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„Bekenne mich schuldig“Bewährung für Ex-Formel-1-Boss Ecclestone

Lesezeit 4 Minuten
Bernie Ecclestone (l), ehemaliger Formel-1-Chef, kommt am Southwark Crown Court an. Ecclestone hat sich in einem Betrugsverfahren in London schuldig bekannt. Die Anklage wirft ihm vor, Auslandsvermögen in Höhe von mehr als 400 Millionen Pfund (rund 463 Mio. Euro) bei der Steuer falsch angegeben zu haben.

Ex-Formel-1-Boss Ecclestone hat vor Gericht Betrug eingeräumt.

Lange hat er Betrug dementiert, kurz vor Beginn eines mehrwöchigen Prozesses räumt Bernie Ecclestone die Betrugsvorwürfe gegen sich doch ein – und zahlt eine gewaltige Summe. Der offensichtliche Deal rettet ihn vor einer Haftstrafe.

652.634.836 Pfund und ein Schuldeingeständnis: Mit einer gewaltigen Steuernachzahlung, umgerechnet rund 756 Millionen Euro, hat der frühere Formel-1-Chef Bernie Ecclestone eine Haftstrafe wegen Betrugs vermieden. Der 92-Jährige räumte in London die Vorwürfe gegen sich ein. „Ich bekenne mich schuldig“, sagte Ecclestone, in einen grauen Anzug gekleidet und in Begleitung seiner Ehefrau Fabiana Flosi. Der Southwark Crown Court verurteilte ihn am Donnerstag zu 17 Monaten Haft – ausgesetzt auf zwei Jahre zur Bewährung.

Eine Gerichtszeichnung von Elizabeth Cook zeigt den ehemaligen Formel-1-Boss Ecclestone, während er vor dem Southwark Crown Court verurteilt wird. Ecclestone hat sich in einem Betrugsverfahren in London schuldig bekannt. Die Anklage wirft ihm vor, Auslandsvermögen in Höhe von mehr als 400 Millionen Pfund (rund 463 Mio. Euro) bei der Steuer falsch angegeben zu haben.

Eine Gerichtszeichnung von Elizabeth Cook zeigt den ehemaligen Formel-1-Boss Ecclestone, während er vor dem Southwark Crown Court verurteilt wird.

Nach Ansicht der britischen Anklagebehörde hat der einst einflussreichste Mann des Motorsports Auslandsvermögen in Höhe von mehr als 400 Millionen Pfund bei der Steuer falsch angegeben. Das US-Magazin „Forbes“ schätzt das Vermögen von Ecclestone und seiner Familie auf rund 2,9 Milliarden US-Dollar (2,73 Mrd Euro).

Ecclestone entgeht mit dem Deal einer möglichen Haftstrafe

Zuvor hatte Ecclestone die Anschuldigungen stets zurückgewiesen. Nun sieht alles nach einem Deal mit der Justiz aus. Wenige Wochen vor dem Start des Betrugsprozesses - und Ecclestones 93. Geburtstag - präsentierte Staatsanwalt Richard Wright vor Gericht alle Bestandteile der offenkundigen Absprache.

Ecclestone räume ein, dass seine früheren Antworten falsch waren, wie Wright sagte. „Er akzeptiert jetzt, dass in Bezug auf diese Angelegenheiten eine gewisse Steuer fällig ist.“ Verteidigerin Christine Montgomery betonte, ihr Mandant „bedauert zutiefst die Ereignisse, die zu diesem Strafprozess geführt haben“. Theoretisch war eine Verurteilung von bis zu zehn Jahren Haft möglich.

