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Ex-Kanzlerin in ZDF-DokuAngela Merkel kritisiert AfD-Wähler: „Nichts, wofür ich Verständnis habe“

Lesezeit 3 Minuten
Angela Merkel, (CDU) hier bei der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Ausführung, kann es nicht nachvollziehen, wenn Menschen aus Wut AfD wählen. (Archivbild)

Angela Merkel, (CDU) hier bei der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Ausführung, kann es nicht nachvollziehen, wenn Menschen aus Wut AfD wählen. (Archivbild)

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in einer ZDF-Dokumentation über AfD-Wähler, die DDR und Erdogan gesprochen.

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich im Rahmen einer Fernsehdokumentation zur AfD geäußert und klargemacht, dass sie den Höhenflug der rechtspopulistischen Partei kritisch sieht. Merkel sprach davon, dass sie kein Verständnis dafür habe, wenn Menschen die AfD wählen. „Wenn man sich sozusagen auf Kosten anderer Menschen, auch anders aussehender Menschen und Menschen mit anderer Biografie profiliert, dann ist das nichts, wofür ich Verständnis habe.“

Sie verstehe, dass man über manches verärgert sei. Aber sie sei nicht bereit zu akzeptieren, dass man deshalb Ideen und Gedankengut unterstütze, die für sie nichts mit Toleranz zu tun hätten. „Da würde ich immer dagegen argumentieren und würde sagen, man kann in dieser demokratischen Gesellschaft auch anders seine Kritik und seinen Ärger zum Ausdruck bringen“, so die langjährige Kanzlerin.

Angela Merkel spricht in ZDF-Dokumentation über AfD und DDR

Angela Merkel äußerte sich in der ZDF-Dokumentation „Am Puls mit Mitri Sirin“ auch zu weiteren Themen. Unter anderem nahm sie Stellung zu ihrem Erleben in der DDR. Für die Ex-Kanzlerin gibt es demnach einen Unterschied zwischen dem Staat DDR und dem persönlichen Leben dort. „Die DDR hat es trotz aller Versuche, Jugendliche immer wieder zu beeinflussen, natürlich nicht geschafft, die Familie zu ersetzen. Man hatte Freunde, man hat gefeiert, wir sind mit den Eltern in den Urlaub gefahren. Das waren ja alles Erlebnisse“, sagte sie dem ZDF.

Ich meine, die Anwesenheit von Freiheit formt Menschen, aber die Abwesenheit von Freiheit formt sie ja auch.
Angela Merkel über das Leben in der DDR

„Und dann gibt es noch die prägenden Erlebnisse durch den Staat. Ich meine, die Anwesenheit von Freiheit formt Menschen, aber die Abwesenheit von Freiheit formt sie ja auch.“ Sie habe immer auch darüber geredet, dass es einen Unterschied gebe „zwischen dem Staat DDR, dessen Überwindung wir natürlich alle begeistert gefeiert haben und einem persönlichen Leben, das ja in jedem Land mehr ist als nur die staatliche Struktur“.

Angela Merkel über Ansage an Erdogan: „Pass auf, deren Bundeskanzlerin bin ich“

Merkel sprach in der Doku auch über ihre Zeit als Bundeskanzlerin und betonte dabei, dass sie Bundeskanzlerin aller Menschen war, die dauerhaft in Deutschland leben. „Ich habe darüber auch mit dem türkischen Präsidenten Erdogan sehr häufig gesprochen“, sagte sie dem ZDF. Es sei um die Frage gegangen, wer verantwortlich sei für türkischstämmige Menschen, die hier in zweiter oder dritter Generation wohnen.

„Und ich habe immer gesagt: ‚Pass auf, deren Bundeskanzlerin bin ich‘.“ Deutschland umfasse alle. „Da wir ja jetzt auch in den letzten Jahren sehr viele Menschen haben, die dauerhaft in unserem Land leben und noch nicht immer hier gelebt haben, ist das wieder eine neue Aufgabe, dass wir sie mit aufnehmen.“

Interview mit Angela Merkel Teil von Dokumentation zum Tag der Deutschen Einheit

Das Gespräch mit Merkel ist Teil der Dokumentation „Am Puls mit Mitri Sirin – wie viel Einheit haben wir erreicht?“, die am 3. Oktober, 19.20 Uhr, im ZDF und vorab in der ZDF-Mediathek zu sehen ist. Darin geht es um die Frage, warum viele Einwanderer auch über drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung und nach Generationen von Einwanderungsgeschichte noch immer das Gefühl haben, nicht wirklich angekommen zu sein.

ZDF-Moderator Mitri Sirin, dessen Eltern Ende der 1960er Jahre als Gastarbeiter aus der Türkei ins Münsterland kamen, geht der Frage nach, wo Deutschland 2023 steht und was sich ändern muss. „Sirin fühlt am Tag der Einheit Deutschland den Puls und erzählt Geschichten von Frust und Ausgrenzung – aber auch von gelungener Gemeinschaft und Teilhabe“, kündigt das ZDF an. (pst mit dpa)