Der aus Zülpich-Sinzenich stammende Jason Zeller lebt im Box-Internat in Frankfurt/Oder. Dort verfolgt er seinen großen Traum von Olympia.
Box-TalentJason Zeller aus Zülpich gibt alles für den Olympia-Traum
Um 6.20 Uhr klingelt der Wecker von Jason Zeller im Box-Internat in Frankfurt/Oder. Dann geht es für den 19-jährigen Nachwuchsboxer zur Schule. Diese Morgenroutine hört sich erst einmal nicht allzu außergewöhnlich an.
Was den restlichen Tagesablauf von Zeller betrifft, unterscheidet sich das Ganze dann doch sehr deutlich von dem eines gewöhnlichen Schülers. Etwa drei Stunden drückt der gebürtige Sinzenicher die Schulbank, bevor die erste Trainingseinheit in der an die Schule grenzende Turnhalle des Frankfurter Boxinternats stattfindet.
Schule, Training, Schule, Training
Auf dem Plan stehen morgens mit Kraft- und Ausdauertraining die Grundtugenden eines jeden Boxers. In einer kompetitiven, aber freundschaftlichen Atmosphäre pushen sich die Boxtalente des Internats dann unter Blut und Schweiß gegenseitig bis ans Limit.
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Nach der kräftezehrenden Einheit ist Zeller dazu angehalten, seine Energiespeicher durch Essen schnell wieder aufzufüllen. Hier orientiert sich der Boxer an den Ernährungsplänen seines größten Förderers und Vaters Dirk Zeller. „Ohne die Unterstützung meines Vaters wäre das alles nicht möglich gewesen. Er hat mich überall hingefahren und immer gesagt: Wenn du eine Sportart machst, dann mit vollem Einsatz und großen Zielen.“
Der Ernährungsplan stammt vom Papa
Dirk Zeller, dessen zweiter Sohn Leroy nicht weniger erfolgreich in den Vereinigten Staaten Fußball am College spielt, um in der Major League Soccer Profifußballer zu werden, stellt seinen beiden Söhnen von Beginn an Trainings- und Ernährungspläne zusammen. Diese waren so gut ausgearbeitet, dass Jasons Trainer in Frankfurt diese kaum bis gar nicht verändern mussten.
Frisch geduscht heißt es von 12.40 bis 16 Uhr dann wieder Pauken für Jason Zeller, der im Sommer sein Abitur anstrebt. Im Anschluss an den zweiten Unterrichtsblock folgt die zweite Trainingseinheit des Tages. In der Nachmittagseinheit werden Hanteln für gewöhnlich gegen Boxhandschuhe eingetauscht. Jetzt geht es für Zeller und seine Trainingspartner im Sparring und weiteren gemeinsamen Übungen darum, die Technik und kampfspezifischen Fähigkeiten möglichst nah am Wettkampf zu verbessern.
Individualtraining in der Freizeit
Mit Hausaufgaben, Regeneration und Essen ist der Tag eines Nachwuchsboxers am Internat danach für gewöhnlich beendet. Nicht aber für Jason Zeller: Häufig geht es für den Halbschwergewichtsboxer dann noch zum Individualtraining. „Wer nicht mehr als die Anderen macht, kann auch nicht erwarten, besser als die Anderen zu werden“, ist hierbei Zellers Devise.
Diese Extraschichten sind besonders wichtig, um den zeitlichen Nachteil gegenüber anderen Talenten auszugleichen, den er wegen seiner erst vier Jahre andauernden Karriere hat. Insgesamt zehn bis 14 Trainingseinheiten spult der 19-Jährige jede Woche in Frankfurt/Oder im Internat ab. Viel Zeit für Freizeitgestaltung bleibt da nicht. Wenn der Schüler einmal ein Wochenende trainingsfrei hat, nutzt er dieses für seine Regeneration oder für einen Heimatbesuch bei seinen Eltern und Freunden in Sinzenich.
Wohnort Frankfurt/Oder
Seit mittlerweile zwei Jahren wohnt Zeller in Frankfurt an der Oder, wo der Olympiastützpunkt Brandenburg seine Sportler in verschiedenen Sportarten auf die Profikarriere vorbereitet. Sechs deutsche Boxer vom Olympiastützpunkt haben es bereits geschafft, bei einem olympischen Wettbewerb Medaillen für Deutschland zu gewinnen.
Unter diesen Olympioniken findet sich unter anderem Boxlegende Henry Maske, Olympiasieger von 1988, wieder. Maske ist das große Vorbild von Jason Zeller. Wenn es nach ihm und seiner Familie geht, wird der 19-jährige Schüler 2024 in Paris oder 2028 in den USA der nächste Olympiateilnehmer aus der Box-Eliteschule in Frankfurt. „Ich könnte mir nichts Größeres vorstellen, als bei Olympia die Farben meines Landes Deutschland zu vertreten und alles aus mir rauszuholen.“
Nominierung für U19-WM
Zeller verfügt bereits über einige Boxerfahrung gegen internationale Kontrahenten. Vergangenes Jahr gewann er bei Turnieren in Moldawien im Halbschwergewicht in seiner Gewichtsklasse und in Prag im Cruisergewicht gegen deutlich schwerere Gegner.
Das größte Highlight des zurückliegenden Jahres war für Zeller aber die Nominierung als Reserveboxer für Deutschland bei der U19-Weltmeisterschaft in Alicante. Das hatte sich Zeller bei der Qualifikation für die WM in Brandenburg erarbeitet, als er gegen den amtierenden deutschen Meister mehr als nur gut mithalten konnte und somit den Bundestrainer so stark beeindruckte, dass dieser ihn als Trainingspartner mit an die Costa Blanca nahm.
Bei den Deutschen Meisterschaften selbst lief es dann allerdings weniger gut für das Boxtalent aus der Eifel, als er durch ein sehr umstrittenes Kampfergebnis knapp unterlag und keine Medaille gewann. Die Chance, es diesmal besser zu machen, hat Zeller im Oktober, wenn erneut die Deutschen Meisterschaften anstehen. Solange trainiert und kämpft der ehrgeizige Zeller jeden Tag, um sich zu verbessern, und hat dabei seinen großen Traum fest vor Augen: die Olympischen Spiele in Paris oder den USA.