Trust in Höhe von 650 Millionen US-Dollar versäumt zu deklarieren

Der Vorwurf ist schon mehrere Jahre alt. Am 7. Juli 2015 versäumte es Ecclestone laut Anklage, einen Trust in Singapur mit einem Bankkonto in Höhe von rund 650 Millionen US-Dollar zu deklarieren, was damals einem Wert von etwa 400 Millionen Pfund entsprach. Vielmehr hatte Ecclestone angegeben, Begünstigte des Trusts seien seine drei Töchter Deborah (68), Tamara (39) und Petra (34). Das sah die britische Finanz- und Steuerbehörde HMRC anders. Sie war der Ansicht, dass der Milliardär selbst von dem nicht deklarierten Vermögen im Ausland profitieren wollte. Mit seiner dritten Ehefrau Flosi hat Ecclestone zudem noch den Sohn Ace, der im Juli 2020 geboren wurde.

ARCHIV - Der Chef-Promoter der Formel 1 posiert am 27.05.2007 mit seinen Töchtern Petra (l) und Tamara (r) und seiner damaligen Ehefrau Slavica beim GP Monaco. Von Demokratie hält Bernie Ecclestone nicht viel, seit Jahrzehnten gehorcht ihm die Formel 1. Sein Vermögen wird auf knapp drei Milliarden Euro geschätzt. Doch Geld, Macht und Erfolg bedeuten dem Briten, der am Donnerstag (28.10.2010) 80 wird, nach eigener Aussage: «Nichts. Null. Gar nichts.» Foto: Oliver Weiken dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Der Chef-Promoter der Formel 1 posiert 2007 mit seinen Töchtern Petra (links) und Tamara (rechts) und seiner damaligen Ehefrau Slavica (mittig) beim GP in Monaco.

Ausgangspunkt der „komplexen und weltweiten“ Ermittlungen von HMRC war ausgerechnet eine hohe Zahlung Ecclestones. Er hatte vor rund zehn Jahren eine Geldauflage von 100 Millionen US-Dollar bezahlt, im Gegenzug wurde ein Verfahren wegen Bestechung in München eingestellt. Dabei ging es um den Verkauf der Formel 1 an das Investmentunternehmen CVC im Jahr 2006. Als Beamte von HMRC ihn im Juli 2015 befragten, verneinte der Milliardär die Frage, ob er Verbindungen zu weiteren Trusts innerhalb oder außerhalb des Vereinigten Königreichs habe. „Diese Antwort war unwahr oder irreführend“, sagte Ankläger White. „Mister Ecclestone wusste, dass seine Antwort möglicherweise unwahr oder irreführend war.“

Nicht der erste Skandal von Ecclestone

Ecclestone prägte die Formel 1 seit der Übernahme der Werbe- und Fernsehrechte Ende der 1970er Jahre wie kein Zweiter. Der nur knapp 1,60 Meter große Brite machte die Serie als machtvoller Geschäftsführer zu einem weltumspannenden und milliardenschweren Unternehmen. Ecclestone erschloss immer wieder neue Märkte, er schreckte dabei vor politisch umstrittenen Ländern und Machthabern nicht zurück. Im Januar 2017 wurde Ecclestone von den neuen Formel-1-Besitzern Liberty Media als Geschäftsführer abgesetzt.

Mit seiner Meinung zu Diktaturen und anderen brisanten Aussagen sorgte der Brite immer wieder für Unverständnis und Skandale. Noch Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nannte er Russlands Präsident Wladimir Putin „eine erstklassige Persönlichkeit“. „Ich würde noch immer für ihn durchs Feuer gehen“, sagte Ecclestone im Juni 2022 dem britischen Sender ITV.

Kurz zuvor hatte ein Vorfall in Brasilien für Aufsehen gesorgt. Ecclestone bestritt anschließend, dass er wegen illegalen Waffenbesitzes an einem Flughafen festgenommen worden sei. Er sei lediglich befragt worden. Die Kleinpistole vom Typ LWS-32 des US-Herstellers Seecamp sei versehentlich in seinen Koffer gepackt worden. Er habe 6000 Brasilianische Real (damals 1175 Euro) Strafe zahlen müssen, und die Waffe sei beschlagnahmt worden. (dpa)