leute daran gehindert wurden, nach dem Marsch in die Kirche zu gehen! Wir haben hier ein Recht auf freie Ausübung der Religion und es geht gar nicht, dass uns das verboten wurde.
Antonia (17)
Zum ersten Mal fand der Marsch für das Leben in Köln statt. Es kamen 2800 Menschen, um für das Lebensrecht von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod auf die Straße zu gehen. Viele haben morgens die Heilige Messe besucht. Natürlich gab es auch etwa 300 Gegendemonstranten. Aber dadurch haben sich die Befürworter des Lebens nicht einschüchtern lassen. Vielmehr wurde das Leben gefeiert mit drei Mal „Kölle Alive“ und Tanz auf der Straße. Das ist Köln.
Christine Pies, Köln
Ihr Bericht über den Marsch für das Leben und die Gegendemonstration vermittelt einen guten Eindruck: Frohe Menschen bei den Lebensrechtlern einerseits und ohrenbetäubender Lärm auf der anderen Seite. Dem ging eine Vorverurteilung in der überwiegenden Öffentlichkeit voraus, die die Lebensschützer in eine faschistoide Ecke drängten. Vollkommen undemokratisch ist es aber, der Lebensrechtsbewegung das Grundrecht der Demonstration verweigern zu wollen. Zumal, wenn im Vorfeld zur Blockade und Störung aufgefordert wird. Es befremdet schon sehr, wenn die Oberbürgermeisterin es öffentlich für gut findet, sich entgegenzustellen. Es wäre Aufgabe des Ordnungsamtes gewesen, der Gegendemonstration einen anderen Versammlungsort zuzuweisen. Das Versammlungsgesetz sieht ausdrücklich vor, dass Demonstrationen nicht gestört werden dürfen. So musste die Polizei die Suppe wieder auslöffeln. Eine Klarstellung der Oberbürgermeisterin ist mehr als angebracht! Der Kommentar von Michael Fuchs könnte ihr Orientierung bieten.
Ernst Michael Striefler, Köln
Kein vernünftiger Mensch erhebt sich über eine Frau oder ein junges Mädchen, das ungewollt schwanger geworden ist. Wenn allerdings der Erzeuger nicht zu seinem Kind stehen will oder die Eltern ihre minderjährige Tochter mit der Schwangerschaft überfordert sehen oder ihre Tochter nicht unterstützen können oder wollen, dann steht die Schwangere alleine da. Rat und Beistand findet sie dann bei den verschiedenen, derzeit so kritisierten und im Bundesverband Lebensrecht zusammengeschlossen Verbänden. Diese sind weder radikal noch fundamentalistisch. Niemals soll einer Schwangeren das Selbstbestimmungsrecht genommen oder sie gar zur Geburt ihres Kindes „genötigt“ werden. Gut, dass wenigstens ein Teil der CDU den Marsch für das Leben begrüßt.
Knut Wiebe, Köln
Was die Lebensschützer auf dem Heumarkt verkündeten, mag einem passen oder nicht. Sie haben ihr grundgesetzlich geschütztes Recht in Anspruch genommen und dabei, soweit bekannt, nicht gegen sonstiges geltendes Recht verstoßen.
Ganz anders die weitaus meisten Gegendemonstranten. Hörbar und sichtbar ging es ihnen nicht darum, ihre Gegenmeinung laut und deutlich kundzutun – wozu auch sie selbstverständlich das Recht haben -, sondern die „Lebensschützer“ niederzubrüllen, ihnen den Weg zu versperren und sie damit an der Ausübung ihrer Meinungs- und Demonstrationsfreiheit zu hindern. Damit haben sie gegen das Versammlungsrecht verstoßen. Werden sie dafür in angemessener Weise zur Verantwortung gezogen?
Die Stadt Köln konnte wissen, was sich auf Heumarkt und Straßen abspielen würde. Warum hat sie das unwürdige Spektakel nicht verhindert? Zum Beispiel dadurch, dass sie die beiden Veranstaltungen nacheinander zugelassen hätte – oder an verschiedenen Plätzen? So wie am Samstag geschehen war die Zurückweisung der Lebensschützer eher ein Akt von Krawall als von Meinungsfreiheit.
Kurt Gerhardt, Köln