Anne Will ist eine der bekanntesten Polit-Talkerinnen in Deutschland und gibt den Job am Sonntagabend jetzt auf. Was wird sie danach machen?
Polit-TalkrundeAnne Will ein letztes Mal bei „Anne Will“
Für Politiker ist es sicher einer der wichtigsten Orte, um gehört zu werden. Sonntagabends nach dem „Tatort“ im Ersten - wenn Millionen in Deutschland den Krimi geschaut haben - beginnt „Anne Will“. Wer in der Polit-Talkrunde auf dem Top-1-Sendeplatz im öffentlich-rechtlichen ARD-Programm sitzt, kann Debatten der Woche anstoßen und prägen. Die Journalistin Anne Will hört jetzt auf. Am Sonntag (3. Dezember, 21.45 Uhr) moderiert sie zum letzten Mal die Talkrunde.
Die 57-Jährige hat den Talkabend 16 Jahre lang mit ihrer Person so stark geprägt, dass man fast meinen könnte, dass die Sendung auch ohne sie weiterhin „Anne Will“ heißen müsste. Aber das ist natürlich Quatsch. Vor Monaten wurde der Arbeitstitel für die Sendung ihrer Nachfolgerin und Ex-„Tagesthemen“-Moderatorin Caren Miosga (54) bekannt: „Miosga“.
Anne Will: Stationen bei den „Tagesthemen“ und der „Sportschau“
Miosga konkurriert dann wie Will mit der ZDF-Konkurrenz Maybrit Illner („Maybrit Illner“) und Markus Lanz („Markus Lanz“) sowie bei der ARD mit Sandra Maischberger („Maischberger“) und Louis Klamroth („hart aber fair“). Allerdings hat keiner dieser Talkmoderatoren zeitgleich mit Miosga die eigene Sendung.
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Was Anne Will, die früher viele Jahre die „Tagesthemen“ im Wechsel mit Ulrich Wickert (80) präsentierte und davor bei der „Sportschau“ war, künftig machen wird, hat sie noch nicht bekanntgemacht. Im Januar hatte der Norddeutsche Rundfunk (NDR), der für „Anne Will“ in der ARD zuständig ist, mitgeteilt, dass sie neue Projekte angehen wolle, „über die sie sich auch mit dem NDR bereits im Gespräch befindet“.
Laut NDR sahen 2022 im Schnitt mehr als 3,6 Millionen Menschen „Anne Will“
Der öffentlich-rechtliche Sender äußerte sich seither nicht mehr zu möglicher Zusammenarbeit. Von Will hieß es in der gemeinsamen Pressemitteilung damals: „2024 ist Neustart angesagt! Dann ist Zeit für Veränderung, andere Projekte, neue Perspektiven.“
Laut NDR sahen 2022 im Schnitt mehr als 3,6 Millionen Menschen (Marktanteil 15,1 Prozent) den Polit-Talk. 2021 waren es 4,12 Millionen. Ein Blick auf frühere Jahre: 2010 waren es laut Sender 4,18 Millionen Zuschauer, 2020 3,97 Millionen. 2015 - Sendeplatz Mittwoch - dagegen nur 1,48 Millionen. 553 Ausgaben kamen in 16 Jahren mit mehr als 1300 Gesprächsgästen zusammen.
2011 wechselte der Sendeplatz ihrer Talkshow, die in Berlin produziert wird, auf den Mittwoch. Der Grund: Der Sonntagabend-Platz wurde für Moderator Günther Jauch freigeräumt und Will musste das Feld räumen. In einem „Spiegel“-Interview hatte Will 2010 eine „monatelange Hängepartie“ beklagt und gesagt: „Das war unschön. Das kann man besser machen.“ 2016 kehrte sie wieder zurück auf den Sonntagabend.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war mehrfach zum Einzelinterview zu Gast
Die in Köln geborene Journalistin begann ihre Karriere im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Sie machte beim Sender Freies Berlin (SFB, später RBB) ein Volontariat und arbeitete dann erst einmal dort im Radiobereich. In einer Sendung auf Radio eins (RBB) anlässlich 100 Jahre Radio, sagte sie kürzlich im Gespräch mit der neuen „Tagesthemen“-Moderatorin Jessy Wellmer: „Ich habe wirklich wahnsinnig gerne fürs Radio gearbeitet.“ Ihr Ziel sei es gewesen, die „rasend schnelle Radioreporterin“ zu werden. „Hat nicht ganz geklappt, aber ist trotzdem ok gelaufen.“
Politiker wussten um die Bedeutung der Sendung „Anne Will“. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) etwa suchte sich gleich mehrmals die Journalistin für Einzelinterviews aus, um ihre Botschaften zu platzieren. Dass Will von Politikern geschätzt wird, machte diese Bemerkung von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am vergangenen Sonntag in der Sendung deutlich: „Schade, dass Sie gehen.“ (dpa)